Bilanz des Abfallwirtschaftsbetriebs:Kohle-Ausstieg könnte Müllgebühren verteuern

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Die Stadt warnt: Wird der Block 2 im Heizkraftwerk Nord abgeschaltet, wirkt sich das auf die Abfallverbrennung nebenan aus

Von Dominik Hutter

Die geplante Stilllegung des Kohleblocks im Heizkraftwerk Nord könnte höhere Müllgebühren nach sich ziehen. Darauf weist Kommunalreferent Axel Markwardt hin. Sollte der von den Stadtwerken betriebene Block 2 vom Netz gehen, erhöhen sich die Fixkosten für die beiden benachbarten Müllöfen, da Teile der technischen Steuerung und auch des Personals derzeit gemeinsam finanziert werden. Künftig müsste der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb und damit der Münchner Gebührenzahler allein dafür aufkommen. "Dies ist kein Plädoyer gegen den Kohleausstieg", versichert Kommunalreferent Markwardt. Ein entsprechender Hinweis an die Münchner sei aber angebracht. Bislang sei unklar, wie hoch die Zusatzkosten ausfallen. Sicher sei nur: "Das wird sich irgendwann auf die Müllgebühren auswirken."

Das Ende der Kohleverbrennung in Unterföhring wurde im November bei einem Bürgerentscheid besiegelt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die für die Versorgungssicherheit in Deutschland verantwortliche Bundesnetzagentur dem Ausstieg zustimmt, was derzeit als unwahrscheinlich gilt. In den beiden Müllblöcken 1 und 3, die 1992 und 1984 in Betrieb gingen, wird - wie in dem Kohleofen - Strom und Fernwärme erzeugt. Der Abfallwirtschaftsbetrieb muss sich allerdings ohnehin über kurz oder lang Gedanken darüber machen, wie es im Münchner Norden weitergeht. Denn die Müllblöcke erreichen zwischen 2030 und 2035 das Ende ihrer technischen Lebensdauer. Dann lohnen sich aus wirtschaftlicher Perspektive die Reparaturen und Wartungsarbeiten nicht mehr.

Lieber als die Verbrennung ist den Münchner Müll-Experten aber das Prinzip Recycling. 56 Prozent des Münchner Abfalls werden derzeit wiederverwertet - für Markwardt, den Ersten Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs, eine gute Quote. Dennoch will sich das Unternehmen, das von den meisten Münchnern schlicht und einfach Müllabfuhr genannt wird, mit diesem Anteil nicht zufriedengeben und "der Ex-und-Hopp-Gesellschaft etwas entgegensetzen". Denn seit den ersten Erfolgen in den Neunzigerjahren hätten das Gefühl und Verantwortungsbewusstsein der Münchner für ihre Abfälle "ein bisschen nachgelassen". War es vor zwei Jahrzehnten noch "beinahe unmöglich", einen Blumenstrauß in Plastikfolie zu erwerben, feiere diese umweltfeindliche Deko-Variante inzwischen ein fröhliches Comeback.

Aktiv mit Argumenten bekämpft der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) seit diesem Jahr die Flut von 190 000 Einwegbechern pro Tag. Die Kampagne gegen Kaffee im Wegwerfpack, zu der der AWM fünf Meter hohe, aufblasbare Symbol-Becher angeschafft hat (das entspricht dem Volumen des täglichen Bechermülls), soll auch im kommenden Jahr weitergehen. Anschließend werden die drei Riesenpötte, die an wechselnden Orten der Stadt aufgestellt werden, ganz korrekt dem Recycling zugeführt. Aus dem Polyesterstoff werden Tragetaschen hergestellt, die Elektrik geht an die Hersteller zurück. Auch die Biomüll-Kampagne werde fortgesetzt, verkündete Markwardt am Donnerstag. Denn im normalen Restmüll befänden sich noch immer knapp 40 Prozent des kompostierbaren Biomülls.

© SZ vom 29.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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