„Er war die Stimme unserer Gemeinde, eine feste Säule. Ein großer Mensch!“ Eric Smutny, Vorstandsmitglied der Liberalen jüdischen Gemeinde München Beth Shalom, sagt dies über Nikola David, den Kantor der Gemeinde. Vergangenen Freitag ist der 55-Jährige an seinem Wohnort in Augsburg Opfer einer Gewalttat geworden. „Ein antisemitischer Hintergrund ist ausgeschlossen – auch von den Behörden“, sagt Smutny. Zu den laufenden Ermittlungen wolle man nichts sagen.
„Ich habe zu ihm immer gesagt, du bist mein Lieblingsmensch, er hatte solch ein großes Herz und war so offen“, sagt die Beth-Shalom-Vorsitzende Eva Ehrlich. Seit 2014 war der gebürtige Serbe Kantor der Liberalen Gemeinde München und begleitete den Gottesdienst mit Gesang. Große Verdienste habe der ausgebildete Opern-Tenor sich erworben, erinnert Ehrlich, weil er „die vergessenen Melodien des letzten Kantors Emanuel Kirschner der zerstörten Münchner Hauptsynagoge, die liberal war und auf persönlichen Befehl Hitlers bereits im Juni 1938 zerstört wurde, wiederentdeckt und auf CD herausgebracht hat“. Die Gemeinde habe diese Lieder immer im Gottesdienst gesungen.
Nikola David war bei Beth Shalom zudem mit Rabbiner Tom Kučera verantwortlich für den Religionsunterricht der Kinder und die Ausbildung der Bar Mizwa und Bat Mizwa, der Feier, mit der Jungen und Mädchen die religiöse Mündigkeit erreichen. „Der Verlust ist nicht nur für uns riesig“, sagt Smutny. „Uns erreichen aus ganz Europa Kondolenzschreiben.“ Der international renommierte Synagogalmusiker war vor seiner Ausbildung zum Kantor Opernsänger unter anderem am Landestheater in Thüringen und am Theater Augsburg.
Auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, bekundete bei X (vormals Twitter) ihr Mitgefühl: „Sein Tod markiert einen schmerzhaften Verlust für die jüdische Gemeinschaft in München.“