Bewerbung von München:Sportverbände für Olympia-Kandidatur

München bereitet zur Entscheidung über olympische Winterspiele 2018 vor, 2011

Auch die Sportverbände sind für eine erneute Kandidatur Münchens.

(Foto: Catherina Hess)

München kann offenbar auf breite Rückendeckung im Deutschen Olympischen Sportbund für eine Bewerbung um die Winterspiele 2022 bauen. Doch ob es wirklich zu einem zweiten Anlauf kommt, entscheiden die Bürger.

Von Heiner Effern, Thomas Hahn, Dominik Hutter und Silke Lode

Unmittelbar vor der Sitzung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am Montag zeichnet sich eine breite Zustimmung der Sportverbände zu einer Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2022 ab. Dies ist keine Selbstverständlichkeit, da viele Verbände auch mit einer Sommerspiel-Kandidatur Berlins oder Hamburgs liebäugeln. Ob München tatsächlich antritt, bestimmen dann aber die Bürger selbst: Am kommenden Mittwoch will der Stadtrat einen Bürgerentscheid für eine erneute Bewerbung auf den Weg bringen.

Dass der deutsche Sport hinter einer Münchner Bewerbung steht, ist zumindest der Eindruck von Clemens Prokop, dem Präsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), vor dem Treffen in der Olympiahalle. "Die Tendenz geht ganz klar Richtung München", sagt er. Auch er selbst steht der Bewerbung positiv gegenüber. "Im Prinzip präferiere ich schon kraft meines Amtes natürlich Sommerspiele", sagte Prokop. Aber München habe schon viel investiert: "Wir werden alles tun, um die Bewerbung zu unterstützen."

Nach dem Scheitern der ersten Bewerbung im Sommer 2011 hatte der DOSB auf seiner Mitgliederversammlung im Dezember 2011 in Berlin noch dafür gestimmt, das Projekt Olympia 2022 in München vorläufig auf Eis zu legen. Das hing auch mit den persönlichen Ambitionen von DOSB-Präsident Thomas Bach zusammen, der seine Chancen auf das Amt des IOC-Präsidenten nicht durch eine München-Kampagne gefährden wollte. Mittlerweile ist Bach IOC-Präsident.

Seit das Ende der Bewerbungsfrist näher rückt, läuft der Sport wieder heiß für das Thema. Zuletzt drückte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV), aufs Tempo. Hörmann forderte nach den akribischen Vorarbeiten auf lokaler Ebene klare politische Signale. "Noch ist nichts verloren, weil die Arbeit an der Basis, an der Front, sehr gut gelaufen ist", sagte Hörmann auf einer Tagung, "aber jetzt müssen wir auch dafür sorgen, dass das Grundkonzept mitgetragen wird, sonst könnte die Bewerbung einen negativen Verlauf nehmen."

Deshalb ist die Versammlung am Montag wichtig. Auch Andreas Trautvetter, Präsident des Deutschen Bob- und Schlittenverbandes, geht davon aus, dass vom Treffen der Sportverbände ein starkes Zeichen an die betroffenen Kommunen vor den geplanten Bürgerentscheiden ausgeht: "Was soll ich erwarten?" Aus seiner Sicht als Wintersport-Präsident ist das klar: "Ich würde mich freuen, wenn es ein einhelliges Votum gäbe." Auch Trautvetter hat den Eindruck, dass die Aussichten auf ein solches Votum gut sind. "Ich nehme die Stimmung positiv wahr", sagt Trautvetter: "Das Konzept ist überarbeitet. Die Schwachstellen sind rausgekommen." Er gibt zu, dass die Achse München-Garmisch-Partenkirchen durch die Verlegung der Biathlon- und Langlauf-Wettbewerbe nach Ruhpolding aufgebrochen ist. "Aber das lässt sich alles begründen." Andreas Trautvetter sagt: "Ich finde das neue Konzept super."

Die Entscheidung, wer im Jahr 2022 die internationale Wintersport-Elite empfangen darf, trifft das Internationale Olympische Komitee (IOC) am 31. Juli 2015 bei einer Sitzung in Kuala Lumpur. Als schärfster Konkurrent Münchens gilt die norwegische Hauptstadt Oslo, deren Bewohner bei einem Bürgerentscheid für eine Bewerbung votiert haben. Interesse besteht aber auch in Barcelona, Krakau, Lemberg sowie in der kasachischen Millionenstadt Almaty. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sieht München jedoch "klar in der Favoritenrolle".

Die Bewerbung soll mit 29 Millionen Euro etwas preisgünstiger ausfallen als die für 2018 - weil viele Planungen schon erstellt sind. Das Konzept ist leicht überarbeitet worden, diesmal ist Ruhpolding mit im Boot. OB Ude (SPD) zeigte sich optimistisch, dafür eine Mehrheit beim geplanten Bürgerentscheid zu finden: "Ich weiß aus vielen Umfragen, dass wir in München eine stabile Mehrheit für Olympia haben." Allerdings müssten die Befürworter auch ihre Stimme abgeben. Udes Zuversicht gilt auch für Münchens Partnerorte: "Man ist überall erleichtert, dass es im alpinen Raum durch das neue Konzept weniger Probleme gibt als beim letzten Mal."

Der Kreistag in Traunstein bewilligte am Freitag als erstes politisches Gremium das Konzept. Mit so großer Mehrheit, dass Landrat Hermann Steinmaßl (CSU) daraus "eine gute Botschaft" für alle ableitete. In Bayern könnten "die nachhaltigsten Winterspiele aller Zeiten" stattfinden. Wie in München werden auch an den anderen geplanten Austragungsorten, in Garmisch-Partenkirchen sowie in Traunstein und im Berchtesgadener Land, die Bürger befragt. Alle Abstimmungen sind für den 10. November geplant, vier Tage danach endet die Bewerbungsfrist.

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