Biergarten Altstadt "Park Café":Idyllische Insel

Wer trotz den Gefahren von Immissionen und Emissionen mitten in der Stadt im Grünen sitzen möchte, empfindet die Kulisse des Park Cafés als wahres Idyll.

Camilla Cotta

Die reine Idylle ist so ein Biergarten nicht, egal, wie davon immer geschwärmt wird. Immissionen und Emissionen entkommt man nicht mal hier, selbst wenn Kastanien die schlimmste Feinstaublast filtern. Vielmehr ist sogar der Biergartenbesucher selbst als Umweltbelastung anzusehen, sendet er doch Geräusche aus, die dann in Haus und Ohr von Anwohnern eindringen.

Biergarten Altstadt "Park Café": Abgeschirmt vom Alten Botanischen Garten: Die lärmende Stadt wirkt im Park Café Biergarten weit entfernt.

Abgeschirmt vom Alten Botanischen Garten: Die lärmende Stadt wirkt im Park Café Biergarten weit entfernt.

(Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Deshalb gibt es ja die Bayerische Biergartenverordnung. Sie regelt die "zum Schutz der Allgemeinheit und der Nachbarschaft vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Geräusche erforderlichen Anforderungen für Biergärten". Nur noch vor der Einwirkung des in den Organismus gelangenden Bieres muss sich weiterhin jeder selber schützen. Wer trotz solcher Gefahren mitten in der Stadt im Grünen sitzen möchte, empfindet die Kulisse des Park Cafés als wahres Idyll.

Durch den Alten Botanischen Garten vom Straßenverkehr abgeschirmt, sitzt es sich dort, als wäre das Brausen am Stachus viele Kilometer entfernt. Im Garten vor dem eleganten neo-klassizistischen, ockergelben Bau des Park-Cafés kann der Besucher wählen zwischen dem Bereich für Selbstbedienung und den Restauranttischen, an denen Kellner das Essen servieren.

Brotzeitklassiker und Mediterranes

Die umfangreiche Speise- und Getränkekarte bietet bayerische Brotzeitklassiker und Mediterranes, Frühstück und Cocktails. Mit Bodenständigem machten die Testesser gute Erfahrungen. Aus traditionellen Zutaten kreativ kombiniert war etwa der Carpaccio von Breznknödeln (7,20): Die in feine Scheiben geschnittenen Knödel hatten den nussigen Geschmack des Kürbiskernöls bestens aufgenommen. Feldsalat und Sprossen dazu hätten allerdings knackiger sein dürfen.

Lieber Schnitzel als Krabbenfleisch

Beim Vitello Tonnato (12,90) hatte die Tester zunächst skeptisch gestimmt, dass die Thunfischsoße separat im Plastikbecher kam, doch sie erwies sich als schmackhaft und mit der richtigen Menge Kapern versehen, das Fleisch war von guter Qualität. Südländisch eingestimmt, gingen die Kostpröbler an die Riesengambas (10,90), im Bewusstsein, damit eine riskante Bestellung gewagt zu haben. Die sechs in Knoblauchbutter gebratenen Krustentiere sahen eindrucksvoll aus, knusprig und orangerot, umrahmt von Blattsalaten mit Balsamicodressing und Baguette.

Doch das Krabbenfleisch war arg lätschert, manche Stücke erinnerten gar an einen bröselig werdenden Schwamm. Viel besser war man bedient mit dem Park Café Riesenschnitzel (11,80) vom Schwein. Goldgelb paniert und schön zart lappte es über die Ränder eines durchaus großen Tellers hinaus, die Riesenpommes dazu waren knusprig frittiert und die Blätter des gemischten Salats auch am Abend noch nicht müde. Zu einer riesigen Portion häuften sich auch die Gnocchi (9,80), bedeckt von einer allerdings arg dicken Soße aus Schafskäse.

Von der Schicki-Disco zum Gasthaus

Gut gefahren sind die Testesser mit dem Flammkuchen Rustikal (7,80), dessen dünner Teig mit Schmand bestrichen und mit sehr scharfer Paprika-Chorizo, Lauchzwiebelringen und Kartoffelraspeln belegt war. Serviert auf einem Holzbrett, erwies er sich als würziger Imbiss, der für mehrere ausgereicht hätte - wenn nicht die kaum erträgliche Langsamkeit des Service den Hunger ins Wölfische gesteigert hätte. Eine gute Dreiviertelstunde dauerte es bei all unseren Besuchen, bis das Essen am Tisch war. Oft verging schon geraume Zeit, bis man einen der - ausnahmslos freundlichen - Kellner zu Gesicht bekam.

Wer sich lieber selber bedient, riskiert wie in jedem Biergarten, Schlange stehen zu müssen. Meist aber hielt sich die Wartezeit in Grenzen. An den Theken finden sich die biergartenüblichen Speisen. Die Riesenbreze kostet hier 3,90 Euro und die Maß Löwenbräu 7,20 Euro. Probiert haben die Kostpröbler ein halbes Hähnchen vom Grill (3,90) und eine Portion Obazda (5,60). Das halbe Huhn war knusprig, fleischig und nicht trocken, keine Sensation, aber ein faires Angebot. Der mit reichlich Paprika angemachte Weichkäse war dagegen batzig, sein Geschmack tendierte ins Gummiartige.

Trotz solcher kleiner Eintrübungen hat das Park Café den Wechsel von der einst so angesagten Schicki-Disco zum Tanzcafé und Gasthaus ganz gut hinbekommen. Wenn es für draußen zu kalt, zu nass oder zu spät ist, bietet es den Vorteil, dass die Gäste behaglich im Restaurantteil sitzen können. An der großzügigen Bar mit Lounge im herrlich hohen, großen Saal geht ein Biergartenausflug fließend in einen Nachtclubbesuch über.

Park Café, Sophienstraße 7, Telefon 089/51617980. www.parkcafe089.de. Geöffnet täglich von 11 Uhr an, samstags und sonntags von 10 Uhr an; der Biergarten schließt um 23 Uhr.

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