Süddeutsche Zeitung

Bewerbung um Winterspiele 2022:Neue Olympia-Chance für München

Geht München doch noch einmal ins Rennen um Olympia? Weil die USA auf eine Bewerbung für die Winterspiele 2022 verzichten, wäre eine deutsche Kandidatur plötzlich wieder aussichtsreich. Erste Weichen dafür könnte bereits in der kommenden Woche gestellt werden.

Heiner Effern und Katja Riedel

Nach der Niederlage bei der Olympiabewerbung für 2018 hat München plötzlich gute Chancen, bei den Winterspielen 2022 zum Zuge zu kommen. Grund ist der Verzicht des aussichtsreichsten Konkurrenten USA auf eine Bewerbung für 2022. Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), wertete das als "wichtiges Signal". Es gebe "eine positive Richtung für eine europäische, möglicherweise deutsche Bewerbung", sagte Bach.

Die Chancen für einen Zuschlag seien trotz Unwägbarkeiten gestiegen, heißt es aus der DOSB-Zentrale. Noch im Dezember hatte der DOSB beschlossen, derzeit keine zweite Bewerbung anzustreben - was sich bei geänderten sportpolitischen Verhältnissen ändern könne.

Der Verzicht der USA hat Bach offenbar bewogen, die politische Lage zu testen. Die Staatsregierung stellte sich unverzüglich hinter eine neue Bewerbung: Die Zeit bis Ende 2013, dem Bewerbungsschluss, dürfe man nicht verstreichen lassen, sagte Sportminister Ludwig Spaenle (CSU). Der Chef der CSU-Fraktion im Münchner Rathaus, Josef Schmid, sprach von einer "Riesen-Chance".

Auch die Sportverbände stehen bereit. Alfons Hörmann, Chef des Deutschen Skiverbandes, unterstützt den Vorstoß: "Wenn Thomas Bach so etwas sagt, ist das wohl und gut überlegt. Er müsste die treibende Kraft sein."

Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) wollte sich am Freitag nicht zu dem Thema äußern. "Solange der DOSB sich nicht an mich wendet, hat sich für mich nichts geändert", sagte er. Ude reagierte wohl auch deshalb so reserviert, weil Bach und DOSB-Generalsekretär Michael Vesper der Stadtspitze während des ersten Anlaufes vor genau einem Jahr in Durban große Hoffnungen gemacht hatten - obwohl in sportpolitischen Kreisen der Zuschlag für das südkoreanische Pyeongchang als ausgemacht galt.

Trotzdem gilt Ude weiterhin als Befürworter. Mit seiner ausdrücklichen Billigung arbeiten Olympia-Park-Chef Ralph Huber Wirtschaftsvertreter im Hintergrund schon seit Monaten an einer Bewerbung für 2022.

Alles hängt von Bach ab

Die Weichen dürften aber erst im September 2013 gestellt werden: Da wählt das IOC einen neuen Präsidenten. Aussichtsreicher Kandidat: Thomas Bach. Dass Deutschland Posten und Spiele bekommt, gilt als ausgeschlossen. Scheitert Bach, steigen die Chancen für München 2022 - falls die politische Unterstützung stark genug ist.

Da sich die Grünen auf allen Ebenen gegen Olympia ausgesprochen haben, fürchtet man im DOSB, bei einer möglichen rot-grünen Bundes- oder gar Staatsregierung in Bayern allein hinter München zu stehen. Dabei sein müssten auch die streitbaren Garmisch-Partenkirchner. Bürgermeister Thomas Schmid ist dafür, will aber wohl vorher seine Bürger befragen.

Auch in München könnte allein ein Ratsbegehren eindeutige Verhältnisse schaffen. Denn auch die Grünen würden "das Ergebnis eines Ratsbegehrens als bindend begreifen", sagte Fraktionsvorsitzender Siegfried Benker. Wenn die Münchner Bürger Ja sagen, könnten auch die Grünen nicht anders. Den Termin einer Abstimmung müsste der Stadtrat bis Jahresende beschließen, so Benker.

Debattiert werden könnte dies bereits am Mittwoch im Verwaltungsausschuss: Da steht ein CSU-Antrag zur erneuten Olympia-Bewerbung auf der Tagesordnung.

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SZ vom 07.07.2012/sonn
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