Süddeutsche Zeitung

Jubiläum mit Wayne-Shorter-Tribute:Schmiede der Besten

Seit zehn Jahren veranstaltet das berühmte "Berklee College of Music" Auditions und Konzerte in Ottobrunn.

Von Oliver Hochkeppel, Ottobrunn

Mehr als 4000 Studenten aus aller Welt, unterrichtet von gut 600 Dozenten, darunter Weltstars und einige der Alumnis von Quincy Jones über Keith Jarrett bis Esperanza Spalding, die insgesamt mehr als 230 Grammys eingesammelt haben - das Berklee College of Music in Boston ist ein einziger Superlativ. Die größte, die wichtigste und die älteste Jazzschule der Welt, mit dem Ansatz, ihren Studenten von der Kompositionslehre und Instrumentalausbildung bis zu Marketing oder Scoring alles an die Hand zu geben, was sie für ein erfolgreiches Musikerleben brauchen - mittlerweile weit über den Jazzbereich hinaus. Weil man die größten Talente aus aller Welt anzuziehen versucht, finden Auditions - also Bewerbungs-Vorspiele -seit Langem nicht nur in den USA, sondern auch auf anderen Kontinenten statt. Feste Anlaufstationen in Europa sind London, Paris, Stockholm - und seit nun genau zehn Jahren auch Ottobrunn bei München.

Wie aber kommen die US-Granden ausgerechnet auf Ottobrunn? Auch das hat wieder mit einem Alumni zu tun. Der Jazzpianist Cornelius Claudio Kreusch hat nicht nur dort studiert und 1993 und 1994 zweimal in Folge den Berklee Performance-Award gewonnen, dies war auch so prägend für ihn, dass er den Kontakt nie abreißen ließ. Auch nicht, als er mit seinem Bruder Johannes Tonio Kreusch in ihrer alten Heimat 2008 die "Ottobrunner Konzerte" ins Leben rief. Schon vier Jahre später hatte er die unter dem Titel "Berklee@Ottobrunn" firmierende Partnerschaft unter Dach und Fach. "Ottobrunn liegt ideal für Bewerber aus Süd-, Mittel- und Osteuropa. Und im Wolf-Ferrari-Haus bekommen wir alles, was wir brauchen: perfekte Räume, Instrumente und Organisation", sagt Damian Brecken, Berklees "Dean of Admission". Und der Clou: Das Berklee College of Music veranstaltet hier nicht nur Auditions, es kommen - ganz im Sinne des ganzheitlichen, Konzerte mit Workshops und Gesprächen verbindenden Festival-Ansatzes - stets auch Dozenten und einige der besten Studenten für einen Auftritt mit.

Zum Jubiläum der Partnerschaft schaut am kommenden Wochenende sozusagen die Berklee-Elite vorbei, nämlich Ensembles und Musiker vom "Berklee Global Jazz Institute", das sich unter Leitung des Star-Pianisten Danilo Perez um die nächste Generation von Jazz-Stars kümmert. Seit Langem sitzt Perez auch in der Band des Saxofonisten Wayne Shorter, einer der letzten lebenden Legenden des klassischen Modern Jazz. So spielt am Freitag eine vom Tenorsaxofonisten Marco Pignataro geleitete Band ein "Tribute to Wayne Shorter", für das Perez Shorters berühmteste Stücke neu arrangiert hat. Von den beiden gibt es ein Grußwort an Ottobrunn im Netz. Tags darauf bringen dann gleich sechs Bands unter dem Titel "The Global Jazz Ambassadors" die musikalische Botschaft Berklees unters Volk. Und wie bei fast allen Ottobrunner Konzerten können interessierte Instrumentalisten aller Levels an beiden Tagen wieder einen Workshop besuchen. Diesmal gegeben von keinen Geringeren als den wichtigsten aktuellen Musikern des Berklee Global Jazz Institutes.

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