Bildung:Neue Chefin für 60 000 Schüler und 4500 Lehrkräfte

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Bettina Betz leitet von 1. März an das Staatliche Schulamt in München. Das unterscheidet sich nicht nur durch die schiere Größe von ihrer bisherigen Behörde in Fürstenfeldbruck

Von Ingrid Hügenell, München

Bettina Betz ist zupackend, sehr gut organisiert, äußerst kommunikativ und hervorragend vernetzt. 25 Jahre hat die Pädagogin in unterschiedlichen schulischen Funktionen im Landkreis Fürstenfeldbruck gearbeitet. Noch wenige Tage ist sie die Fachliche Leiterin des dortigen Schulamts, des viertgrößten in Oberbayern. Von 1. März an wird die 51-Jährige das Staatliche Schulamt der Landeshauptstadt München leiten, als Nachfolgerin von Anton Zenz, der nach drei Jahren im Amt in den Ruhestand geht. Ein ziemlicher Sprung ist das mitten in der Pandemie.

Das Münchner Schulamt ist das größte in ganz Bayern. Statt für 31 Grundschulen, elf Mittelschulen und drei Förderschulen wird Betz für 137 (bald 138) Grund- und 44 Mittelschulen sowie 29 Schulen in privater Trägerschaft zuständig sein, mit gut 60 000 Schülerinnen und Schülern sowie etwa 4500 Lehrkräften. Statt die Chefin von 3,5 wird sie die von 15 Schulräten sein, dazu kommen viele weitere Mitarbeiter und sogar eine juristische Abteilung. Überdies steht ein vorübergehender Umzug der Behörde von der Schwanthalerstraße 40 in den Elisenhof am Hauptbahnhof an - das Amtsgebäude wird saniert.

Tatsächlich freut sich Betz auf die spannende neue Herausforderung. "Wer den Abschied nicht scheut, der wird mit Abenteuer, Erfahrungen und einem reichen Leben belohnt." Mit diesen Worten hat sie sich vom Brucker Schulamt verabschiedet. Als Lehrerin sowie Konrektorin und schließlich Schulleiterin habe Betz für höchste pädagogische Professionalität und menschliche Führung gestanden, schreibt ihr kommissarischer Nachfolger Thomas Frey. Immer habe sie den Blick auf das Wohlergehen, den Bildungserfolg und die Erziehung ihrer Schüler gerichtet und als Schulleiterin die bestmöglichen Bedingungen für die Kolleginnen und Kollegen geschaffen. Frey bescheinigt ihr überdies "organisatorisches Geschick, dynamisches Durchsetzungsvermögen, größtmögliche Entscheidungstransparenz und viel Verständnis - auf und für alle Ebenen". Nicht alle Chefs werden bei ihrem Weggang so gelobt.

Das organisatorische Geschick und eine große Portion Flexibilität musste Betz schon im ersten Lockdown und erst recht nach dessen Ende unter Beweis stellen, als es galt, Hygienepläne aufzustellen und umzusetzen, Schulleiter, Eltern und Schüler zu informieren und zwischendurch Tausende Masken an die Schulen zu verteilen. Sie hielt unzählige Videokonferenzen ab, verschickte E-Mails und telefonierte, auch an Wochenenden und im Urlaub, sagt sie. Die vielen Urlaubstage, die sie noch übrig hat, nimmt sie nun erst gar nicht. Bis Freitag arbeitet sie in Fürstenfeldbruck, dann geht es in München weiter. Obwohl es ihr an ihrem jetzigen Arbeitsplatz, einem schönen Gebäude direkt an der Amper, mit hervorragenden Kontakten zum Landratsamt und generell im Landkreis sehr gut gehe, habe sie sich einen Ruck gegeben, um ihre Komfortzone zu verlassen und die neue Aufgabe anzugehen, sagt die 51-Jährige. Sie sei auf den frei werdenden Posten aufmerksam gemacht worden. Es sei sinnvoll, in ihrem Alter noch mal etwa Neues anzufangen, mit all der Erfahrung im Rücken.

Nicht nur durch die Größe unterscheidet sich das Münchner Amt von dem in Fürstenfeldbruck. "Es gibt dort auch mehr Expertentum. Es ist nicht jeder in allen Bereichen tätig." Die Brucker Schulräte seien eher "eierlegende Wollmilchsäue". In München werde sie selbst mehr koordinierend tätig sein. In Fürstenfeldbruck betreute sie auch ein eigenes Themengebiet, die Inklusion. Durch ihre langjährigen Erfahrungen "in der Tiefe der Themen" sieht sie sich gut gerüstet für die Aufgabe. All ihre neuen Schulräte und Mitarbeiter will sie schnell und persönlich kennenlernen, ebenso die Strukturen, die anders seien als die in Fürstenfeldbruck. Deshalb komme Home-Office für sie momentan überhaupt nicht infrage. Mit jedem wolle sie einzeln sprechen und so auch ihre Wertschätzung zeigen. "Dafür ist mein neues Büro groß genug, da kann man sich gut schützen."

Von ihrem Wohnort Gröbenzell könne sie leicht mit öffentlichen Verkehrsmittel in die Landeshauptstadt pendeln, sagt sie, und sie freue sich auf das Büro in der Nähe der Wiesn und des Arbeitsplatzes ihres älteren Sohnes, der kürzlich bei der Augustiner-Brauerei seine Lehre als Brauer abgeschlossen hat. Der jüngere Sohn macht dieses Jahr Abitur. Die Söhne und ihr Mann hätten sie in ihrem Wechsel unterstützt. "Sie wissen, dass ich eh viel arbeite. Mehr geht gar nicht, das muss auch für München reichen", sagt sie und lacht. Sie wolle "mit dem Herzen dabei sein und genau hinschauen". Die viele Arbeit mache auch viel Spaß. "Man kann das gut machen, wenn man gute Ergebnisse sieht."

Betz sitzt seit 2020 für die CSU im Fürstenfeldbrucker Kreistag. Höhere politische Ämter strebe sie aber nicht an, sagt sie auf Nachfrage. Denn sie verlasse sich lieber auf ihre eigenen Leistungen als auf wechselnde Meinungen und politische Konstellationen.

© SZ vom 23.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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