Bildstrecke:Die Lady vom Harras

Valentina, 16, führt ein Leben zwischen Duldung und Abschiebung. Der Filmemacher und Fotograf Alexander Riedel hat die Kosovarin auf einem Bolzplatz im Münchner Westen kennen gelernt. Aus seiner Recherche nach dem "jugendlichen Lebensgefühl" und Valentinas ungebremstem Bedürfnis, eine Jugendliche darzustellen, die mehr ist, als nur eine Geduldete, sind die Fotoserie und der Dokumentarfilm "Draußen bleiben" entstanden.

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Draußen bleiben

Quelle: SZ

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Valentina, 16, führt ein Leben zwischen Duldung und Abschiebung. Der Filmemacher und Fotograf Alexander Riedel hat die Kosovarin auf einem Bolzplatz im Münchner Westen kennen gelernt. Aus seiner Recherche nach dem "jugendlichen Lebensgefühl" und Valentinas ungebremstem Bedürfnis, eine Jugendliche darzustellen, die mehr ist, als nur eine Geduldete, sind die Fotoserie und der Dokumentarfilm "Draußen bleiben" entstanden..

Valentina ist mit ihrer Mutter und ihrem Bruder vor elf Jahren im Zusammenhang mit dem Krieg aus dem Kosovo nach Deutschland geflohen. Eine ständige Aufenthaltsgenehmigung haben sie lange nicht bekommen. Alle zwei, drei Monate wurde neu darüber entschieden, ob sie noch ein Weilchen bleiben dürfen oder zurück müssen. In dieser Unsicherheit ist Valentina aufgewachsen...

Fotos: Alexander Riedel

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... und hat sich ihr Selbstbewusstsein hart erkämpft. Wenn Valentina sich in Riedels Dokumentarfilm selbst spielt, klingt das so: (Zu Riedel) "Mann Alex, will doch nicht darüber reden, mit dem Aufenthalt! Wir haben drei Monate Verlängerung bekommen."

Bereits vor den Dreharbeiten, begleitete Riedel Valentina mit dem Fotoapparat. Zuerst fotografierte er sie, ihre Familie, später...

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... ihre Mitbewohner. Zum Beispiel die 17-Jährige Suli (links) aus China. Valentina und Suli haben sich in einer Münchner Flüchtlingsunterkunft kennen gelernt.

Suli hatte mehr Glück: Die ...

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... Uigurin ist vor neun Jahren mit ihrer Familie aus dem Nordwesten Chinas geflohen. Alle wurden schnell als politische Flüchtlinge anerkannt und konnten inzwischen in eine kleine Wohnung am westlichen Stadtrand von München ziehen. Suli hat jetzt ein eigenes Zimmer, dafür aber keine Nachbarn mehr, mit denen sie einfach so reden kann.

Draußen...

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... fühlen sich die Freundinnen frei. In der Anonymität der Stadt, in der sie nicht dem Einfluss der Brüder, Eltern, Lehrer oder Behörden ausgesetzt sind. Suli bewundert Valentina: Sie ist stark, sie ist unabhängig. Aber manchmal macht Suli sich auch Sorgen um die Freundin, etwa damals als Valentina...

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... für vier Wochen in Jugendarrest musste. Es hatte Schlägereien gegeben und sie hatte sich dabei mit der Polizei angelegt: Widerstand gegen die Staatsgewalt. Valentinas Mutter mischt sich schon lange nicht mehr ein. Die rebellische Tochter ...

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... fühlt sich außerhalb der Enge der Flüchtlingsunterkunft wohler. Hier hat sie sich einen Platz erkämpft. Valentina ist die Anführerin der Mädchengang, die aus Suli, Danja, Yasi, Layla und Diana (v.l.), alle Migrantenkinder, besteht. Sie nennen sich die "Harras Ladies". Sie spielen Straßenfußball, doch eigentlich geht es um andere Dinge.

Wer meint, ...

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... hart am Rande der Gesellschaft auf das echte Leben zu stoßen, irrt ohnehin. Was sich in Valentinas Leben abspielt, ist in vielem wohl auch Pose: Hauptsache, die Sprüche und die Klamotten sitzen. Es ist zwar ein ständiges In-Szene-Setzen, allerdings nah am Abgrund. Valentina kann über Gott und die Welt plappern, und dann sagt sie plötzlich, dass ihr Vater ihre Mutter misshandelt habe. Abbruch, Schweigen. "Fertig."

Ein Abbrecher ist auch...

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... Anthony, ein Schulfreund, der immer wieder sein Handy zückt, ihm Rap-Beats entlockt und darüber reimt, immer wieder neu, immer wieder abrupt endend.

"Und wenn wir nicht gestorben sind,...

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... dann leben wir noch bis heute", sagt Valentina im letzten Bild. Auch das ist so ein Spruch, der in dem Versprecher "bis heute" vielleicht das Wesentliche berührt: ein Lebensgefühl, das sich in der Spanne von wenigen Monaten bemisst. Bis zur nächsten Entscheidung über Duldung oder Abschiebung.

Erst nach Ende der Dreharbeiten, im September 2007, hat die Familie endlich eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Valentina will jetzt Altenpflegerin werden.

Regisseur und Fotograf Alexander Riedel...

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... stellt seine Fotostrecke "Draußen bleiben" ab Donnerstag, den 17. April, in der Seidlvilla am Nikolaiplatz 1b aus. Am 21. April, 19.30 Uhr, gibt es eine Diskussionsveranstaltung. Der gleichnamige Film läuft am 3. Mai auf dem Dokfest. Kinostart ist am 8. Mai.

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