Berg am Laim:Nicht zu beruhigen

Baumkirchner Straße in München, 2017

Viele kleine Läden sind ein Anziehungspunkt im Zentrum, doch die Autos in der Baumkirchner Straße vergraulen Flaneure und verärgern die Anlieger.

(Foto: Johannes Simon)

Berg am Laim will weniger Autos auf der Baumkirchner Straße - doch das erscheint wenig realistisch

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Maibaum und Eisdiele, Marktplatz und Metzger, Frisör, Reisebüro, Schreibwaren, Änderungsschneider, Apotheke und vieles mehr: Entlang der Baumkirchner Straße existiert ein funktionierendes Zentrum. Mitten hindurch auf der Baumkirchner Straße aber schlängelt sich morgens und abends eine Blechlawine. Die Rede war schon vor Monaten von 10 000 Autos in 24 Stunden; die Prognosen prophezeien eine Verdoppelung, wenn die Großbauvorhaben im Umkreis verwirklicht sind. Radler beklagen, dass sie nicht sicher sind, weil Autofahrer ihnen den Platz streitig machen. Die Grünen beantragten daher im Berg am Laimer Bezirksausschuss, Durchgangsverkehr zu reduzieren, indem man aus der Straße einen "verkehrsberuhigten Geschäftsbereich" macht. Doch mit acht zu zehn Stimmen setzten sich dort die Gegner durch. Sie betonten, dass die Baumkirchner Straße nun einmal in eine der wenigen Bahnquerungen im Münchner Osten münde, in die Truderinger Unterführung. Wer diese Zufahrt erschwere, kreiere nur Umwegverkehr in den Wohnstraßen.

Sympathie hatten alle im Gremium für den Antrag, denn die Situation auf der Baumkirchner Straße ist lästig, auch die neuen Tempo-30-Schilder im Bereich der Kita von St. Michael haben kaum Besserung gebracht. Zudem schauen die Stadtteilpolitiker nervös in die Zukunft, denn in Baumkirchen-Mitte entsteht ein Neubaugebiet, an der Truderinger Straße und an der Eggenfeldener Straße sind Hunderte neue Wohnungen geplant. Zugleich schaut man im Gremium neidisch und besorgt zugleich nach Trudering, wo dank des Städtebauförderungsprojekts "Aktive Zenten" ein Großteil des motorisierten Individualverkehrs aus der Einkaufsmeile verbannt werden soll: Die Umbauten dort haben bereits begonnen, die Auswirkungen aber wird Berg am Laim zu spüren bekommen.

So erhielt der Antrag in der Verkehrsausschuss-Sitzung des Gremiums auch noch eine Mehrheit - auch da aber schon verbunden mit der Frage an die Stadt, welche Auswirkungen eine Beruhigung denn auf die umliegenden Straßen habe werde. In der Vollversammlung aber beantworteten sich manche diese Frage gleich selbst: Diese Folgen wären auf jeden Fall unerwünscht. Und so kippte die Stimmung.

Gelingen könne eine spürbare Verkehrsberuhigung der Baumkirchner Straße nur, wenn es eines Tages wirklich einen zusätzlichen Bahntunnel weiter östlich geben werde, wie der Bezirksausschuss ihn ja bereits beantragt hatte, argumentierte die CSU. Heutzutage verbinde nur die Baumkirchner Straße Berg am Laim und Bogenhausen. Als unglücklich empfanden die Kritiker auch den Zeitpunkt des Antrags, denn die Straße sei erst vor wenigen Jahren für viel Geld saniert worden.

Hinzu kam der Vorwurf an die Antragstellerin Brigitte Schulz (Grüne), auch aus der SPD, ihre Forderung sei zu unkonkret: Was wolle sie denn? Blumenkübel? Gehwegnasen? Schulz zeigte sich bereit, den Antrag umzuformulieren, doch das half am Ende auch nicht: Die CSU und Teile der SPD votierten dagegen.

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