Beschluss des Aufsichtsrats:Flughafen München darf nicht expandieren

Tower am Flughafen München

Der Tower am Flughafen München im Erdinger Moos.

(Foto: dpa)

Bayern statt Belo Horizonte: Die Vorstände des Münchner Flughafens wollten weltweit expandieren - doch der Aufsichtsrat hat die Pläne gestoppt. Dabei verdienen andere Unternehmen von Stadt und Freistaat viel Geld im Ausland.

Von Marco Völklein

Ursprünglich hatten Michael Kerkloh und Thomas Weyer Großes vor: Eine "Internationalisierung" ihres Geschäfts strebten die beiden Geschäftsführer des Münchner Flughafens an. Ähnlich wie die Kollegen in Frankfurt, die zum Beispiel an Betreibergesellschaften von Flughäfen in der Türkei oder in Indien beteiligt sind, wollten sich auch Kerkloh und Weyer bei ausländischen Airportbetreibern einkaufen. Den Anfang wollten die beiden Manager in Belo Horizonte machen, einer 2,5-Millionen-Einwohner-Stadt im Südosten Brasiliens. Zunächst wollten die Münchner sich nur mit einem Prozent beteiligen, weitere Zukäufe von Anteilen hatten Kerkloh und Weyer aber nicht ausgeschlossen.

Doch nun ist das Geschäft geplatzt: Der Aufsichtsrat des Flughafens stellte sich gegen die Internationalisierungspläne des Vorstands - und stoppte den Deal in Belo Horizonte. "Die Zukunft des Münchner Flughafens liegt in Bayern und nicht in Brasilien", sagt Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU), der als Aufsichtsratsvorsitzender auch der Chef von Kerkloh und Weyer ist.

Die Messe München verdient Millionen im Ausland

Der Freistaat besitzt 51 Prozent an der Betreibergesellschaft des Flughafens, weitere Anteilseigner sind der Bund (mit 26 Prozent) sowie die Stadt München, die 23 Prozent hält. Die Landeshauptstadt hat sich ebenfalls gegen die Pläne des Vorstands gestellt. Allein schon aus Sicht des Kommunalrechts sei es "grundsätzlich problematisch, sich außerhalb Münchens an Projekten zu beteiligen, die nicht der Daseinsvorsorge der Münchner Bevölkerung dienen", sagt ein Sprecher des Referats für Arbeit und Wirtschaft.

Allerdings: Die Messe München, bei der ebenfalls der Freistaat und die Stadt Gesellschafter sind, expandiert fleißig auf ausländischen Märkten und hält unter anderem Beteiligungen in Schanghai. Ob der Bund als dritter Anteilseigner die Pläne des Vorstands auch abgelehnt hat, ist offen. Eine Anfrage an das federführende Bundesverkehrsministerium blieb unbeantwortet.

Kerkloh und Weyer sollen sich nun wieder voll auf das Kerngeschäft im Erdinger Moos konzentrieren - und bei Geschäften mit anderen Airports allenfalls Beratungsdienstleistungen anbieten. Da haben sich die Münchner seit dem spektakulären Über-Nacht-Umzug von Riem ins Erdinger Moos im Mai 1992 weltweit einen Namen gemacht. Unter anderem haben die Flughafen-Mitarbeiter bei Umzügen und Inbetriebnahmen von Flughäfen in Kuala Lumpur, Athen und Bangkok ihr Fachwissen eingebracht.

Zuletzt setzte der Flughafen mit dem Beratungsgeschäft etwa acht Millionen Euro pro Jahr um. Kerkloh und Weyer hatten gehofft, mit einer stärkeren internationalen Ausrichtung den Umsatz in diesem Bereich in ein paar Jahren auf "einen kleinen zweistelligen Millionenbetrag" steigern zu können.

Doch diese Pläne sind nun Makulatur: In Beteiligungsprojekten werde man sich "vorerst nicht engagieren", lassen Kerkloh und Weyer auf Anfrage mitteilen. Und der Sprecher der Stadt sagt: "Aus Sicht der Anteilseigner soll der Flughafen seine hohe Kompetenz künftig in Beratungsprojekte einbringen." Gefragt könnten die Fachleute dann wieder sein, wenn der neue Berliner Flughafen, kurz BER, irgendwann fertiggestellt und betriebsbereit sein sollte.

Vor zwei Jahren hatten die Münchner dafür bereits den Auftrag an Land gezogen. Die Umzüge der Mitarbeiter, Gerätschaften und Möbel von Tegel und Schönefeld an den neuen Standort waren schon vorbereitet. Dann allerdings wurde die Inbetriebnahme des BER verschoben. Und damit war zunächst auch erst einmal der Auftrag für die Münchner hinfällig.

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