Süddeutsche Zeitung

Bewerbung für Olympia 2018:München leuchtet nicht

Die Prüfer des Internationalen Olympischen Komitees haben München ein sehr ordentliches Zeugnis ausgestellt. Doch reicht das? Die Bewerbung könnte daran scheitern, dass es den Deutschen an der Begeisterung für Olympia fehlt.

Christian Krügel

Die Prüfer des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) haben den Olympia-Kandidaten München und Garmisch-Partenkirchen ein sehr ordentliches Zeugnis für ihre Bewerbung ausgestellt. Um den Zuschlag für Olympia 2018 zu bekommen, könnte das aber zu wenig sein.

Denn das IOC sagt klar, was den deutschen Bewerbern fehlt: die Unterstützung ihrer Landsleute. Nur 56 Prozent der Deutschen sind für die Spiele - etwa so viele, wie auch am Sonntag beim Garmischer Bürgerentscheid pro Olympia gestimmt haben. Für das IOC ist das ein verheerender Wert, denn rückhaltlose olympische Begeisterung ist Grundvoraussetzung für erfolgreiche Spiele, die vor allem hohe Einschaltquoten und Werbeeinnahmen garantieren sollen.

Warum springt aber beim Projekt 2018 der olympische Funke nicht auf die Deutschen über? Münchens Bewerbung wurde natürlich viel zu lange von quälenden Verhandlungen mit Garmischer Grundstücksbesitzern überschattet. Diese Eigentümer haben der Bewerbung nachhaltig geschadet.

Die Debatte darüber, wie nachhaltig Großveranstaltungen in den Alpen sein können, entfachte auch nicht gerade bundesweit olympische Euphorie. Sie brachte aber ein Umweltkonzept, das das IOC zu Recht lobt und das vorbildlich für künftige Großereignisse in einer fragilen Natur sein könnte. Olympia 2018 könnte tatsächlich erstmals "grüne Spiele" bedeuten.

Den Olympia-Bewerbern von Katarina Witt und Thomas Bach, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), bis hin zu Münchens Oberbürgermeister Christian Ude ist es aber nicht gelungen, daraus einen echten Trumpf zu machen. Der Bewerbung fehlt eine klare inhaltliche und emotionale Botschaft. Warum braucht Deutschland die Spiele? Damit Garmisch-Partenkirchen Straßen- und München einen S-Bahn-Tunnel bekommt? Das ist für die Region wichtig - aber zu wenig, um den Berliner oder Hamburger dafür zu begeistern und aus Olympia 2018 eine "nationale Aufgabe" zu machen, wie das die Bundesregierung nennt.

Bei den Sommerspielen 1972 in München war das anders: Die junge Bundesrepublik wollte sich als weltoffenes, demokratisches Land im Aufbruch präsentieren. Fröhliche Spiele waren deshalb tatsächlich ein Anliegen aller Deutscher. Winterspiele 2018 in München werden dagegen im Rest der Republik höchstens als ein Event mehr im ohnehin verwöhnten Bayern wahrgenommen.

Hinzu kommt, dass die Menschen dem olympischen Apparat tief misstrauen. In Garmisch-Partenkirchen stimmten am Sonntag 58 Prozent für Olympia, aber 49 Prozent auch dafür, die Verträge mit dem IOC juristisch überprüfen zu lassen. Das heißt, viele haben offenbar Angst, Statisten für eine Sportshow zu werden, die letztlich nur den Verbänden nützt. Münchens OB Ude hat angekündigt, diese Sorgen endlich ernst nehmen zu wollen - nur wird das IOC nicht mehr viel mit sich reden lassen.

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SZ vom 11.05.2011/sonn
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