Süddeutsche Zeitung

Blade Night:"Wenn ich auf den Inlineskates stehe, fühle ich mich frei"

Nach zwei Jahren Zwangspause ist die Blade Night zurück - 2000 Inlineskater sind am ersten Montag in der Stadt unterwegs. Am Geld fehlt es noch etwas, doch die Veranstalter zeigen sich optimistisch.

Von Merlin Gröber

Ein letztes Mal den Knieschoner zurechtrücken, dann den Helm aufsetzen und los geht die Fahrt: Nach zwei Jahren Pause ist die Blade Night an diesem Montagabend zurück in der Stadt. Immerhin 2000 Teilnehmer sind laut Veranstalter gekommen, um zwei Stunden lang durch Münchens Westen zu rollen. Einer von ihnen ist Markus Lehner. Der Münchner ist ein Mann der ersten Stunde: "Seit 1999 fahre ich hier mit", sagt er, und freut sich, dass die längere Blade-Night-Pause nun vorbei ist.

Es ist kurz vor 21 Uhr, Lehner steht auf dem Vorplatz des Verkehrszentrums des Deutschen Museums, der sich langsam mit behelmten Menschen mit bunten Westen und Inline-Skates füllt. Hier, in der Nähe der Theresienwiese, wird diesen Sommer jeden Montag bei schönem Wetter der Startpunkt für eine der fünf neuen Strecken der diesjährigen Blade Night sein. Bei der ersten Fahrt am Montag führt die Tour in den Münchner Westen. Von der Theresienhöhe geht es über die Hackerbrücke die Dachauer Straße hoch, bevor die Strecke über den Georg-Brauchle-Ring zurückführt.

Ausweichen müssen dabei nur die Autos: Die Polizei sperrt die Straßenabschnitte rund 30 Minuten lang, damit die Skater gefahrlos über den Asphalt rollen können. "Es ist gut, wenn die Autos mal stehen bleiben müssen", findet Markus Lehner. Als politisches Statement sieht er die Blade Night aber trotzdem nicht: "Mir geht es hier um den Spaß am Skaten", sagt er. Lehner zieht seine Handgelenkschoner noch etwas fester und überprüft seine Protektoren am Knie. Da die Blade Night in den vergangenen beiden Jahren ausfiel, steht er zum ersten Mal seit Langem wieder auf Inlineskates. "Die Füße machen noch nicht ganz das, was sie sollen", sagt er und lacht. Er wartet noch auf einen Freund, dann kann der Spaß beginnen: In einer großen Gruppe über Straßen fahren, die sonst voller Autos sind, das ist für ihn der Reiz an der Blade Night.

Für den Studenten Artem Zatzepin bedeutet Skaten mehr als das: "Wenn ich auf den Inlineskates stehe, fühle ich mich frei", sagt der 23-Jährige. Zatzepin stammt aus St. Petersburg, für sein Studium kam er vor eineinhalb Jahren nach Deutschland. Seit der achten Klasse fährt er Inlineskates, inzwischen trifft er sich mehrmals wöchentlich mit Freunden zum "Freestyle-Slalom", einer Disziplin, bei der die Sportler auf Inlineskates verschiedene Parcours mit Hindernissen bewältigen. Zatzepin ist dieses Jahr Ordner bei der Blade Night. Gemeinsam mit den rund 200 anderen Freiwilligen sorgt er für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. "Ein paar von meinen Freunden sind auch hier, es ist schön, gemeinsam so etwas zu machen", sagt er. Dann muss er los, es sind nur noch wenige Minuten bis zum Start.

Die Blade Night hat in München eine lange Tradition: Bereits seit 1999 findet die laut Veranstalter "größte Nachtskateveranstaltung Europas" statt. Zeitweise rollten bis zu 30 000 Menschen auf ihren Rollerblades durch die abgesperrten Straßen. In den vergangenen zwei Jahren aber ging nichts mehr. Nach der Absage des Hauptsponsors AOK fand der Veranstalter, die Umweltorganisation Green City, zunächst keinen neuen Sponsor. Mit dem Sportartikelhersteller K2 ist dieses Jahr nun ein neuer Sponsor eingesprungen, der auch vor Ort kostenlos jeden Montag von 19 Uhr an Inlineskates und Schutzausrüstung verleiht. Insgesamt 100 Paar Skates stehen Fahrern ohne eigene Ausrüstung zur Verfügung.

Trotz des neuen Sponsors fehlen dem Veranstalter Green City bisher noch 23 000 Euro für die Organisation der Blade Night. Um die Lücke zu schließen, läuft derzeit ein Crowdfunding auf k2bladenight.de. Charlotte Hofmann, Projektleiterin der Blade Night, gibt sich zuversichtlich, dass das fehlende Geld noch eingenommen wird: "6000 Euro haben wir bereits zusammen, und jeden Tag kommt mehr rein." Und auch wenn das Geld nicht vollständig eingesammelt wird, soll die Blade Night dieses Jahr an insgesamt 18 Montagen um 21 Uhr starten; das Rahmenprogramm mit Liveinterviews und Musik geht bereits um 19 Uhr los. Am Pfingstmontag ist Familientag, da startet die Runde durch die Stadt um 15 Uhr. Mit den 2000 Besuchern am ersten Montag ist Hofmann zufrieden: "Für zwei Jahre Pause und das kalte Wetter ist das wunderbar", sagt sie. "Ab jetzt kann es aufwärts gehen."

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SZ vom 15.05.2019/jael
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