Her(t)zkammer:Emo-Trap

Der Berliner Rapper Beyazz kommt bei seinen Fans gut an - und für gleich zwei Konzerte nach München.

Von Vivian Harris

"Teenage angst has paid off well", witzelte Kurt Cobain 1993 im Song "Serve The Servants". Ganz unrecht hatte er damit nicht: Die schwierigen Umstände, in denen er aufwuchs, und die mentalen Probleme, die später damit einhergingen, haben sich für den Nirvana-Frontmann sicher finanziell ausgezahlt. Seine Songs wurden zu Grunge-Hymnen. Und der mit 27 Jahren verstorbene Musiker zum missverstandenen Antihelden einer ganzen Generation. Nicht zuletzt, weil eben gut ankommt, womit sich viele identifizieren können. Und das sind oft die nicht so schönen Gefühle - Wut, Trauer, Teenage Angst.

Über die rappt auch der Berliner Trap-Artist Beyazz: "Es gibt tausend Gründe, warum ich nie wieder träumen kann", heißt es zum Beispiel in der Nummer "Wach", die von Druck und Perspektivlosigkeit handelt. 33 Millionen Mal identifizierten sich Hörerinnen und Hörer damit bereits auf Spotify. Passend dazu klingt seine gesamte Diskografie nach Melancholie und düsterem Trap. Na klar, im Hip-Hop gibt es noch immer genügend Songs, die auf Eskapismus setzen; da sind Geprotze und Dollar-Signs das Verkaufsargument - und nebenbei der fette Beat. Den liefert Beyazz auch. Aber er lädt ihn mit Zeitgeist auf. Und der ist mittlerweile woanders angekommen: Themen wie mentale Gesundheit werden enttabuisiert, Geld und Party entglorifiziert. "Drugs in meinem Körper, doch sie geben keine Antwort", ist zum Beispiel eine Zeile im Song "Nächte in der Trap".

Ein bisschen fühlt es sich an, als hätte Beyazz auch als erfolgreicher Newcomer den Rausch des Ruhms schon hinter sich. Als frage er sich: was jetzt? Dabei verliert sich der junge Künstler nicht erst in Metaphern, die es noch zu dechiffrieren gilt. Stattdessen bringt er auf den Punkt, was Sache ist, was manchmal unangenehm ist und was viele eh schon lange fühlen. Er richtet sich damit bewusst an die Generation Y, belächelt die "Boomer" ("Lost") und schafft so nicht nur für sich, sondern auch für seine Hörer ein Ventil. Das zahlt sich aus - so sehr, dass es neben seinem ausverkauften Konzert am 16. Oktober im Strom ein Zusatzkonzert drei Tage früher gibt.

Beyazz, Donnerstag, 13. Oktober, 20.30 Uhr, Strom, Lindwurmstr. 88

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