Münchner Momente:Hundert Prozent Zukunftsgarantie

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Kuriose Versicherungen gibt es einige, jetzt können sich auch schon Schüler bei einem Münchner Anbieter gegen Berufsunfähigkeit absichern. Da geht noch mehr.

Glosse von Philipp Crone

Bevor man sich darüber wundert, dass eine Münchner Versicherung nun schon zehnjährige Schüler gegen Berufsunfähigkeit absichert, lohnt ein Blick auf andere Möglichkeiten, monatlich Geld für hoffentlich nie eintretende Ereignisse auszugeben. Da wäre zum Beispiel die Fahrstuhl-Versicherung, aus dem für seine Ensurance-Werbespots und seine Versicherungsfindigkeit bekannten Nordamerika. Für zwölf Euro pro Jahr bekommt man jedes Mal 75 Euro raus, sollte man im Fahrstuhl stecken bleiben. Was so ein Erlebnis (statistisch pro Person alle 102 Jahre) natürlich viel erträglicher macht. Oder die Funklochversicherung, die zahlt, wenn man in selbigem 48 Stunden festsitzt. Für ebenfalls zwölf Euro im Jahr kann man sich dagegen versichern, am Traualtar kurzfristig stehen gelassen zu werden. Immerhin winken 100 Euro, fast so viel wie die Kosten der Hochzeitskrawatte.

Die Hole-in-One-Versicherung übernimmt alle Kosten, die einem Golfer bei so einem Glücksmoment entstehen, wie teure Clubrunden und obligatorische Feiern, wenn der Ball vom Abschlag direkt ins Zielloch purzelt. Und es gibt beim Fußball eine Abstiegsversicherung. All diese Policen hat "Die Bayerische" zusammengesucht und veröffentlicht, aber wer Sponsor der Münchner Löwen wird, muss sich vielleicht auch vorher einmal mit allen fast undenkbaren Situationen beschäftigen. So wie eben auch einer Versicherung, welche Menschen absichert, die noch berufsunfähig sind, es künftig aber bleiben könnten.

Nun also das Wundern: Könnte es sein, dass sich Werbe-Menschen der Münchner Versicherung LV 1871 so eine Variante gewünscht haben, um endlich mal ihre Standardargumente voll auszuschöpfen? "Günstige Beiträge ein Leben lang" und "Zukunftsgarantie"? Schüler stehen demnächst vor ihren Lehrern und sagen: "Eine Fünf? Egal, ich bin versichert." Als Kind lernt man da auch gleich, worauf es im Leben ankommt. Und fragt bei den Eltern nach, ob sie einen nicht auch noch gegen zu wenig Playstation-Zeit, zu viel Burger-Verzehr, Liebeskummer, künftige Modesünden, Pausenprügel, "Stimmbruch im Knabenchor" oder "Blank beim Ausfragen" versichern können.

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