Imposant ist er ja schon, der Bär auf einem Sockel an der Gebsattelbrücke - aber was hat er hier, in der Au oberhalb der Mariahilfkirche, überhaupt verloren? Ist es der Berliner Bär, der womöglich preußische Herrschaftsansprüche in der bayerischen Landeshauptstadt symbolisiert? Nein, ganz so schlimm ist es nicht.
In ihrem Buch "München in 50 Antworten" schreibt die Journalistin und Stadtführerin Corinna Erhard, es handle sich um den Korbiniansbären, das Wappentier des ersten Freisinger Bischofs. Der Sage nach hat der Bär das Lasttier des heiligen Mannes gerissen, als dieser sich Anfang des achten Jahrhunderts auf der Pilgerfahrt nach Rom befand. Mit Gottes Hilfe bändigte Korbinian daraufhin das Raubtier und zwang es, das Reisegepäck nach Rom zu tragen.
Der Namensgeber der Brücke, Lothar Anselm Freiherr von Gebsattel, war 1821 zum ersten Bischof der neu geschaffenen Erzdiözese München-Freising geweiht worden, wodurch der Korbiniansbär nun auch ein Standbein in München hatte. Konzipiert hat die im Jahr 1901 errichtete Brücke der Architekt Theodor Fischer; der aus einem Muschelkalksteinblock gehauene Bär ist ein Werk des Bildhauers Viktor Schneiber. Seinerzeit schrieben die Münchner Neuesten Nachrichten, das 450 Zentner schwere Trumm möge die Spaziergänge an jene ferne Zeit erinnern, "da draußen in der Wildnis noch richtige Bären hausten". Im Vergleich dazu darf die Au mittlerweile als zivilisiert gelten.