Rund um den U-Bahnhof Michaelibad besteht Nachverdichtungspotenzial, dort werden in einigen Jahren deutlich mehr Menschen leben als heute. Schon länger ist bekannt, dass die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG die Haldenseesiedlung, die wie ein Tortenstück zwischen der Bad-Schachener- und der spitz auf sie zulaufenden Hechtseestraße liegt, neu und dichter bebauen will, mit einem siebenstöckigen "Turm" am Spitz. Schräg gegenüber, östlich der St.-Michael- und nördlich der Heinrich-Wieland-Straße, gehört den Stadtwerken eine Fläche, die derzeit als Park-and-ride-Platz genutzt wird. Diese wird nun ebenfalls überplant; entstehen sollen Wohnungen, Büros, Läden und eine Kita, und zwar in Häusern, die ebenfalls deutlich höher ausfallen könnten als die Bezugsfälle in der Umgebung: Die Rede ist von bis zu zehn Stockwerken.
Das Stadtwerke-Projekt ist noch ganz frisch: Robert Kulzer (SPD), der Vorsitzende des Berg am Laimer Bezirksausschusses (BA), konnte dem Gremium in der jüngsten Sitzung keine Pläne vorlegen, er berichtete aus seinem Jahresgespräch mit dem Planungsreferat, in dem er von den ersten drei Konzeptvarianten unterrichtet worden sei. Dies allerdings versetzte das Gremium schon jetzt in Alarmbereitschaft - und zwar nicht nur wegen der etwaigen Höhe, sondern auch wegen der Art der geplanten Nutzung. Kulzer erinnerte daran, dass das Areal im Jahr 2015, als viele Flüchtlinge in München unterzubringen waren, im Gespräch war für einfache Wohnungen für diese Zielgruppe. Doch der Bedarf besteht nicht mehr. Jetzt strebten die Stadtwerke "normalen" Wohnungsbau an - plus 5000 Quadratmeter Büroflächen, berichtete Kulzer dem Gremium. "Schon wieder Büros", entfuhr ihm ein Stoßseufzer, denn in Berg am Laim entstehen, etwa in der Macherei, derzeit viele neue. Die Gegend um den Bahnhof Michaelibad aber ist bisher gekennzeichnet von Wohnungsbau, dort gibt es keine größeren Firmen. Und das soll nach dem Willen des Berg am Laimer Bezirksausschusses auch so bleiben.
"Wirklich unverständlich" finde er die Idee, dort Büros zu platzieren, erklärte CSU-Sprecher Fabian Ewald. Es stünden doch auch im eigenen Stadtteil bereits genug leer. Auch Kulzer plädierte für mehr Wohnungen, anstatt weitere Officeflächen "auf den Markt zu schmeißen". Gerade einer städtischen Tochtergesellschaft stünde es doch gut an, gezielt Wohnraum zu schaffen für Menschen mit weniger Geld wie etwa Auszubildende oder Studenten. Auch eine Fläche für ein Altenheim werde in Berg am Laim dringend gesucht, der Bedarf sei längst anerkannt, so Kulzer.
Die BA-Mitglieder hatten aber noch weitere kritische Fragen: Wo parken künftig die Leute, die dort in die U-Bahn umsteigen? Wo werden die Schulbusse der Griechen halten und wenden, falls sich die Republik Griechenland vor Gericht durchsetzen sollte und unweit an der Hachinger-Bach-Straße doch noch eine griechische Schule entstehen kann? Sei denn wirklich an Einzelhandel gedacht, wie früher bereits versprochen? Seit dem Wegzug der Penny-Filiale an der Hechtseestraße fehle in diesem Gebiet ein Discounter, so die CSU. Kulzer berichtete, dass Ladenflächen immerhin bereits vorgesehen seien. Schnell war man sich parteiübergreifend einig in der Forderung nach einer Informationsveranstaltung, in der die Stadtwerke dem Bezirksausschuss und den Nachbarn so früh wie möglich ihr Vorhaben erläutern sollen, damit noch Zeit sei zum Mitreden.
"Mir missfällt das Hochhaus", merkte Brigitte Schulz (Grüne) noch an: "Wir müssen die Bürger ins Boot holen, um das zu verhindern." Alexander Friedrich (SPD) jedoch gab zu bedenken, wer in die Höhe baue, spare wertvollen Grund.
Stadtwerke-Sprecherin Bettina Hess versteht die ganze Aufregung nicht, immerhin seien rund 13 000 der geplanten 20 000 Quadratmeter Geschossfläche für Wohnungen reserviert, also ein hoher Prozentsatz. Der Rest werde sich teilen in Läden, Kindertagesstätte und eben Büros. Das Bauprojekt sei noch ganz am Anfang, man habe erst "grobe Eckdaten". Hess stellt aber auch klar, dass man die "Nutzungsüberlegungen" in Abstimmung mit dem Planungsreferat konzipiert habe. Diese seien Grundlage für den Aufstellungsbeschluss des Stadtrats, der noch im Frühjahr erfolgen soll. Es gebe noch viele Gelegenheiten für den BA, seine Meinung kundzutun, so Hess weiter. "Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens, insbesondere nach dem Architektenwettbewerb, finden verschiedene Öffentlichkeitsveranstaltungen für die Bürger statt", sagte sie. Kritik an einem möglichen zehnstöckigen Bauwerk lässt sie nicht gelten: "Zehn Stockwerke - also maximal 40 Meter - das ist kein Hochhaus." Baubeginn könne in zwei bis drei Jahren sein.