Berg am Laim:"Überraschend gut"

Die überarbeiteten Entwürfe der siegreichen Architekten-Teams für das neue Gewerbe-Quartier "Macherei" gefallen im Viertel. Ziegel werden dabei ein wichtiges gestalterisches Element sein - als Hommage an den Ziegeleien-Standort Berg am Laim

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Den Berg am Laimer Bezirksausschuss-Vorsitzenden Robert Kulzer (SPD) hatten die ersten Wettbewerbsergebnisse für die "Macherei", das neue Gewerbequartier auf dem Areal der früheren Pharma-Firma Temmler, nicht überzeugt. Kulzer, Mitglied der Jury für den Architektenwettbewerb der Gebäude entlang der Berg-am-Laim-Straße, hatte nach der Preisgerichtssitzung noch erheblichen Nachbesserungsbedarf bei den Gewinner-Entwürfen gesehen. Deshalb fand er es zunächst befremdlich, dass die Investoren, die Art Invest Real Estate und die Accumulata, das fertige Konzept am Donnerstag gleich nach der abschließenden Sitzung der von Professor Fritz Auer geleiteten Jury der Presse vorstellen wollten. Doch nun ist Kulzer begeistert: "Überraschend gut" sei die Überarbeitung gelungen.

Das neue Konzept enthalte Elemente von allen Siegerentwürfen in einer überzeugenden Kombination. Die Schwachpunkte wie ein zu enges Entree ausgerechnet auf Höhe der gegenüber einmündenden Fehwiesenstraße oder die zu hohen Gebäude, die den geplanten Quartiersplatz verschatten würden, seien alle eliminiert, lobt der BA-Chef Kulzer.

Ferdinand Spies, Geschäftsführer der Art-Invest, und Guido Prummer, Vorstandsmitglied von Accumulata Immobilien, priesen bei der Vorstellung die Nähe des aufstrebenden Stadtviertels Berg am Laim zur Innenstadt und die innovativen Ansätze der Macherei, in der "die Arbeitswelt der Zukunft" erfunden werde. Garant dafür sollen die international erfahrenen Architekten Matthias Hollwich von HWKN Hollwich Kushner aus New York, Holger Meyer vom Büro MSM Meyer Schmitz-Morkramer aus Köln/Frankfurt und Fabian Ochs von Ochs Schmidhuber Architekten aus München und die Landschaftsarchitekten vom Züricher Büro Vulkan sein.

Berg am Laim - Tremmler Areal  Architektenwettbewerb

Und unterm Himmel die Panorama-Bar mit Alpenblick: Das neue Hotel soll mit seiner verschachtelten Fassade ein Hingucker an der Berg-am-Laim-Straße werden.Simulation: Art Invest

Alle drei Hochbau-Architekten betonten, wie viel Spaß diese Zusammenarbeit mache. Man wolle am Ende bei aller Vielfalt ein Gebiet aus einem Guss und mit einheitlichem, urbanen Charakter, habe sich deshalb auf einen Farben- und Materialienkatalog geeinigt, in dem Ziegel als Hommage an den früheren Ziegeleien-Standort Berg am Laim eine große Rolle spielen. Die einzelnen Gebäude sollten auch aufeinander Bezug nehmen, da setze man gerne eine Ecke etwas zurück, um einen schöneren Durchblick aufs andere Haus zu erhalten. Am liebsten wäre ihnen, wenn der geplante "Industrie-Chic" am Ende wirkt, "als wäre das Quartier schon da gewesen".

Zwar habe der Wettbewerb nur die Gebäude zur Berg-am-Laim-Straße hin enthalten, doch auch zur Levelingstraße hin werde das Qualitätsniveau gehalten, betonte Spies. Die Büroetagen enthalten Möglichkeiten vom extra hohen 800-Quadratmeter-Loft bis zu flexiblen Mini-Büros für Start-ups oder zentralen Konferenzräumen. Wer hier arbeitet, soll sich rundum wohlfühlen: Das Quartier bietet Biomarkt und Café, Restaurant und Fitnesscenter. Entlang der Levelingstraße im Gebäude mit dem Arbeitstitel "Inkubator" wird unten Gewerbe angesiedelt: Die Investoren hoffen, dass auch dieses den Beschäftigten in den Büros einen Mehrwert bietet, etwa mit einer Radl- oder Möbelwerkstatt.

Berg am Laim - Tremmler Areal  Architektenwettbewerb

Das gesamte Konzept der "Macherei" setzt auf hohe Durchlässigkeit für Radler und Fußgänger.Simulation: Art-Invest

Auf den richtigen Mix werde man generell achten: So sei es etwa wichtig, dass der Hotelbetreiber ein überzeugendes Konzept für die Dachterrassenbar im zehnten Stock in 33 Metern Höhe bietet. Die anderen Dächer sollen der Arbeit am Laptop unter freiem Himmel oder dem Sport dienen oder aber bewachsen sein mit den Kräutern für die Restaurant-Küche: An alles ist gedacht. Die Investoren, die laut Spies einen dreistelligen Millionenbetrag investieren, wollen den Komplex nach der Fertigstellung behalten und selbst betreiben.

Fertig sein sollen alle Rohbauten auf dem freigeräumten Gelände schon Ende 2019: Das, so Guido Prummer, sei zwar "sportlich", aber durchaus realistisch. Investoren und Architekten hoffen, dass "Die Macherei" zur Marke wird. An dem Namen und dem provisorisch wirkenden roten Logo habe man lange gefeilt, erklären Spies und Prummer. Sie freuen sich, dass ihr Konzept auch am Tag zuvor beim Treffen der anderen Eigentümer des Gewerbegebiets Neumarkter Straße mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk auf große Zustimmung gestoßen sei. Merk erhofft sich von der Macherei einen Impuls für die Aufwertung.

Berg am Laim - Tremmler Areal  Architektenwettbewerb

Vor dem "Inkubator" stehen die Tische von Café und Restaurant.Simulation: Art-Invest

Detailliert sei, so Spies, auch das Mobilitätskonzept, das zwar eine Tiefgarage mit 1000 Plätzen aufweise, aber ebenso Stromtankstellen für E-Bikes, Platz für Carsharing, ausreichend Radlparkplätze, öffentliche Displays, die zeigen, wann die nächste Tram fährt, die Förderung von Fahrgemeinschaften oder Jobtickets.

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