Bilanz nach dem Derby:Schläge im Bahnhof, eine Rauchgranate und neun Festnahmen

München: FUSSBALL - TSV 1860 v FC Bayern II

Sechs der Festgenommenen wurden von der Polizei als Fans des FC Bayern identifiziert.

(Foto: Johannes Simon)
  • Die Münchner Polizei hat im Zuge des Derbys zwischen dem FC Bayern und dem TSV 1860 München neun Personen festgenommen.
  • Vor dem FC-Bayern-Fanshop im Hauptbahnhof kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung.
  • Tagsüber waren 500 Beamte im Stadion an der Grünwalder Straße und drumherum eingesetzt.

Von Martin Bernstein

Es war ein ganz normales Derby, laut Polizei eines der ruhigeren Sorte. Zumal sich die Anhänger der Löwen trotz der 0:1-Heimpleite im Regionalligaspiel gegen den Lokalrivalen vom FC Bayern München II "nach wie vor an ihren Ehrenkodex halten und es von ihrer Seite aus somit zu keinen Störungen kam", wie ein Polizeisprecher am Montag hervorhob. Die Bilanz: neun Festnahmen, verzögerter Anpfiff zur zweiten Halbzeit wegen Bengalos, eine rechtzeitig gefundene Rauchgranate an einer Fußgängerbrücke und eine Fahndung nach Schlägen im Hauptbahnhof.

Einige Zeit nach dem Abpfiff, gegen 18.45 Uhr am Sonntag, alarmierte ein Reisender aus dem Hauptbahnhof die Polizei. Es ging um eine körperliche Auseinandersetzung vor dem FC-Bayern-Fanshop im Zwischengeschoss. Ein bisher unbekannter Täter hatte vier 1860-Aufkleber auf die Schaufensterscheibe gepappt.

Der Mitarbeiter des Fanshops, ein 19-jähriger Münchner, verlangte, die fremden "Hoheitszeichen" wieder abzuziehen. Stattdessen schlug der Unbekannte dem jungen Mann jedoch mit der Faust gegen die Schläfe und flüchtete. Die Bundespolizei hofft jetzt auf die Videoauswertung.

Tagsüber waren etwa 500 Beamte im Stadion an der Grünwalder Straße und drumherum eingesetzt, um die rivalisierenden Fangruppen im Zaum zu halten. Bereits gegen 10.30 Uhr entdeckten Polizisten an einem Pfeiler unterhalb der Fußgängerbrücke über dem Candidberg hinter der Westkurve eine sogenannte "USBV" - Polizeijargon für "unbekannte Spreng- und Brandvorrichtung". Experten vom Landeskriminalamt wurden eingeschaltet. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine selbst gebastelte, voll funktionsfähige Rauchgranate handelte.

In Fankreisen war davon die Rede, dass der Sprengsatz punkt 15 Uhr hätte detonieren und hinter der Fantribüne der "Blauen" eine rote Rauchwolke aufsteigen lassen sollen. "Die Brücke wäre vermutlich nicht gesprengt worden", sagte ein Polizeisprecher. Die Kriminalpolizei nahm allerdings Ermittlungen wegen eines Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz auf.

Kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit zündeten bislang unbekannte Täter im Block der Bayern-Fans mehrere bengalische Feuer. Der Wiederanpfiff verzögerte sich dadurch um fünf Minuten. Auch in diesem Fall ermittelt die Polizei wegen einer Straftat.

Insgesamt verzeichnete die Polizei am Sonntag rund ums Stadion neun Festnahmen wegen unterschiedlicher Delikte wie Beleidigung, Verstoß gegen das Versammlungsgesetz - etwa das Mitführen einer Sturmhaube - und Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz. Ein Fan hatte versucht, einen Bengalo am Körper ins Stadion zu schmuggeln. Sechs der Festgenommenen wurden als Fans des FC Bayern identifiziert, einer war Anhänger des TSV 1860, zwei ließen sich laut Polizei nicht klar zuordnen.

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