Kriminalität:Wie Betrüger Münchner Senioren um viel Geld bringen

Kriminalität: Spende für Verbrechensopfer? Notarkosten für den großen Gewinn? Hilfe für den Enkel? Betrüger haben es auf das Geld von Senioren abgesehen.

Spende für Verbrechensopfer? Notarkosten für den großen Gewinn? Hilfe für den Enkel? Betrüger haben es auf das Geld von Senioren abgesehen.

(Foto: imago)

Sie geben sich als Pfleger aus, sammeln angeblich Spenden oder versprechen falsche Gewinne: Selbst erfahrene Polizisten erfahren von immer neuen fiesen Tricks der Ganoven.

Von Martin Bernstein

Weihnachten ist offenbar auch Hochzeit für Betrüger. Besonders auf ältere Menschen haben es die Trickdiebe abgesehen. Selbst erfahrene Beamte im Polizeipräsidium München erfahren von immer neuen fiesen Tricks der Ganoven. Und auch eine "alte Bekannte" der Ermittler ist nach einem Jahr Pause wieder da.

Die falsche Pflegerin

"Schwester Rita" ist zurück. So nannte sich eine Betrügerin, die zum Jahreswechsel 2017/2018 zusammen mit einem Komplizen alte Menschen um deren Wertsachen zu bringen versuchte. Der Trick war immer ähnlich: Eine Frau klingelt und stellt sich als "Altenpflegerin" vor. So verschafft sie sich Zutritt in die Wohnungen alter, allein lebender Münchnerinnen. Irgendwann kommt ein Mann oder eine weitere Frau dazu. Die eine redet, der andere durchsucht die Wohnung. Irgendwann sind die beiden dann so plötzlich verschwunden, wie sie aufgetaucht sind - und mit ihnen Geld oder Schmuck der hilflosen Opfer. Am Dienstag ist "Schwester Rita" bei einem über 80 Jahre alten Paar, das in der Nähe des Nordbads wohnt, vorstellig geworden.

Die Polizei schließt nicht aus, dass es sich um dieselbe Täterin handelt wie vor Jahresfrist. Die falsche Pflegerin nahm die beiden Senioren unter einem Vorwand mit ins Bad und versperrte die Tür von innen. Erst nach mehrmaliger Aufforderung öffnete sie die Tür wieder. Die Wohnungstür stand offen, die angebliche Pflegerin machte sich umgehend aus dem Staub. Als die Seniorin die Schubladen im Schlafzimmer öffnete, stellte sie fest, dass Schmuck fehlte. Während des Ablenkungsmanövers im Bad hatte sich eine zweite Person in die Wohnung geschlichen. "Schwester Rita" soll 50 bis 60 Jahre alt sein. Sie hat mittelblonde, glatte, nackenlange Haare und spricht hochdeutsch. Bekleidet war sie mit grau gestepptem Anorak, dunkler Hose und grauer Mütze. Ihr Komplize, mit dem sie weitere ähnliche Taten versucht haben soll, ist ungefähr gleichaltrig und schlank.

Der falsche Spendensammler

Eigentlich kennt die Polizei die Masche ja: Anrufer, die üblicherweise in der Türkei sitzen, geben sich als Polizisten aus und versuchen, indem sie buchstäblich "Räuberpistolen" erzählen, Senioren dazu zu bringen, einem Abholer Geld und Wertsachen auszuhändigen. 2500 derartige Anrufe wurden heuer in München schon von der Polizei registriert. Der Schaden geht in die Millionen. Doch die Masche, die am Dienstag versucht wurde, ist neu für die Ermittler. Ein Unbekannter rief einen 88-Jährigen aus München an und gab sich als Polizeibeamter des Bayerischen Landeskriminalamts aus. Er sammle Spenden für Opfer, behauptete der Anrufer. Dem 88-Jährigen kam das zum Glück äußerst merkwürdig vor und er legte den Hörer auf.

Die falsche Gerichtsvollzieherin

Ebenfalls am Dienstagvormittag klingelte eine Frau an der Tür einer 88-Jährigen an der Milbertshofener Straße. Die Unbekannte gab sich als "Gerichtsangestellte" aus, das Opfer nahm an, es mit einer Gerichtsvollzieherin zu tun zu haben. Sie bat die Frau in die Wohnung. Kurz darauf klingelte es erneut, und ein Mann kam hinzu. Auch er sei Gerichtsangestellter, behauptete er. Der Mann verwickelte die 88-Jährige in ein Gespräch, seine Komplizin schaute sich derweil in der Wohnung um. Kurz darauf gingen die beiden wieder. Ohne Beute - die 88-Jährige hatte zum Glück keine Wertsachen im Haus. Die misstrauisch gewordene Seniorin informierte die Polizei.

Der falsche Gewinn

Die Masche ist nicht neu, doch ebenso wie der "Enkeltrick", bei dem ein angeblicher Angehöriger telefonisch um Geld bittet, ist sie erst jüngst wieder in München angewandt worden. Ein Anrufer erzählte einer 77-Jährigen am Mittwoch, sie habe bei einem Gewinnspiel viel Geld gewonnen. Für Notar- und Anwaltskosten sollte die Münchnerin vor der Auszahlung allerdings 1000 Euro mittels iTunes-Gutscheinen begleichen. Die Frau tat das in der Hoffnung auf den versprochen Geldsegen. Sie kaufte die Wertkarten und gab die dazugehörigen Codes im Laufe weiterer Telefonate dem Unbekannten an. Doch den angeblichen Gewinn gab es nicht. Die Kriminalpolizei ermittelt.

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