Black Jackets:Bandenmitglieder verkaufen kiloweise Gras

Black Jackets: In der Wahl ihrer Waffen sind die Black Jackets oft nicht zimperlich - in München haben sie Drogen in großem Stil verkauft.

In der Wahl ihrer Waffen sind die Black Jackets oft nicht zimperlich - in München haben sie Drogen in großem Stil verkauft.

(Foto: Polizei)
  • Anfang 2014 stürmten 160 Beamte das Clublokal der Straßengang Black Jackets.
  • Die Bande wollte den Rockern von den Hells Angels Konkurrenz machen - und beschäftigt seitdem die Justiz.
  • Kiloweise Gras sollen Gangmitglieder beschafft haben, um es weiter zu verkaufen.

Von Christian Rost

Statt einer schwarzen Kutte trägt Halil A. jetzt einen hellblauen Anzug. Der 28-Jährige ist ausgestiegen bei der Straßengang Black Jackets, von der nach einer groß angelegten Polizeiaktion ohnehin nicht mehr viel übrig sein dürfte in München. Anfang 2014 stürmten 160 Beamte das Clublokal der damals 50 Mitglieder zählenden Gruppe in der Lindwurmstraße und durchsuchten zudem zwölf Wohnungen.

Drogen und Waffen wurden gefunden, vier Chefs der Black Jackets in der Folge zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Mit der Straßengang, die den Rockern von den Hells Angels Konkurrenz machen wollte, beschäftigt sich die Justiz noch immer.

Seit diesem Dienstag müssen sich neben Halil A. drei Männer am Landgericht München I verantworten, die bei einem Drogendeal als Handlanger der Gang mitgemischt haben.

Geschäfte mit Marihuana

Laut Anklagte machten die Black Jackets seit 2013 mit Marihuana Geschäfte. Kiloweise Gras sollen Gangmitglieder beschafft haben, um es gewinnbringend weiter zu verkaufen. Von einem dieser Deals erfuhr die Polizei - als Ende Februar vorigen Jahres drei Kilo Marihuana von Münster zunächst nach Mitterscheyern (Landkreis Pfaffenhofen) gebracht und dann ins Clublokal nach München transportiert wurden. 16 000 Euro soll die Bande für die Ware gezahlt haben.

Alle vier Angeklagten räumten ein, in den Deal eingebunden gewesen zu sein. Der 37-jährige Fadil D. hatte das Gras in Münster entgegengenommen und in Bayern abgeliefert. Die Anklage ging ursprünglich davon aus, dass er der Großhändler im Hintergrund war.

Er bestritt das vor Gericht und ließ seinen Verteidiger Hartmut Wächtler erklären, dass er lediglich als Kurierfahrer angeheuert hatte.

Die 8. Strafkammer unter dem Vorsitz von Gilbert Wolf ging angesichts einer eher wackeligen Beweislage schließlich auch davon aus, dass D. lediglich Beihilfe nachzuweisen ist. Dennoch muss er mit einer Haftstrafe von mindestens einem Jahr bis maximal eineinhalb Jahren rechnen.

Chef der Kriminellen als "Vaterfigur"

Das Strafmaß hatten die Prozessbeteiligten in einem Rechtsgespräch vereinbart. Die anderen drei Angeklagten kommen nach dieser Vereinbarung sogar mit Bewährungsstrafen davon, auch deshalb, weil sie laut Richter Wolf bislang "gar nicht oder nur maßvoll" vorbestraft seien.

Halil A. hatte mit der Drogenfahrt direkt nichts zu tun. Er hatte aber die Tüte mit dem Gras aus dem Auto vor dem Clublokal geholt. A. war damals sogenannter Prospect (Anwärter) der Black Jackets und zwackte sich sogleich von dem gelieferten Gras 100 Gramm ab, um es auf eigene Faust zu verticken.

Der Gang habe er sich einst angeschlossen, um "Halt zu finden", erzählte A. Nach dem Tod seines Vaters und einer schweren Erkrankung seiner Mutter habe er sich in einer Krise befunden und in dem damaligen Black-Jackets-Chef eine Art "Vaterfigur" gefunden.

Dem Boss der Gang waren auch der 29-jährige Tufan O., der den Drogenankauf mit eingefädelt hatte, und der 24-jährige Müslüm A. eng verbunden.

A. wohnte sogar bei dem Boss. Als Supporter (Unterstützer) musste er das Marihuana in Mitterscheyern abholen und nach München bringen. Er sei dazu nicht gezwungen worden, sagte A., "aber ich wusste, dass ich da nicht drumherum komme".

Der Lohn für den Dienst war bescheiden: Zehn Euro für einen Stopp bei Burger King bekam er, dafür durfte er mit dem Auto seines Chefs fahren, einem Porsche Cayenne.

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