Süddeutsche Zeitung

Berg am Laim:So sieht der Neubau-Komplex auf dem Gelände der Optimol-Ölwerke aus

  • Das renommierte Architekturbüro Nieto Sobejano hat den 65 Meter hohen Büroturm entworfen.
  • Er soll das Optimolgelände prägen und fürs gesamte Werksviertel ein neues Wahrzeichen werden.
  • Die Familie des Gründers der Optimolwerke war in die Planung involviert und ist von den Plänen sehr angetan.

Von Renate Winkler-Schlang

Es ist ein herausragender Standort direkt an der Friedenstraße: Das renommierte Architekturbüro Nieto Sobejano hat den 65 Meter hohen Büroturm entworfen, der das Optimolgelände prägen und fürs gesamte Werksviertel ein neues Wahrzeichen werden soll. Das Büro mit Sitz in Madrid und Berlin hat in München auch das künftige Hotel Königshof am Stachus und das Hochhaus-Ensemble Bavaria Towers am Vogelweideplatz entworfen.

Für die Eigentümerfamilie Maltz, deren Vorfahr Heinrich Maltz 1920 den Hochleistungs-Schmiermittelhersteller Optimol gegründet hatte, hat dieses Projekt hohe emotionale Bedeutung - entsteht es doch dort, wo einst die Familie lebte. Deshalb waren der Sohn des Gründers und auch dessen Tochter, Sohn und Enkel bei der Präsentation im früheren Speisezimmer anwesend.

Sie alle betonen, dass das Architektenpaar Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano den Anspruch der Familie, den Mut und die Aufbruchstimmung der Gründergeneration für die Zukunft sichtbar zu machen, "ideal erfüllt" habe. Die beiden hätten sich am gefühlvollsten eingelassen auf die Familienhistorie, hätten "den Spirit of Optimol" in Architektur übersetzt. "Das hat uns sehr ergriffen", sagt Tochter Susanna Egger, in der Maltz Verwaltungs GbR für Finanzen zuständig.

Das Optimolgelände zieht sich von der Friedenstaße aus schmal und lang in Form eines großen C gen Osten. Weil an der Friedenstraße sehr hohes Baurecht entstand, mussten die Eigentümer im Zuge des Umlegungsverfahrens den hinteren Abschnitt an andere der elf Eigentümer im großen Werksviertel-Komplex abtreten. Die Architekten haben aber auf dem verbleibenden Baugrund die amorphe Form des früheren Firmenareals zur Grundlage gemacht für die Fundamente des Neubaus.

Der besteht aus einem 17-stöckigen, 65 Meter hohen Turm und einem sechsstöckigen Flachbau, beide ohne Ecken und gerade Kanten. Der Flachbau öffnet sich in Richtung des zentralen Platzes im Werksviertel, dem Knödelplatz, mit einem schmalen Durchgang vom intimen Innenhof aus. Maßstäblich übertragen ist diese Lücke auf der Höhe, auf der im Firmengelände früher der Gemüsegarten in einer Lücke zwischen den Produktions- und Lagergebäuden lag, eine schöne Reminiszenz.

Zukunftsweisende, energieeffiziente Architektur

In den beiden unteren Geschossen sollen Läden und Restaurants für Belebung und urbanes Flair sorgen - dank Konzertsaal und Musicalbühne wird das Werksviertel auch nach Feierabend viele Menschen anziehen. Die Bürostockwerke werden für die Mitarbeiter attraktive Loggien und Dachterrassen erhalten. Eine Besonderheit wird die Fassade, denn die vorgehängten V-förmigen Elemente, die mal mit der Spitze und mal mit der Vertiefung nach vorne angebracht werden sollen, erstrecken sich über jeweils zwei Stockwerke, was "ein völlig neues Gleichgewicht der Proportionen" schafft, wie es Oliver Vogt formuliert. Vogt ist Mitglied der Geschäftsführung des Projektentwicklers Wöhr und Bauer, der auch Brainlab und den Riemer Tower entwickelt hat. "Es sieht aus jedem Blickwinkel anders aus, es ändert sich bei jedem Schritt der Schatten", lobt Heinrich M. Maltz junior das Gebäude.

Wie schon die Firmengründer wolle man auch hier zukunftsweisend handeln, ergänzt Heinrich N. Maltz senior, deshalb werde das Haus ein Green Building, nach Leed zertifiziert und energieeffizient. Schließlich wolle man den internationalen Mietern der 32 000 Quadratmeter etwas bieten. Noch seien diese nicht bekannt, man habe nicht die Eile von Investoren, die Immobilien nur vermarkten: Dieses Haus bleibe zur Hälfte in Familienbesitz. "Die andere bleibt im Besitz der familiengeführten Firma Wöhr und Bauer", erklärt Geschäftsführer und Gesellschafter Wolfgang Roeck. Für seine Firma sei das ein Schritt zu größeren Bestand. "Wir arbeiten bewusst mit einem familiengeführten Unternehmen", erklärt Maltz junior. "Wir haben uns gefunden", ergänzt Roeck.

Auch nebenan, auf dem früheren Pfanni-gelände, behält die Eigentümerfamilie Eckart vieles selbst: Das mache die Qualität des Werksviertels aus, sagt Roeck. Doch anders als bei Pfanni werden keine Optimol-Relikte erhalten und einbezogen. Es sei aber, so Susanna Egger, sehr wohl daran gedacht, eine Art kleines Firmenmuseum zu integrieren. Zudem werde sicher auch mit der Kunst am Bau auf die Schmiermittel-Vergangenheit angespielt, etwa in Form eines spiegelnden Riesen-Tropfens im Innenhof. Diesen Hof will Heinrich M. Maltz junior auch mit kleinen kulturellen Events bespielen.

Das Projekt, das 2021 fertig sein soll, muss im April die Stadtgestaltungskommission passieren, doch das gilt als Formsache: Es habe bereits Lob von Werksviertel-Chefplaner Johannes Ernst erhalten und auch das Planungsreferat habe seine Zustimmung zum Bauantrag signalisiert.

Von Freitag, 9., bis Freitag, 16. März, werden die Simulationen im alten Speisezimmer der Familie, Friedenstraße 10, ausgestellt, ehe das Haus abgerissen wird: Mo bis Fr von 12 bis 13.30 und 17 bis 10, Sa und So von 11 bis 17 Uhr. Dort findet sich auch ein Maltz-Familienporträt mit den von allen geliebten Tieren, gemalt von Andreas Ohrenschall.

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SZ vom 07.03.2018/vewo
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