Blasmusik:Den Spielraum erweitern

Die Turbo-Blaskapelle "La Brass Banda" stellt ihr neues Album "Danzn" an sechs Tagen in 27 Biergärten vor. Dafür mussten Stefan Dettl und seine Mitmusiker etwas tricksen: Dank bester Kontakte bis hin zur Staatsregierung steht der ungewöhnlichen Tournee nichts im Weg.

Von Michael ZIrnstein

Pressefoto labrassbanda, Credit: David Koenigsmann

Treue Begleiter: Stefan Dettl (auf der Haube) nimmt seinen eigenen alten Benz mit auf Tour, und natürlich seine Weggefährten von La Brass Banda.

(Foto: David Koenigsmann)

Schon die Verlautbarung, dass die Bayerische Staatsregierung an dieser Tournee von La Brass Banda mitgebastelt habe, lässt einen staunen. Ist das die selbe Staatsregierung, die überaus vorsichtig beim Start der Kultur nach dem Corona-Stillstand agiert? Und die sich immer wieder zu Rock, Partys und Bierzelten äußerst misstrauisch geäußert hat: Gott behüte! Aber was sind La Brass Banda, mal abgesehen von ihren hochmusikalischen Anlagen, im Grunde? Richtig, eine Party-, Bierzelt- und irgendwie auch Rock-Kapelle.

"Wir können auch anders", beteuert deren Gründer und Chef Stefan Dettl. La Brass Banda nahmen einmal ein "Unplugged"-Album in einem Stall auf, so sanft, dass die darin befindlichen 80 Kühe nicht beim Wiederkäuen aufschreckten. Und ja, sie haben auf ihrem just zum Start der Tour herauskommenden neuen Album "Danzn" eben nicht nur druckvolle Tanzbodenfeger wie "Discobauer", sondern auch viele ruhige, von majestätischer Erhabenheit der Natur geprägte Stücke wie "In die Höh" oder "Auerhahn", die den Hörer samt seiner Viren für einen Moment in Ehrfurcht und Wonne erstarren lassen.

Um diese Platte herausbringen und vorstellen zu können, brauchte es also eine Tournee. Die für La Brass Band inzwischen angestammten Zig-Tausender-Hallen und -Zelte sind aber gerade für solche Großereignisse tabu, die Ausweichflächen draußen - falls vorhanden - derzeit auch bloß für 400 Gäste zugelassen. Nun ist Dettl aber stets für eine pfiffige Idee gut, die kam ihm diesmal bei einer seiner vielen zwecks Virenschutz in den Biergarten verlegten Besprechungen, wo es "eh viel lässiger als im Büro" sei. Der Gaststättenverband half, dank der besten Kontakte seiner Präsidentin mischte bald auch die Staatsregierung mit, und so dürfen Las Brass Banda binnen sechs Tagen in 27 Biergärten spielen, das sind unglaubliche vier, fünf Konzerte am Tag. Offiziell begleiten La Brass Banda dort das gastronomische Geselligkeit der sitzenden Gäste. "Natürlich verstehen wie uns nicht als Hintergrundmusik", sagt Dettl, aber in solchen Zeiten ist ein bisschen tricksen schon erlaubt. Erstaunlich eben nur, dass die Staatskanzlei da mitmacht. Was Dettl aber freut. Zwar sei er "sonst schon kritisch" und fand "manche Aussage unglücklich", aber "besser als zu protestieren" sei für ihn eben "ein gutes Konzept" und ein Miteinander. Jetzt müssten alle zeigen, dass sie mit Anstand und Abstand zu fröhliche Musik feiern können. Die Turbo-Blaskapelle hat da auch Spielraum. "Wir machen Musik für Situationen und Menschen", sagt Dettl, sollte die Lage also entgleisen, werde man in den Kuhstallmodus schalten. Immerhin haben La Brass Banda Vorbildfunktion und könnten mit der Tour für andere Bands den Weg ebnen. Das muss vor allem an einem Termin klappen: Da hat sich Ministerpräsident Markus Söder als Gast angekündigt.

La Brass Banda, Bierzelt-Tour, Start: Fr., 24. Juli, 12 Uhr, Reit im Winkl; weitere Termine: 25. Juli, München, 12 Uhr Hirschau, 14 Uhr Wiener Platz, 16 Uhr Seehaus, 19 Uhr Nockherberg; Eintritt frei, Reservierung jeweils über die Biergärten; labrassbanda.com

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