Biergarten am Chinesischen Turm:Gemütlichkeit im Gedränge

Kocherlball am Chinesischen Turm

An Sommertagen wird es am Chinesischen Turm eng - nicht nur, wenn der traditionelle Kocherlball stattfindet.

(Foto: dpa)

Aus allen Himmelsrichtungen strömen die Münchner an Sommertagen zum Biergarten am Chinesichen Turm. Am Essen kann dies allerdings nicht liegen.

Von Lisa Sonnabend

Ein Vogel, der über den Biergarten am Chinesischen Turm fliegt, wird sich über die Menschen, insbesondere die Münchner, wundern. Wie die Hühner in einer Legebatterie drängen sich mehrere Tausend bei gutem Wetter auf den Bierbänken, es drönt Blasmusik und Stimmengewirr herauf, während die Zweibeiner doch im übrigen Teil des Englischen Gartens in Ruhe spazieren gehen oder ausgestreckt in der Sonne liegen könnten.

Dass die Vögel das Verhalten der Menschen nicht nachvollziehen können, liegt wohl daran, dass es keine Biergärten für Federvieh gibt - und sie somit nicht verstehen, dass hier trotz Gedränge und Gedröne der Inbegriff an Gemütlichkeit und Geselligkeit herrscht.

Zwar ist der Chinesische Turm mit 7000 Sitzplätzen nach dem Hirschgarten (8000 Plätze) nur der zweitgrößte Biergarten in München, doch viele Münchner, Auswärtige und Touristen ziehen den Biergarten im Englischen Garten dem im Park zwischen Laim und Donnersbergerbrücke vor.

Sicherlich liegt es daran, dass der Chinesische Turm zentraler liegt. Aber auch das Ambiente macht ihn besonders. Der Kiesplatz mitten im Englischen Garten ist umrahmt von mächtigen Kastanien. Die grünen Biertische und -bänke sind um den Turm gruppiert, dem der Biergarten seinen Namen zu verdanken hat. Dieser wurde bereits 1789 erbaut und, nachdem er im Krieg abgebrannt war, 1952 wieder errichtet. An sonnigen Tagen spielt hier eine Blaskapelle. Und wer den Musikern einen kleinen Obolus gibt, darf sogar selber zum Taktstock greifen und dirigieren.

Aus allen Himmelsrichtungen kommen die Besucher zum Chinesischen Turm und bleiben oft mehrere Stunden: Spaziergänger, die eine kleine Pause einlegen, Freunde, die Arm in Arm schunkeln, Familien, die nach der Brotzeit eine Runde im Nostalgie-Karusell fahren, Fußballfans, die nach dem Spiel feiern oder sich trösten, Geschäftsleute, die zum Obazda den Laptop aufklappen, oder Touristen, die vor dem Heimgehen einen Maßkrug als Souvenir im Rucksack verstecken.

An Sommertagen ist hier oft jeder Platz besetzt - es ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, seine Verabredung zu treffen. Verzweifelte Leute telefonieren am Handy: "Aber ich bin doch vom Turm aus rechts gegangen. Ich finde euch einfach nicht! Könnt ihr mal aufstehen und winken?"

An der Essensausgabe bilden sich an solchen Tagen lange Warteschlangen. Im Akkord hieven die Angestellten Spareribs, Hendl, Obazda oder Schweinswürstl auf die Teller. Das Angebot am Chinesischen Turm ist reichhaltig. Man findet hier neben den Klassikern auch für Biergärten verhältnismäßig aufwändige Gerichte wie Schweinsbraten, Salat mit Garnelen oder gar eine asiatische Nudelpfanne.

Allerdings merkt man den meisten Gerichten an, dass sie für Menschenmassen gekocht werden. Die Spareribs (10,50 Euro) waren bei unserem Besuch zu labbrig, die Sauce schmeckte penetrant und nach Fertigware. Der Kartoffelsalat (2,50 Euro) dagegen hätte ein wenig mehr Pfeffer vertragen, dafür weniger Zwiebeln. Einzige positive Überraschung war der Obazda (5,10 Euro), der cremig und würzig war - so wie es sich bei einer zünftigen Brotzeit gehört.

Den Brezen-Test - die sicherlich wichtigste Speise im Biergarten - besteht der Chinesische Turm mit der Note befriedigend. Zwar ist die Salzdosierung gerade recht, doch die Brezn sind meist nicht lauwarm sondern kalt und nicht knusprig, sondern hart.

Der Biergarten in Kürze:

Sitzplätze: 7000 Selbstbedienung, ca. 500 mit Bedienung Kinderspielplatz: ja Bier: Hofbräu Preise: Maß 7 Euro, Spareribs 10,50 Euro, Obazda 5,10 Euro, große Breze 3,70 Euro Öffnungszeiten: täglich 10 bis 24 Uhr Adresse: Englischer Garten 3, 80538 München Telefon: 089/3838730 Hinkommen: U3, U6 (Hst. Giselastraße) oder Bus 54 oder 154 Haltestelle Chinesischer Turm, mit dem Rad durch den Englischen Garten

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