Bilder:Kugeln im Fokus

Bilder: Weit mehr als hundert Kaugummiautomaten hat die Fotografin Pia Steen, 1980 in München geboren, in der Stadt und im Umland abgelichtet.

Weit mehr als hundert Kaugummiautomaten hat die Fotografin Pia Steen, 1980 in München geboren, in der Stadt und im Umland abgelichtet.

(Foto: Pia Steen)

Die Fotografin Pia Steen hat Kaugummiautomaten an alten Fassaden aufgespürt

Interview von Günther Knoll

Die Fotografin Pia Steen hat ein besonderes Auge für Dinge am Rande, an denen andere achtlos vorübereilen. In und um München hat sie Kaugummiautomaten aufgespürt und in einer Fotoserie festgehalten. Die Geräte wecken nicht nur Kindheitserinnerungen, auch die Umgebung der Automaten fasziniert sie.

SZ: Warum fotografiert man mehr als hundert Kaugummiautomaten, sehen denn die nicht alle gleich aus?

Pia Steen: Nein, die sind ganz unterschiedlich, es gibt verschiedene Modelle, auch ganz moderne, zum Beispiel solche mit drei Fächern, oder auch vergitterte, um sie vor Einbrüchen zu schützen. Und auch die Inhalte sind ganz verschieden. Was ich besonders spannend dran finde, ist die Frage, wo sie hängen. An modernen Häusern zum Beispiel findet man solche Automaten überhaupt nicht.

Mussten Sie lange suchen, um so viele Automaten zu finden?

Nein, ich bin sozusagen virtuell in München rumgelaufen mit Google Street View. Viele sind auch Zufallsfunde, auf andere haben mich Freunde und Bekannte aufmerksam gemacht, die von meinem Anliegen wussten. Das Projekt dauerte über zwei Jahre, und viele Automaten, die ich fotografiert habe, sind inzwischen verschwunden. Ich finde das sehr schade, weil diese alten Fassaden, an denen sie hingen, echt Charme hatten.

Was fasziniert Sie an diesen Automaten besonders?

Es sind natürlich in erster Linie Kindheitserinnerungen. Als ich mit erspartem Kleingeld losgezogen bin zu einem solchen Automaten. Ich fand diese Kaugummis einfach unwahrscheinlich lecker. Und man weiß ja nie, was raus kommt. Manchmal war auch etwas anderes dabei. Mit Flummis aus den Automaten habe ich wochenlang gespielt.

Ihre Lieblingsfarbe bei den Kaugummis?

Es kam ja in der Kindheit nicht auf die Farbe an, weil man die sowieso nicht wählen konnte. Wichtig war der Geschmack, der war gleich, aber einfach herrlich. Hauptsache, es kam was, wenn man den Hebel drehte. Manchmal ging ich ganz leer aus und das war dann eine Enttäuschung.

Früher reichten zehn Pfennig. Wie viel wirft man heute ein?

Ich glaube, 50 Cent bei den Automaten mit den großen Kugeln und 20 Cent bei den mit den kleineren.

Haben Sie das bei den fotografierten Automaten nicht selbst ausprobiert?

Doch, manchmal schon, weil ich neugierig bin und wissen wollte, was heute so drin ist in diesen Überraschungskugeln. Und ich muss sagen: Respekt, die tun schon was!

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