Ein Fuchs sieht schwarz. Und weiß, dunkelgrau oder auch mal aschfahl - nur eben nicht bunt. "Ihm war nach Farbe", schreibt Einar Turkowski auf der ersten Seite seines schwarz-weißen Bilderbuches "Aus dem Schatten trat ein Fuchs", mit dem er seinen Protagonisten auf die Suche nach Farben schickt. Das Farblose habe etwas Puristisches, erklärt der Illustrator: "Man kann sich auf das Wesentliche konzentrieren."
Wie Turkowski geht es auch anderen Illustratoren, deren Bilderbücher die Internationale Kinder- und Jugendbibliothek (IJB) in der neuen Ausstellung "Schwarz Weiß Grau" zeigt. Bis September stehen 50 Bilderbücher lesebereit im Wehrgang von Schloss Blutenburg, die im Wesentlichen zwei Dinge gemeinsam haben: Sie sind nach der Jahrtausendwende erschienen und überwiegend farblos. Ansonsten aber hat Kurator Jochen Weber die Ausstellung bewusst vielfältig und vor allem international gestaltet: Neben deutschen Illustratorinnen und Illustratoren finden sich auch Werke von niederländischen, koreanischen oder polnischen Künstlern.
Lichtspiele in schwarz-weiß
Einige der Bücher verzichten ganz auf Text und lassen die monochromen Bilder für sich sprechen. So auch das Akkordeonbuch "Vues d'ici" der französischen Künstlerin Jolivet Joëlle, das mit einem Tag- und Nachterzählstrang gleich zwei Geschichten auf einmal liefert. Andere Bücher hingegen enthalten nicht nur Text, sondern sogar auch etwas Farbe: Mit "Flashlight" erzählt die spanische Illustratorin Lizi Boyd eine Entdeckergeschichte, in dem nur die Lichtkegel der Taschenlampen farbig erscheinen - der Rest bleibt monochrom. Fehlen den jungen Lesern da nicht die Farben?
"Wir unterschätzen Kinder", sagt Weber. Seiner Erfahrung nach ließen sich Kinder durchaus für schwarz-weiße Kunst begeistern und zeigten sich oft überrascht, wie viel auf den Bildern zu entdecken sei. Zudem fühlt Weber sich auch kulturell verpflichtet, den kreativen Blick von Kindern auf das zu lenken, was ihnen weniger vertraut ist: "Die ästhetische Erziehung ist ja auch die Aufgabe von Jugendbibliotheken." Deshalb finden in der Ausstellung auch Workshops für Schulklassen statt, die sich den farblosen Büchern unterschiedlich nähern.
Die Idee zur Ausstellung kam Weber, als er in seiner täglichen Arbeit als Lektoratsleiter immer öfter über schwarz-weiße Bücher stolperte. Schließlich entschied er sich dazu, einige von ihnen gebündelt auszustellen: "50 Schwarz-Weiß-Bücher zusammen wirken noch einmal in einer ganz anderen Ästhetik."
Handgemachte Illustrationen
Für Weber ist die Ausstellung aber nicht nur wirkmächtig, sondern auch eine Hommage an das traditionelle Illustrationshandwerk. Denn obwohl heute digitale Bildsoftware zur Verfügung steht, haben sich viele der in der Ausstellung vertretenen Künstler für traditionelle Techniken entschieden: Ihre Arbeitsmethoden variieren von Linol- und Holzschnitten über Aquarell bis hin zu einem besonders außergewöhnlichen Verfahren der japanischen Künstlerin Narisa Togo, die ölbasierte Farbe auf PVC-Fliesen gepresst hat.
Einige dieser Instrumente stellt die Bibliothek beispielhaft in den Vitrinen eines Lesesaal aus, der sich an den Wehrgang anschließt. Dazu können Besucher über QR-Codes Videos anschauen, in denen die Künstler von ihrer Arbeitsweise berichten - so auch Turkowski, der für seine Fuchsgeschichte ausschließlich mit Radiergummis und Druckminenbleistiften gearbeitet hat, wie er sagt: "Für ein solches Buch kann es durchaus sein, dass ich mal dreihundert, dreihundertfünfzig, vierhundert solcher Minen verbrauche."
"Schwarz Weiß Grau", Ausstellung der IJB, bis 3. September, Öffnungszeiten und Infos unter www.ijb.de