Bezahlbare Mieten:Viel mehr Wohnungen

Das geplante Bauprogramm reicht bei Weitem nicht aus

Von Anna Hoben

Schlimmer geht immer. Schlimmer als München sind zum Beispiel Paris oder London. In der britischen Hauptstadt geben Einwohner bis zu zwei Drittel ihres Einkommens fürs Wohnen aus, die durchschnittliche Kaltmiete für eine Zwei-Zimmer-Wohnung liegt dort bei 1500 Pfund, umgerechnet rund 1750 Euro. So schlimm ist es hier noch nicht: Damit können sich die Münchner trösten - aber es ist ein schwacher Trost für die Bewohner von Deutschlands teuerster Stadt.

Die wird künftig nach den jüngsten Prognosen noch schneller wachsen als bisher gedacht. Wo sollen die Menschen alle wohnen? Und wie sollen sie die Mieten bezahlen, die sich manche Bewohner jetzt schon kaum mehr leisten können? Die Stadt reagiert auf den enormen Zuzug, indem sie mit ihren Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag weiterhin viel in der eigenen Hand behalten will. Ansonsten, so Stadtbaurätin Elisabeth Merk, drohten irgendwann tatsächlich Szenarien wie in London, "wo die Menschen in VW-Bussen vor dem Arbeitsplatz schlafen müssen". Etwa 8500 neue Wohnungen pro Jahr werden mittelfristig benötigt, diese Zielzahl gibt das Handlungsprogramm Wohnen in München VI vor. "Wir wären schon froh, wenn wir das auch umsetzen könnten", sagt Merk. Insgesamt könnten noch etwa 62 500 Wohnungen im Stadtgebiet entstehen, schätzte sie vor einem halben Jahr. Bei den Berechnungen gehen die Planer von 2,5-Personen-Haushalten aus. Statistisch gesehen leben in München allerdings nur 1,95 Personen in einer Wohnung. 62 500 Wohnungen würden also für etwa 122 000 bis 162 000 Menschen reichen. Zum Vergleich eine Zahl aus der Prognose: Schon 2025 sollen in München 150 000 Menschen mehr leben als heute.

Wie kann Wohnen bezahlbar bleiben? Politische Instrumente wie die Mietpreisbremse haben sich als nahezu wirkungslos erwiesen. Und die Stadt? Sie kann zwar in sogenannten Erhaltungssatzungsgebieten die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen sowie Luxussanierungen verhindern. Derzeit gibt es 21 Erhaltungssatzungsgebiete mit 253 000 Bewohnern. Doch mancherorts hat sich die Preisspirale schon zu weit hochgeschraubt. So gibt es nach Ansicht des Stadtrates etwa im Lehel kein schützenswertes Milieu mehr, ein Antrag auf Wiedereinführung der Erhaltungssatzung wurde abgelehnt.

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