Süddeutsche Zeitung

Familienunternehmen:Daunen hoch

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Bettenrid hat sein Geschäft renoviert. Vom teuersten Bett der Welt über die Deckenmanufaktur bis zu den Fühlstationen geht es um: schöner und besser schlafen.

Von Laura Kaufmann

Ein Traditionsbetrieb nach dem anderen schwindet aus München. Die Innenstadt ist im Umbruch, Robert Waloßek sieht das mit Sorge. Viele Baustellen, viel Leerstand, und eben die schwindenden Traditionsmarken, die München im Handel ausmachen. "Ich würde mir wünschen, dass die Stadt mit dem Handel da eng zusammenarbeitet, um ein gutes Zukunftsszenario zu entwickeln", sagt der Geschäftsführer von Bettenrid. Er selbst findet, dass er die Stadt nach einem fünf Jahre dauernden Umbau mit dem neuen Bettenrid-Flagshipstore zumindest wieder ein bisschen schöner gemacht hat.

Einst hatte Rosa Zaininger den Betrieb als Reinigung für Betten und Bettfedern gegründet, für den sie schließlich ein kleines Ladengeschäft in der Theresienstraße mietete. Irgendwann ging sie dazu über, die Betten nicht nur zu reinigen, sondern auch welche zu verkaufen, und übergab Tochter Hedwig Rid das Bettenspezialgeschäft. Nach Kriegsende und der Zerstörung des Ladens erhielt Hedwig Rid eine neue Lizenz, eröffnete vorerst in der Sonnenstraße und taufte das Geschäft um in "Betten-Rid". In den 70er-Jahren, unter der Leitung ihres Sohnes Günther, eröffnete schließlich die Bettenrid-Filiale in der Theatinerstraße.

Einiges aus der Zeit ist bei der Renovierung erhalten geblieben, etwa die Aschenbecher im Aufzug, deren Benutzung wiederum natürlich nicht gestattet ist. Auch das alte Büro von Günther Rid mitsamt Holzkassettierung und Ledersofas ist leicht modernisiert erhalten geblieben, hier beraten nun die sogenannten Personal Shopper. Eineinhalb Millionen pro Stockwerk nur für den Einzelhandel hat der Umbau gekostet, da ist die Fassadenrenovierung gar nicht mitgezählt. "Uns gibt es seit 107 Jahren", sagt Waloßek, "und wir wollen noch viele Jahrzehnte da sein." Also musste investiert werden. Einen Online-Store gibt es längst, "Omni-Channel" nennt Waloßek die Strategie. Social Media soll weiter ausgebaut werden, einen Podcast rund um das Thema Schlaf betreibt Bettenrid nun auch.

An die 60 Bettwäschefarben laufen in einem Paternoster durch ein Schaufenster, an "Fühlstationen" tastet der Kunde nach Rosshaar oder Seide. "Was macht das besonders?", fragen Schilder an Produkten, und eine Tafel erklärt etwa, wie Zirbelholz den Schlaf verbessern soll. "Rosa's Bar" im ersten Obergeschoss bietet Blick auf die Theatinerstraße. Dinge, die vorher eher versteckt im Haus stattgefunden haben, sind jetzt prominent im Fokus, die Kissen- und Deckenmanufaktur etwa, wo die Daunen geprüft und Decken bei Bedarf aufgepolstert werden, damit sie wieder wie neu sind, Stichwort Nachhaltigkeit. Spezialanfertigungen wie Kissen in Herzform oder Decken in Übergröße gehören zum Kerngeschäft.

Im Januar finden die nächsten Aktionswochen statt, bei denen Kunden kostenlos verschiedene Vorträge zu Schlaf-Themen wie "Restless Legs" anhören können. Nicht nur die passende Matratze beeinflusst die Nachtruhe, auch die Ernährung, die Routine. Ein Thema, das in Zeiten von Selbstoptimierung den Zeitgeist trifft.

Selbstverständlich sind es vornehmlich Luxusartikel, die mit einem solchen Service einhergehen. So steht bei Bettenrid auch das teuerste Bett der Welt. Ab 561 990 Euro kostet das in Schweden handgefertigte Grand-Vividus-Bett, ohne Kopfteil. Drakes Designer-Star Ferris Rafauli hat es entworfen, für Drake war die erste Ausführung. Auch George Clooney, Angelina Jolie und die Mitglieder des schwedischen Königshauses schlafen in den Betten des Herstellers. In den letzten zwei Jahren wurde das Grand Vividus in der Theatinerstraße immerhin dreimal verkauft. Ob die Besitzer nun besser schlafen, ist nicht überliefert.

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