Bildung:Hürden beseitigen

Stadt will kostenlose Schulfrühstücke weiter ermöglichen

Von Sven Loerzer

Droht dem Schulfrühstück, das mehrere Initiativen in einer Reihe Münchner Schulen mit ehrenamtlicher Unterstützung und Spenden organisieren, das Aus? Und noch dazu wegen bürokratischer Vorgaben zu Haftung und Hygiene? "Das lasse ich nicht zu", teilte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) über Facebook mit und beauftragte die zuständige Referentin, dafür zu sorgen, dass das Schulfrühstück weiter ausgegeben werden kann. Nur kurz danach präsentierte das Bildungsreferat eine Lösung.

Den fatalen Eindruck, dass die Hilfe für hungrige Kinder bedroht ist, erweckte ein Schreiben des Bildungsreferats, das bereits im Oktober vergangenen Jahres an die 42 städtischen Tagesheime, zwei Heilpädagogische Tagesstätten und den Schulcampus Meindlstraße ging. Das Bildungsreferat als Betreiber von Tagesheimen und Mensen für die Mittagsverpflegung hatte entdeckt, dass es offene Fragen bei Haftung und Hygiene gab, weshalb eine Fremdnutzung der Küchen durch Dritte nicht mehr möglich sei.

Darüber informiert stellte der Verein "Sonnenstern" deshalb kurz vor Weihnachten das Schulfrühstück in der Grundschule an der Plinganserstraße ein, wo dazu bislang eine städtische Küche benutzt worden war. "Wir wollten rechtlich auf der sicheren Seite sein", erklärte Sandra Calanni, Projektkoordinatorin des Rosenheimer Vereins. An anderen Schulen, die der Verein betreut, sowie im Raum Rosenheim gebe es das Problem nicht, weil dort Küchen anderer Betreiber, etwa von Schülercafés, existierten. Nicht betroffen ist der von der Schauspielerin Uschi Glas gegründete Verein "Brotzeit" als größter Anbieter in Grundschulen.

"Wir schätzen die Arbeit der Frühstücksinitiativen sehr", sagte Referatssprecherin Katharina Rieger. Das Referat unterstütze seit Jahren das Schulfrühstück, indem es kostenfreie Hygieneschulungen anbiete, wie sie vom Infektionsschutzgesetz vorgeschrieben sind, und die Nutzung der Küchen. Um den Initiativen die Arbeit weiterhin problemlos zu ermöglichen, habe das Referat eine "unkomplizierte und rasche Lösung für die weitere Küchennutzung durch Frühstückdienste gefunden". Die Ehrenamtlichen könnten "kostenlose Vor-Ort-Schulungen in den Küchen erhalten, um diese weiterhin zu nutzen". Außerdem will das Bildungsreferat künftig die notwendige Arbeitskleidung gratis zur Verfügung stellen. Auch die Haftungsfrage soll gelöst werden, die Details würden gerade geklärt. Grundsätzlich könnten Ehrenamtliche kostenfrei haftpflichtversichert werden. Der Verein "Sonnenstern" hofft nun, dass das alles schnell gelingt. Denn es gehe nicht nur darum, dass die Kinder wieder satt werden, sondern dass auch das zu den Helfern aufgebaute Vertrauensverhältnis nicht leide.

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