Bewerbung für 2018:München inspiziert Olympia-Rivalen

Die Vorbereitungen für die Olympia-Bewerbung laufen: Der Geschäftsführer reist nach Südkorea, doch Spendengelder sind unsicher.

Berthold Neff

Das neue Duo an der Spitze des Bewerbungsteams für Olympia 2018 hat nur noch ein Jahr Zeit. Dann müssen Richard Adam und Bernhard Schwank dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) Details über Ablauf und Sportstätten präsentieren, damit München mit seinen Partnern Berchtesgadener Land und Garmisch offiziell Kandidatenstadt werden darf. Ziel ist es, am 11. Juli 2011 den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele zu erhalten. Der neue Geschäftsführer Schwank ist derzeit in Südkorea, um den Mitbewerber unter die Lupe zu nehmen.

Olympia 2018, Bewerbung München

Stichtag 11. Juli 2011: München hofft auf den Zuschlag für Olympia 2018.

(Foto: Foto: ddp)

Zwar hat München, das ja bereits 1972 bei den Olympischen Sommerspielen die Sportjugend der Welt empfing, "keinen Angstgegner", wie es OB Christian Ude (SPD) am Donnerstag formulierte, nachdem die Träger der Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH Bernhard Schwank zum neuen Geschäftsführer ernannt hatten.

Der 48 Jahre alte Schwank war bisher Leistungssportdirektor beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Er ersetzt Wilfrid Spronk, Chef der Münchner Olympiapark-GmbH. Der 62-Jährige hat bisher viel für die Bewerbung geleistet, sah sich jedoch aus gesundheitlichen Gründen zu dieser Doppelbelastung nicht mehr imstande und erklärte freiwillig seinen Verzicht.

Da es aber im Spitzensport - und auch bei der Bewerbung für die großen Sportereignisse - nicht nur darauf ankommt, die eigenen Kräfte zu stärken, sondern auch die genaue Beobachtung der Gegner nötig ist, flog Bernhard Schwank gleich nach seiner Ernennung nach Südkorea.

Pyeongchang, wo derzeit die Biathleten ihre Weltmeister suchen, hat sich schon zweimal beworben, unterlag zuletzt gegen das russische Sotschi. Ein dritter Anlauf könnte München gefährlich werden. Andererseits, so berichtet DOSB-Präsident Thomas Bach, der zugleich IOC-Vize ist, liebäugeln die Südkoreaner mit einer Kandidatur um die Sommerspiele 2020. Das wiederum würde Pyeongchang aus dem Rennen um die Olympischen Winterspiele 2018 nehmen.

Mit dem zweiten Auge schielt das Münchner Bewerberteam auch nach Frankreich. Denn dort entscheidet sich am 18. März, ob eine französische Stadt das Rennen für 2018 aufnimmt. Davon unabhängig, so Bachs Devise, gelte es nun, "nicht so sehr auf andere zu schauen, sondern sich auf uns selbst zu konzentrieren", damit München im Juli 2010 nicht nur im Bewerber-Trio präsent ist, sondern sich am 11. Juli 2011 im südafrikanischen Durban auch in der Endausscheidung durchsetzt.

München inspiziert Olympia-Rivalen

Auf dem Weg dahin stoßen die Münchner Olympia-Werber auf ähnliche Schwierigkeiten wie ihre möglichen Konkurrenten auf der ganzen Welt - sie kämpfen mit den Folgen der globalen Krise. Nach wie vor lautet die Devise zwar, die etwa 30 Millionen Euro teure Bewerbung ohne staatliches Geld, sondern nur mit Hilfe privater Sponsoren zu stemmen. Derzeit seien aber, sagt OB Christian Ude, nur etwas mehr als zehn Millionen Euro Sponsorengeld gesichert.

Das ist noch nicht genug, aber möglicherweise gar nicht so wenig, wenn man bedenkt, dass die Bewerbungsgesellschaft noch nicht einmal im Internet präsent ist. Die olympische Aufbruchstimmung dürfte erst zum Tragen kommen, wenn durch große Auftritte und Events die breite Öffentlichkeit für dieses ehrgeizige Vorhaben eingeschaltet wird.

Derzeit werkeln die Olympia-Werber noch im sehr überschaubaren Rahmen. Gut ein Dutzend Experten feilen im Münchner Technologiezentrum am Agnes-Pockels-Bogen am Konzept der Bewerbung und an den ersten Details. Schon im Oktober muss die Stadt ihre Bewerbung offiziell beim IOC einreichen und im März 2010 dann das 80 Seiten umfassende "Mini Bid Book" präsentieren.

Darin muss bereits festgelegt sein, wo die Sportler wohnen und wo sie um Medaillen wetteifern werden. Planungsexperten des Frankfurter Stadtplaners Albert Speer, die einst in Rekordzeit den Standort für das Fröttmaninger Stadion sicherten, suchen intensiv nach nutzbaren Arealen für das Olympische Dorf. Es sollte, das ist klar, nahe am Olympiapark liegen. Im Olympiastadion würden die große Eröffnungsgala und die Abschiedsparty steigen. Dort sollen auch die Eissporthallen entstehen.

Olympia-Werber Richard Adam, der zuvor zehn Jahre lang Bayerns Tourismus-Marketing verantwortete, verweist auf die gute Basis: 70 Prozent der Infrastruktur ist schon da - und das auf olympischem Niveau. München kann sogar die Trumpfkarte spielen: ein vorhandenes olympisches Gelände ein zweites Mal für die Spiele nutzen, was ökologisch sinnvoll und überdies einmalig wäre.

Im Stadtrat ist der Rückhalt für die Olympia-Bewerbung groß. Selbst die Grünen, die Projekte dieser Größenordnung stets ablehnten, signalisierten Zustimmung, falls die Spiele ökologisch und nachhaltig angelegt würden. Die parteiinterne Debatte dazu soll im März beginnen.

Siegfried Benker, Fraktionschef der Rathaus-Grünen, zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass die Grünen mitziehen können. Benker: "Jetzt ein Nein der Partei gegen eine Bewerbung, die eine sehr grüne Handschrift tragen wird, würde ich für falsch halten."

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