Beste Hundefriseurin:"Manche Tiere muss ich aus einem Fellknäuel befreien"

Münchner Hunde haben Glück, denn in ihrer Stadt wohnt die beste Hundefriseurin Deutschlands: Krisztina Poschenrieder-Molnar verpasst den Vierbeinern nicht nur das perfekte Aussehen. Sie kümmert sich auch um deren Hygiene - und verwandelt verfilzte Fellknäuel in geschniegelte Haustiere.

Von Ingrid Fuchs

Deutschlands beste Hundfriseurin

Ihre Ruhe überträgt sich auf den Hund: Krisztina Poschenrieder-Molnar mit Marvin - am wuscheligen Fell sieht man, dass ihm die Behandlung noch bevorsteht.

(Foto: oh)

Die Kunden von Krisztina Poschenrieder-Molnar brauchen viel Aufmerksamkeit: Nach dem Waschen, Schneiden und Föhnen geht es weiter zur Krallen- und Ohrenpflege. Oft müssen sie wochenlang auf einen Termin warten, dafür werden sie im Salon Sissy aber von der besten Hundefriseurin Deutschlands verwöhnt.

Diesen Titel trägt Krisztina Poschenrieder-Molnar seit sie am vergangenen Wochenende die deutsche Hundefriseurmeisterschaft in Stadtroda bei Jena gewonnen hat. Bei dem Wettkampf ging es um kreatives Arbeiten: "Wir hatten zwei Stunden Zeit, das Beste herauszuholen", erzählt sie. Die Hunderasse durfte man selbst auswählen; sie ist mit einem English Setter angetreten. Auch das Werkzeug war nicht vorgeschrieben - bewertet wurde der "Vorher-Nachher-Effekt". Mit Schere, Trimmmesser und Föhn hat sich Poschenrieder-Molnar gegen ihre Konkurrenten durchgesetzt. Parallel fand ein international besetzter Wettbewerb mit strengeren Regeln statt. Dabei belegte die Münchnerin immerhin den vierten Platz

Seit 18 Jahren führt die zierliche dunkelhaarige Frau ihren Hundesalon in München, kümmert sich um ein gepflegtes Äußeres und gründliche Körperpflege bei ihren Kunden, so nennt sie die Tiere. Man brauche für diesen Beruf vor allem eine ordentliche Portion Hundeverrücktheit und die habe sie seit ihrer Kindheit, sagt sie. "Zusätzlich muss man aber schon auch einen künstlerischen Blick dafür haben, wie ein Friseur."

Deutschlands beste Hundfriseurin

Nach dem Trimmen glänzt Marvins Fell, ordentlich gekämmt wurde er auch. Seit 18 Jahren führt Krisztina Poschenrieder-Molnar den Hundesalon "Sissy" in München.

(Foto: oh)

Obwohl es in Deutschland etwa 2000 Hundefriseure gibt, ist der Beruf hierzulande nicht anerkannt. "Es gibt keine Berufsschulen und eine Ausbildung bieten nur sehr wenige Hundesalons an." Krisztina Poschenrieder-Molnar hatte Glück, als sie sich nach der Schule beim Salon Sissy - damals noch in Pasing - bewarb. Ein Jahr lang hat sie dort Praktikum gemacht und dabei soviel gelernt, dass sie das Geschäft anschließend übernehmen konnte. Zur Weiterbildung besucht sie immer wieder Ausstellungen und nimmt an Wettbewerben teil: "Da sammelt man viele Erfahrungen." Vor zwölf Jahren zog sie mit dem Salon nach Neuhausen.

Deutschlands beste Hundefriseurin hat selbst drei Hunde: die English-Setter-Hündin Amy und den einjährigen Horatio, beide mit leicht gewellten, seidigen Haaren, sowie einen schwarzhaarigen Chihuahua-Rüden namens Cooper. Für die Tiere hat sie schon zahlreiche Auszeichnungen eingesammelt. "Meine Zukunftshoffnung ist der kleine Horatio, er ist schon Jugendsieger und dreifacher Champion, in dem Alter ist das etwas sehr Besonderes."

Kaum Trendwechsel bei Hundefrisuren

Im Vergleich zu ihr, legen es die wenigsten Hundebesitzer, die zu ihr kommen, darauf an, mit ihren Haustieren in Wettkämpfe zu ziehen. Für sie ist vor allem ein gepflegtes Äußeres wichtig. Anders als bei Menschen wechseln die Hundefrisuren-Trends nur sehr langsam oder überhaupt nicht. "Es gibt eigentlich für jede Rasse einen typischen Haarschnitt, das variiert nur ganz leicht."

Auch für Krisztina Poschenrieder-Molnar stehen Pflege und Hygiene im Vordergrund. "Ich bin froh, dass sich bei den Produkten in den vergangenen Jahren viel getan hat, früher gab es gerade mal zwei verschiedene Hunde-Shampoos." Heute kann sie je nach Fellart oder -farbe auswählen. Normales Shampoo für Menschen eigne sich gar nicht, weil es nicht rückfettend ist.

Trotz ihrer Hundeverrücktheit setzt die Hundefriseurin die Schere auch hin und wieder bei Pferden an und trimmt deren Mähne. Die wasserscheuen Katzen gehören ebenfalls zu ihren Kunden, "Baden funktioniert da natürlich nicht wirklich, bei Katzen wird nur gekämmt und geschnitten", sagt sie. "Manche Tiere kommen in einem fürchterlichen Zustand zu mir, die muss ich dann erstmal aus einem Fellknäuel befreien." Die Kosten für eine Behandlung schwanken stark, je nachdem, was gemacht werden muss. Der Preis beginnt bei etwa 35 Euro und geht hoch bis zu 100 Euro. "Um ihn einschätzen zu können, muss ich zuerst das Tier kennenlernen. Dann spreche ich noch mal mit den Besitzern über den Preis, es soll ja keine böse Überraschung geben."

Das Kennenlernen ist für sie auch deshalb wichtig, weil der Hund zu ihr Vertrauen fassen muss, um dann während der Behandlung zu gehorchen. Viele Leute kommen regelmäßig zu ihr, ihre Tiere kennt sie von klein auf. "Manche sind trotzdem immer ziemlich aufgedreht, da muss man sich dann sehr ruhig und bestimmt verhalten. Diese Ruhe überträgt sich auf den Hund und er merkt, wer das Sagen hat."

Das klappt nicht immer auf Anhieb: "Natürlich wurde ich schon mal gezwickt, aber nie schlimm." Wenn der Hund nicht aufhört zu schnappen, bekommt er während der Behandlung einen Beißkorb. Aber ist die Zuneigung erst einmal weit genug gediehen, dann lassen die Vierbeiner sogar eine Zahnsteinentfernung ohne Knurren über sich ergehen.

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