Billard:Gipfeltreffen am Tisch

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Der Kaiser ist nicht in Amerika: Ralf Souquet verzichtet auf die Derby City Classics und wird am Wochenende für den BSV Dachau spielen. (Foto: Toni Heigl)

Billard-Bundesliga: Tabellenführer Dachau trifft auf Verfolger Fürstenfeldbruck

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck/Dachau

Volle Attacke also. "Es hilft ja nichts", sagt Stefan Klein, "das ist unsere letzte Chance." Wenn sich an diesem Wochenende die beiden Billardsportvereine aus Fürstenfeldbruck und Dachau gegenüberstehen, ist das weitaus mehr als der normale Vergleich zweier Poolbillard-Erstligisten. Da wäre natürlich die besondere Rivalität der beiden Mannschaften aus den Nachbarlandkreisen, darüber hinaus ist es in diesem Jahr das absolute Gipfeltreffen: der Erste gegen den Zweiten. Der deutsche Meister Dachau führt das Tableau souverän an, ärgster Verfolger sind die Kollegen aus Fürstenfeldbruck. Der Brucker Vereinschef Klein verleiht dem Vergleich folgerichtig diese ultimative Bedeutung. Sogar die üblichen Anstoßzeiten wurden verändert, anstatt am Samstag um 14 Uhr und am Sonntag um elf Uhr treffen die Rivalen bereits am Freitagabend um 19.30 Uhr in Fürstenfeldbruck (Hasenheide 6) und am Samstag um 19 Uhr in Dachau (Brunngartenstraße 5) aufeinander. Ziel dieser Maßnahme ist es, noch mehr Zuschauer als ohnehin üblich anzulocken, nicht zuletzt ist diesem Vergleich ein eigener riesiger Pokal gewidmet, der nicht zufällig dem der Fußball-Champions-League gleicht.

Die sportliche Brisanz könnte nicht größer sein, der Titelverteidiger hat bislang eine makellose Saison gespielt, 18 Punkte aus sechs Partien, mehr geht nicht. Die Brucker haben nach einem Remis und einer Niederlage fünf Zähler Rückstand, weitere Punktverluste gilt es zu vermeiden, sonst ist der Meister wohl zu weit enteilt. Genau das ist das Vorhaben der Dachauer, wie Präsident Andreas Huber bestätigt. Denn einmal noch in der Rückrunde muss der Titelverteidiger auf seine Besten verzichten, wenn Dachaus internationale Spitzenspieler beim World Pool Masters, einem hoch dotierten Einladungsturnier, Mitte Februar auf Gibraltar antreten. Freilich hat die zweite Dachauer Garde bewiesen, dass sie ebenfalls Bundesliganiveau hat. Als sie nämlich in der Hinrunde zwei Spiele gewann, als die besten Dachauer wegen ähnlicher Verpflichtungen fehlten. Am Wochenende aber trägt Huber Sorge dafür, dass "wir alles aufbieten".

Deutschlands Nummer eins Ralf Souquet und der Spanier David Alcaide haben dafür sogar die Derby City Classics in den USA sausen lassen, auch die österreichischen Topspieler Albin Ouschan und Mario He werden spielen, wie Deutschlands große Hoffnung Manuel Ederer. "Das sind wir unseren Fans schuldig", sagt Huber, "wider alle finanzielle Vernunft." 5000 Euro lässt sich der BSV das Ganze kosten, nicht zuletzt will er das Heimspiel am Samstag zu einem Spektakel "mit Lichteffekten und einem Showact", so Huber, machen. Doch auch Bruck tritt in Bestbesetzung an: Dem tschechischen Internationalen Roman Hybler, dem Schweizer Dimitri Jungo, dem Kroaten Philipp Stojanovic sowie den deutschen Topspielern Christoph Reintjes und Harald Stolka ist sogar eine Überraschung zuzutrauen.

Für die Fans wird es ohnehin ein Fest, denn in beiden Mannschaften stehen Spieler, die mit zahlreichen Welt- und Europameistertiteln dekoriert sind, allen voran Dachaus Albin Ouschan, der vor Kurzem noch die Nummer drei der Weltrangliste war. Fünfmal wurde der mächtige Pokal im Übrigen bisher ausgespielt, im so genannten "Spiel der Spiele", das zunächst noch "Stern des Südens" hieß. Doch Dachaus Chef Huber, der das Ganze initiiert hatte, änderte nach einem "inoffiziellen Warnschuss" aus Richtung des FC Bayern den Titel für den Vergleich. Dessen Vereinshymne heißt bekanntlich so, und diesen Ärger wollte er sich dann doch ersparen, erzählt er. Gegen diesen übermächtigen Gegner sah er keine Chance.

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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