Süddeutsche Zeitung

Berg am Laim:Vielleicht ein Tauschgeschäft

Das Landratsamt braucht ein Verwaltungsgebäude, die Stadt eine Berufsschule. Über die Grundstücke wird verhandelt

Von Lea Kramer, Berg am Laim

Ein paar nackte Bäume, einige Sträucher und sonst nichts: Auf dem Grundstück vor dem Technischen Rathaus an der Berg-am-Laim-Straße wuchert die Natur seit fünf Jahren ungestört. Seit die Landwirtschaftsschule 2016 abgerissen worden ist, liegt das Gelände brach - obwohl es in öffentlicher Hand ist und die Stadt einen Plan dafür hat.

Die Fläche hinter der Bahnunterführung am Eingang nach Berg am Laim steht immer wieder auf der Tagesordnung des örtlichen Bezirksausschusses (BA). Ende des vergangenen Jahres hatte das Stadtteilgremium in einem fraktionsübergreifenden Antrag gefordert, für das Gelände einer "sinnvollen Nutzung" zu finden. So hätte sich etwa der Hospizdienst "DaSein e.V." vorstellen können, dort ein Haus für Menschen und ihre Angehörigen zu bauen, die in ihren letzten Lebenstagen begleitet werden wollen. Zudem hätten dort eine Kindertagesstätte, ein Café sowie Wohnungen für Erzieher und Pflegerinnen untergebracht werden können. Ein weiteres Projekt, das der BA gutgeheißen hätte, ist ein Neubau für die Sozialberatungsstelle der Caritas, die aus ihren alten Räumen an der Kreillerstraße ausziehen musste und mittlerweile nicht mehr im Stadtbezirk ansässig ist. Beides kommt an dieser Stelle wohl nicht infrage. Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) hat den Vorhaben in einem Schreiben an dem BA unlängst eine Absage erteilt. Einen öffentlichen Spielplatz, wie ihn sich ein Anwohner gewünscht hatte, wird es dort wohl ebenfalls nicht geben. Das hängt mit den Eigentumsverhältnissen der Fläche zusammen.

Das Grundstück in Berg am Laim ist einer dieser Orte, an denen man gut beobachten kann, wie steigende Bodenpreise zunehmend kommunale Entscheidungen beeinflussen. Obwohl das Areal inmitten des Stadtgebietes liegt, gehört es nicht der Stadt selbst, sondern dem Landkreis München. Und der will es nicht verkaufen. Seit Jahren verhandeln Kommunalreferat und Landratsamt über einen möglichen Kauf.

Während das angrenzende Werksviertel Bauabschnitt um Bauabschnitt wächst, steigen auch die Preise im restlichen Quartier. Im Bestand kostet der Quadratmeter an Bürofläche dem Immobilienmarktbericht des Wirtschaftsreferats 20/21 zufolge zwischen 17 und 20 Euro, die zweithöchste Kategorie in der Stadt.

Das Landkreis-Grundstück wird in den kommenden Jahren also eher im Wert steigen. "Der Landkreis München ist weiterhin sehr daran interessiert, die Fläche in absehbarer Zeit wieder einer sinnvollen Nutzung zuzuführen und steht dem Dialog deshalb offen gegenüber", heißt es aus dem Landratsamt. Mittlerweile sei an dieser Stelle ein Tauschgeschäft angedacht, ergänzt das städtische Kommunalreferat. "Im Moment läuft dazu eine Machbarkeitsstudie für eine Fläche, die sich potenziell als Tauschgrundstück eignet", sagt Referatssprecher Andreas Sigl.

Auf einem solchen Areal will das Landratsamt dann ein neues Verwaltungsgebäude bauen. Ihr Hauptgebäude am Mariahilfplatz in der Au ist der Behörde schon seit Jahren zu klein. Dort arbeiten etwa 650 der insgesamt 1300 Mitarbeiter. In der Vergangenheit gab es immer wieder Überlegungen, ob und wo die verschiedenen acht Münchner Standorte des Landratsamts zusammengeführt werden können. Neben dem Candidplatz und der Messestadt Riem war auch das Werksviertel im Gespräch. Schließlich kaufte der Landkreis für 64 Millionen Euro eine Immobilie an der Chiemgaustraße 109. Am Mariahilfplatz hingegen wird ein Teil des Landratsamtsgebäudes aufgestockt. Dafür ist im Haushalt 2021 etwas weniger als eine Million Euro veranschlagt.

Der Umfang der Erweiterungsmaßnahmen am Mariahilfplatz hänge unmittelbar von den verfügbaren Büroflächen an einem zukünftigen Zweitstandort ab, so das Landratsamt. "Infrage kommen hier sowohl mögliche Aufstockungen und Erweiterungsmöglichkeiten im Baubestand sowie zusätzliche Bauten auf bislang unbebauten Flächen", sagt eine Sprecherin. Eine weitergehende Erweiterung an der Adresse Mariahilfplatz ist im städtischen Kommunalreferat nicht bekannt. "Grundstücksverhandlungen in diese Richtung werden nicht geführt", sagt Sprecher Sigl.

Auf der Brache in Berg am Laim könnte indes eine Berufsschule entstehen. Die Fläche sei seit Langem im Bebauungsplan als "Gemeinbedarfsfläche für Erziehung" ausgewiesen, heißt es aus dem Kommunalreferat. Damit könnte das Viertel rund um den Leuchtenbergring zum Schulzentrum werden. Auf der Fläche der alten Bundesmonopolverwaltung für Branntwein an der Neumarkter Straße plant die Stadt ebenfalls eine Berufsschule. Auch dort verhandelt das Kommunalreferat seit Längerem über einen Grundstückskauf, Gesprächspartner ist in diesem Fall die Bundesrepublik.

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SZ vom 22.04.2021
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