Betriebsunfälle der Münchner CSU:Lust zur Selbstzerfleischung

Parteiinterne Intrigen haben in der Münchner CSU eine lange Tradition - fünf spektakuläre Betriebsunfälle aus den vergangenen zwei Jahrzehnten.

Von Frank Müller

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(Foto: Robert Haas)

Die Fähigkeit der Münchner CSU, sich selbst ein Bein zu stellen, ist legendär. Über die Jahrzehnte entwickelte der Bezirksverband die Kunst der innerparteilichen Intrige zur Perfektion, so dass die Partei sich stets am liebsten mit sich selbst beschäftigte. Mit Ludwig Spaenle an der Spitze schien diese Phase eigentlich vorbei zu sein. Dieser Eindruck war womöglich voreilig, wie die Geschehnisse vom Montagabend zeigen. Aus diesem Anlass hier die fünf spektakulärsten CSU-Betriebsunfälle aus zwei Jahrzehnten.

Peter Gauweiler

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(Foto: imago/Jürgen Eis Peter)

Schlechte Wahlergebnisse für das Führungspersonal haben in der Münchner CSU Tradition. Neu war beim Wahlparteitag im Juli 1995, dass sich der damalige Chef Peter Gauweiler im Pschorrkeller schlicht weigerte, sein schlechtes Wahlergebnis von nur 70 Prozent anzuerkennen. Er erklärte umgehend seinen Rücktritt mit den Worten: "Das habe ich nicht verdient". Dies erschreckte die Partei dann so, dass noch am selben Abend eine zweite, sogenannte "Vertrauensabstimmung" organisiert wurde. Die war zwar in keiner Satzung vorgesehen, erbrachte aber für Gauweiler akzeptable 85 Prozent. Er machte weiter, in den Parteiannalen fand der Vorfall Eingang als "Rücktritt vom Rücktritt"

Hans-Peter Uhl

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(Foto: DPA)

Die OB-Wahl war nur ein paar Monate entfernt, als Münchens CSU nach einem Wochenende im Januar 1999 plötzlich ohne Kandidat dastand. Hans-Peter Uhl, damals ebenso gefürchteter wie bekannter Kreisverwaltungsreferent, schmiss die Kandidatur hin, weil der Streit zwischen ihm und dem Münchner Parteivorstand eskaliert war. Es ging vordergründig um Geld, eigentlich aber um die Macht. Es war das Ende von Uhls stadtpolitischer Karriere. Er ging für den Münchner Westen in den Bundestag, wo er bis heute sitzt. Beim Parteitag am Montag war er dabei und dachte sich vermutlich seinen Teil.

Aribert Wolf

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(Foto: dpa)

"Der Wolf kommt", stand auf den Plakaten, mit denen der nächste CSU-Bewerber, Aribert Wolf, OB werden wollte. Dann ging der Wolf im Oktober 2001 ähnlich plötzlich wie zwei Jahre zuvor Uhl. In der Partei hatte es Gemäkel über Wahlplakate gegeben, in denen der Stadt Unterstützung für Terroristen unterstellt worden war. Für Wolf war dies das Ende einer langen Kette von verdeckten Attacken. Er ist inzwischen aus der Politik ausgestiegen.

Hans Podiuk

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(Foto: dpa/dpaweb)

Nur weil jemand in der Münchner CSU eine Größe ist, bekannt ist und viele Verdienste hat, heißt das noch lange nicht, dass man ihn nicht Knall auf Fall abservieren könnte. Diese Erfahrung machte Hans Podiuk, der damals schon langjährige Fraktionschef der Rathaus-CSU im Mai 2003 in seiner Heimatbasis Trudering. Podiuk war dort einer Clique ehrgeiziger Nachwuchspolitiker im Weg, die sich mit teils kriminellen Methoden die Wege zur Macht sichern wollten. Sie sorgten durch die Aufnahme viele junger Delegierter dafür, dass Podiuk mit 36 gegen 63 Stimmen abgewählt wurde. "Ein Fußtritt" sei das, befand Podiuk damals. Später kam er zurück an die Macht. An diesem Montag war er der Versammlungsleiter bei der Münchner CSU. Das bewältigte er mit der Routine des Mannes, der schon vieles gesehen hat.

Monika Hohlmeier

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(Foto: dpa/dpaweb)

Gegen jeden von euch gibt es was", soll Monika Hohlmeier im Juli 2004 ihren Vorstandskollegen zugerufen haben und ein Dossier mit teils pikanten Details über führende CSU-Politiker auf den Tisch geknallt haben. Es war der Anfang vom Ende der Münchner Parteikarriere der Strauß-Tochter, die als Aufräumerin im Bezirksverband angetreten war. Ausschnüffeln von Vorstandskollegen - das ging dann doch zu weit. Ihr härtester Gegner war damals Ludwig Spaenle. Jetzt ist er selbst am Ruder.

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