Oktoberfest:Die Sicherheit auf der Wiesn ist zu teuer

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Das Bier auf dem Oktoberfest wird teurer - so stark wie seit den 1920er Jahren nicht mehr. (Foto: dpa)

Dass das Oktoberfest immer sicherer werden muss, dafür kann die Stadt nichts. Aber am starken Anstieg der Bierpreise sieht man: Sie geht nicht besonders glücklich damit um.

Kommentar von Franz Kotteder

Als Josef Schmid (CSU) zum Amt des Zweiten Bürgermeisters auch noch das des Wirtschaftsreferenten und damit des Wiesn-Chefs übernahm, hatte er wohl anderes vorgehabt. Mehr so im Rampenlicht stehen, etwas von der Popularität des größten Volksfests der Welt abbekommen, ihm gar ein bisschen seinen Stempel aufdrücken. Oder gleich in die Stadtgeschichte eingehen als der Mann, der den Bierpreis bremste und damit der alljährlichen Empörung der Münchner über die vermutete Raffgier der Wiesnwirte Genugtuung verschaffte.

Inzwischen hat man den Eindruck: Schmid ist ganz schön froh, wenn er im Herbst in den Landtag einziehen darf und das verflixte Oktoberfest wieder los ist. Jetzt hat er es gerade mit der kräftigsten Bierpreiserhöhung seit der Inflationszeit in den 1920er-Jahren zu tun. Nicht nur, weil der Stadtrat seine allzu populistische Bierpreisbremse abgelehnt hat.

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Mit gutem Grund, denn gebrannte Mandeln, Limo, Hendl und Fahrgeschäfte wären dadurch nicht billiger geworden - das sind aber die Preise, die Münchner Familien wirklich interessieren. Der Bierpreis indes steigt deshalb in diesem Jahr so stark an, weil die Stadt sich von den Wirten neuerdings über eine Umsatzpacht besonders viel holt, mehr als von anderen.

Nun kann Schmid für die enorm gestiegenen Sicherheitsanforderungen auf der Wiesn, die erfüllt werden müssen, eher wenig. Aber man hat den Eindruck, dass seine Behörde nicht immer den schlauesten Weg gefunden hat, damit umzugehen. Das Defizit vom vergangenen Jahr etwa hätte es nicht gegeben, hätte man sich bei der Höhe der Umsatzpacht an den Jahr für Jahr veröffentlichten Zahlen der verkauften Speisen und Getränke orientiert und nicht an einer Bachelorarbeit und einer Umfrage unter Wiesngästen.

Und war es unvermeidlich, eine Lautsprecheranlage für mehrere Millionen Euro zu leasen? Ist der angemietete Sicherheitsdienst der Stadt tatsächlich auf Dauer den doppelten Stundensatz wert, den er von den Zeltbetreibern bekommt? Da wären kreativere Lösungen denkbar. Die muss der Wiesn-Chef nicht höchstpersönlich finden, aber er und der Stadtrat müssen sie einfordern. Das ist bislang leider zu wenig geschehen.

© SZ vom 14.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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