Bits & Pretzels:Rückblick als Zukunftsmodell

Bits & Pretzels: John Jahns (mit Brille) und Tim Muutuki.

John Jahns (mit Brille) und Tim Muutuki.

(Foto: David-Pierce Brill)

John Jahns hat mit zwei weiteren Gründern das Konzept für Reiseführungen mit holografischen 3D-Brillen entwickelt. Die Geräte kommen von Microsoft, 2017 startet die Testphase

Von Christian Gschwendtner

Wenn die japanischen Touristen in naher Zukunft in der Münchner Innenstadt ihre Tablets gegen klobige, schwarze Riesenbrillen eintauschen, dann weiß man: das Start-up "The" hat es geschafft. Dass es soweit kommen wird, daran hegt sein Gründer keinen Zweifel. Man muss nur fünf Minuten lauschen, mit welch überbordender Begeisterung John Jahns seine Idee der versammelten Startup-Jury von "Bits & Pretzels" präsentiert. "Jeder hat mal eine City-Tour gemacht", sagt Jahns und deutet auf den Flachbildschirm, auf dem gerade das Kolosseum in Rom eingeblendet wird. "Man stellt sich immer vor, wie das damals war, als zum Beispiel die Gladiatoren in der Arena kämpften." Aber warum nur vorstellen?

Das Münchner Start-up "The" jedenfalls ist angetreten, um die Vorstellung abzuschaffen. Die Abkürzung "The" steht für "The Holographic Experience". Sie deutet bereits an, wo es langgehen soll. Statt wie bisher in zerfledderten Reiseführern herumzublättern, sollen die Touristen der Zukunft einfach eine Virtual-Reality-Brille aufsetzen. Die Vergangenheit, wie sie die Veranstalter zusammengebastelt haben, tut sich dann vor ihren Augen auf. Aus dem Odeonsplatz von heute wird der Odeonsplatz von 1920. Dass die Touristen das auch wirklich wollen, darüber herrscht Einigkeit bei den drei Gründern John Jahns, Tim Muutuki und Sin-Su Jahns. Lange Zeit haben sie in Asien, Amerika und Afrika gelebt, vor einigen Jahren sind sie nach München zurückgekehrt und haben zunächst mit ausgeflippten Stadtführungen auf sich aufmerksam gemacht. Jetzt also wollen sie den 360-Grad-Tourismus einführen.

Um aber überhaupt starten zu können, musste das Trio im Herbst 2015 erst bei Microsoft vorsprechen. Anders wäre an die heiß begehrten VR-Brillen überhaupt kein Rankommen gewesen. Dem Software-Riesen jedenfalls gefiel die Idee: Die drei Gründer aus München durften sich zwei Prototypen in den USA abholen. John Jahns flog extra nach Montana.

Bei der Reise zurück nach Deutschland gab es dann kleinere Verständigungsprobleme. Die Beamten vom Zoll staunten nicht schlecht, als John die futuristischen Sehhilfen anmelden wollte. Ein passendes Zollformular musste erst erfunden werden. Seit August sind die VR-Brillen aber in München. Das Gründertrio will jetzt richtig loslegen.

Nach dem Vortrag auf der Gründermesse sitzen John, Tim und Sin-Su an einem Kaffeetisch im Eingangsfoyer der Messe. John notiert sich fleißig kleine Eselsbrücken auf die Visitenkarten, die er gerade eingesammelt hat. Noch existiert die Idee nur auf dem Papier, im kommenden Jahr soll die erste Testphase starten. "Wir wollen mit einer kleinen Gruppe anfangen", sagt John. Ein Tourguide und zwei Touristen, die sich die Münchner Vergangenheit von einer Rikscha aus anschauen. Denn Unfälle soll es bitte keine geben, wenn die Parallelwelt auf den Straßenverkehr der Jetztzeit trifft.

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