Bewerbung für Olympia:Ude will Ratsbegehren 2013

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OB Ude will die Münchner Ende 2013 über eine mögliche Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 abstimmen lassen. Erst einmal müsste allerdings die Unterstützung der Sportverbände sicher sein. Die Initiative "München Pro 22" macht dagegen Druck - und sammelt bereits Unterschriften.

Dominik Hutter, Silke Lode und Frank Müller

Münchens Bewerbung als Gastgeber für die Winterspiele 2018 ist gescheitert, soll die Stadt es für das Jahr 2022 erneut versuchen? Darüber wird in der Politik heiß diskutiert. (Foto: ddp)

In der Frage einer möglichen Bewerbung um Olympische Winterspiele 2022 will Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) am 10. November 2013 - vier Tage vor Bewerbungsschluss - die Münchner abstimmen lassen. Dieser Termin für einen vom Stadtrat eingeleiteten Bürgerentscheid sei bereits mit den Behörden abgestimmt, sagte Ude. Die Zeit reiche dann gerade noch aus, um eine Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) einzureichen.

Voraussetzung für ein solches Ratsbegehren sei allerdings die Zustimmung von Bund, Freistaat und Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) - die entsprechenden Gespräche will der OB bis dahin abgeschlossen haben. Ude warnte dringend davor, jetzt schon eine Olympia-Bewerbung ohne Rückendeckung durch die Sportverbände anzustoßen.

Genau dies hat jedoch der Münchner CSU-Stadtrat Mario Schmidbauer vor, der am Mittwoch weitere Unterstützer für sein geplantes Bürgerbegehren vorstellte. "Sind Sie dafür, dass sich die Landeshauptstadt München um die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2022 bewirbt?", lautet die Fragestellung des Plebiszits - eine Formulierung, die nach Einschätzung Udes "absurd" ist und den "gebündelten Dilettantismus" der Initiative belege. Schließlich verpflichte ein solcher Text die Stadt in jedem Fall zu einer Bewerbung - selbst wenn Bund, Freistaat und DOSB gar nicht mitziehen sollten.

Ein solcher Alleingang hätte nach Einschätzung des OB keinerlei Aussicht auf Erfolg. Ohnehin fehlten zum jetzigen Zeitpunkt noch wichtige Details einer Bewerbung. Etwa: Steht das Grundstück an der Dachauer Straße auch diesmal für ein Olympisches Dorf zur Verfügung? Und gelingt bis 2022 der Ausbau der S-Bahn? All dies müsse erst noch geklärt werden. Schmidbauer mache "den letzten Schritt vor dem ersten".

Für Verwirrung sorgten am Mittwoch Aussagen von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), der Auskünfte seiner eigenen Staatskanzlei dementierte. Noch am Dienstag hatte ein Sprecher erklärt, die Staatskanzlei halte am bisherigen Zeitplan fest, die Bürger erst dann zu befragen, wenn die Unterstützung des DOSB feststehe. Inzwischen hält es der Ministerpräsident jedoch "eindeutig" für eine Lehre aus der gescheiterten Bewerbung für 2018, "zu einem sehr frühen Zeitpunkt die Bevölkerung zu fragen und nicht am Ende des Verfahrens", sagte er am Mittwoch im Landtag.

Hans-Ulrich Hesse, Stadtrat Mario Schmidbauer und Knut Föckler (v.l.) haben am Mittwoch auf einer Liste für das Bürgerbegehren unterschrieben. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Auf eine Unterstützung des nun angestoßenen Bürgerbegehrens wollte Seehofer sich aber nicht konkret festlegen. "Über den Zeitpunkt der Bürgerbefragung kann man reden", sagte Seehofer. Ude, der die Aussagen vom Dienstag zunächst begrüßt hatte, zeigte sich über diese Entwicklung verwundert, da Seehofer sich erst kürzlich im persönlichen Gespräch zur ursprünglich vereinbarten Schrittfolge bekannt habe.

Die Initiative "München Pro 22", die bis zum 15. Januar 2013 mehr als 35 000 Unterschriften in München sammeln will, hat indes mit ihrer ehrgeizigen Arbeit begonnen. Die ersten drei Unterschriften für das Bürgerbegehren haben am Mittwoch Schmidbauer und seine beiden Unterstützer, Hans-Ulrich Hesse vom Bayerischen Landessportverband (BLSV) und Knut Föckler vom Verein "Keine Macht den Drogen", geleistet. Wenn sie ihr Ziel erreichen, könnte noch im April darüber abgestimmt werden, ob München sich um die Olympischen Winterspiele 2022 bewerben soll.

"Anders als bei der Bewerbung für 2018, die in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem eine Bewerbung der Politik, der Wirtschaft und der Sportfunktionäre war, sollen nun zuallererst die Bürger ihre Meinung kundtun", erklärte Schmidbauer. Die Olympiabefürworter betonen, Münchens Olympia-Chancen seien noch nie so gut gewesen wie jetzt. Zugleich hoffen sie, dass es in Garmisch-Partenkirchen oder anderen möglichen Partnerorten zeitgleich Bürgerbefragungen gibt. "Damit können wir den Druck auf den DOSB erhöhen", sagte Schmidbauer. Die Initiative will vor allem die Basis des Sports mobilisieren. "Auch der Breitensport könnte von Olympia profitieren", sagte der Münchner BLSV-Chef Hesse mit Blick auf die Sportinfrastruktur.

© SZ vom 18.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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