Berg am Laim/Ramersdorf/Perlach:Lokaltermin

Bei einer Veranstaltung der Grünen verdeutlicht schon die Zahl der vertretenen Bürgerinitiativen die Menge an Problemen und offenen Baustellen in den beiden Stadtbezirken

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Die Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen, Kartin Habenschaden, ist im Münchner Westen daheim. Zum zweiten Mal hat sie nun auf der anderen Seite der Stadt eine Veranstaltung mit dem Titel "Grüne Ideen für den Münchner Osten" angeboten. Die erste, vor Weihnachten in Trudering, war allerdings eher ein allgemeiner Rundumschlag, gespickt mit ein wenig Schutzwillen für die Gartenstadt Trudering und Nachverdichtungsabsichten entlang der Wasserburger Landstraße.

Ehemaliger Siemens-Standort

Das "Weiße Quartier" in München Ramersdorf. Simulation: Allgemeine Südboden

Doch inzwischen nimmt der Wahlkampf Fahrt auf, der zweite "Grüne-Ideen"-Abend im mit mehr als hundert Neugierigen und Parteifreunden besetzten Saal der Echardinger Einkehr in Berg am Laim bot zwar wieder den allgemein einleitenden Teil der Kandidatin und der beiden Stadträte Anna Hanusch und Paul Bickelbacher aus dem Wahlprogramm, ging dann aber schnell und tief ans Eingemachte von Berg am Laim, vor allem aber von Ramersdorf-Perlach. Wunden, in die auch der potenzielle grüne Wähler den Finger legen kann, gibt es in diesem Mega-Stadtteil von der Größe einer Großstadt wahrlich genug und einige Bürgerinitiativen, die auf die Missstände oder (vermeintliche) Fehlplanungen in ihrer Umgebung aufmerksam machen wollen, ebenso.

Berg am Laim/Ramersdorf/Perlach: Der Bach, der am Pfanzeltplatz in Perlach fließt.

Der Bach, der am Pfanzeltplatz in Perlach fließt.

(Foto: Catherina Hess)

Am wichtigsten für die Identität des Stadtteils sind dessen drei Herzen, der Hanns-Seidel-Platz, der Ramersdorfer Ortskern um die Wallfahrtskirche und der Perlacher Dorfkern. Geht es nach der Kommunalwahl nach den Grünen, wird im Zentrum von Neuperlach, wo eine kulturelle Mitte seit nunmehr 50 Jahren auf sich warten lässt und ein spektakulärer Entwurf sich vielleicht nicht mehr verwirklichen lässt, wenigstens "gerettet, was man retten kann" - was immer das konkret heißen mag.

Hanns-Seidel-Platz

Auch bei den Planungen des neuen Neuperlacher Zentrum wird in Zukunft eine Menge zu tun sein. Simulation: Delugan Meissl Architects

Beschleunigen wollen die Grünen die Sanierung des Ramersdorfer Kerns, wo nach den heutigen Plänen frühestens 2030 die ersten Maßnahmen sichtbar werden. In Perlach wolle man den Hachinger Bach aus dem engen Betonbett holen, auf Kosten der parallel verlaufenden Straßen. Dieses und aller weiteren lokalen Themen nahmen sich vor allem der erfahrene Grünen-Stadtrat Herbert Danner und Christian Smolka, Sprecher der Grünen-Fraktion des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach und Kandidat für den Stadtrat, an. Katrin Habenschaden reichte derweil das Mikro von einem Bürger zum nächsten und achtete darauf, dass nicht einer zu viel Redezeit bekam.

Berg am Laim/Ramersdorf/Perlach: Eines der Herzstücke Ramersdorfs: die Wallfahrtskirche Maria

Eines der Herzstücke Ramersdorfs: die Wallfahrtskirche Maria

(Foto: Robert Haas)

Am Eingang schon hatte die Initiative zum Erhalt des Bolzplatzes an der Adam-Berg-Straße ihr Transparent aufgestellt und Flugblätter mit ihrem Alternativ-Vorschlag verteilt. Danner erklärte deren Vertretern, man werde die Aktiven ins Rathaus einladen, sobald der Landtag im Januar über deren Petition entschieden habe, "aber auf jeden Fall vor der Wahl". Neu in Erscheinung trat eine Initiative, die sich für den Erhalt der Frischluftschneise Hachinger Tal zwischen Perlach und Neubiberg einsetzt; hier bekannten sich die Grünen klar zum Klimaschutz. Ein offenes Ohr hatten sie auch für Statements von Mores, der Bürgerinitiative aus der Mustersiedlung und der Schutzgemeinschaft Ramersdorf, die sich unter anderem für eine Stadtteilkonferenz einsetzt.

Auch die Initiativen Lebenswertes Berg am Laim, der Siedlerverein "Eigene Scholle", der das "Weiße Quartier" der früheren Siemensbauten an der St.-Martin-Straße kritisch begleitet, die Aktiven aus der Fauststraße und von den Gegnern der Truderinger Kurve oder der Bebauung des Siemens-Parkplatzes waren längst im Kontakt mit den Grünen. Nicht alle stellten deren "Sowohl Wohnen als auch-Grünflächen" - Antworten restlos zufrieden, wahrgenommen aber fühlten sie sich. So war der Abend eigentlich ein Heimspiel, jedoch vor allem für Herbert Danner, der aber nicht mehr antritt bei der Stadtratswahl. Katrin Habenschaden erklärte am Ende, sie schätze solche Veranstaltungen, weil sie da so vieles lerne über die Stadt, und immer wieder erfahre, dass den Bürgern oft "andere Probleme auf den Nägeln brennen als die, die der Stadtrat rauf und runter diskutiert".

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