Bilder einer Stadt:Welt in der Wartehalle

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Am Hauptbahnhof werden täglich 420 000 Menschen gezählt. Hier spielen viele Geschichten von Ankunft und Abschied

Der Bahnhof, ein Sehnsuchtsort. Es ist ein ständiges Ankommen und ein ständiger Abschied. Der eine verabschiedet sich von seiner Liebsten, weil er in eine andere Stadt reisen muss, die andere begrüßt ihren entbehrten Freund. Am Münchner Hauptbahnhof starten alle Züge in Richtung Westen, der Inbegriff des Aufbruchs, bevor sie sich in alle Himmelsrichtungen verstreuen. Für Zehntausende Menschen wiederum wurde im vergangenen September der Münchner Hauptbahnhof zum Symbol für das Ankommen, das Ende langer Strapazen und unendlichen Leids. Und wiederum Tausende Münchner zeigten mit ihrem freudigen und aufmunternden Empfang am Starnberger Flügelbahnhof, dass sich die Geflüchteten nun in München in Sicherheit fühlen können und herzlich willkommen sind.

Der Münchner Hauptbahnhof, exakt ein Jahr später. Die rot-weißen Flatterbänder in der Ankunftshalle sind ebenso längst Geschichte wie die bunten Schilder, auf denen "Welcome to Germany" stand. Nur vereinzelt kommen noch Flüchtlinge aus dem Süden an. Und doch ist der Hauptbahnhof immer noch ein Kosmos an Menschen, für die München vielleicht nur ein Zwischenstopp ist oder erster Eindruck einer neuen Heimat. Da ist der Schweizer Musiker, der gerade von einem Konzert in Freiburg kommt und als einziges Gepäckstück seine Gitarre dabei hat. Oder die junge Frau mit ihren Kindern Justice, Itohan und Ewan (großes Foto, von rechts). Sie kommen ebenso aus Nigeria wie Esther Akhimien. Sie lebt seit Dezember im Flüchtlingsheim. Töchterchen Annalisa wurde auf der Flucht vor zehn Monaten in Italien geboren. Der Hauptbahnhof kann viele Geschichten erzählen: Täglich kommen 420 000 Personen an oder reisen ab - so viele Menschen leben insgesamt in den 28 kleinsten Staaten der Welt.

© SZ vom 10.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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