Berg am Laim:Neuauflage in Schwarz-Rot

Berg am Laim: Mit einem neuen Blick auf die Dinge: Alexander Friedrich ist gebürtiger Franke und lebt seit 2006 in Berg am Laim.

Mit einem neuen Blick auf die Dinge: Alexander Friedrich ist gebürtiger Franke und lebt seit 2006 in Berg am Laim.

(Foto: Catherina Hess)

Der 34-jährige SPD-Mann Alexander Friedrich übernimmt im einstigen Eisenbahnerviertel den Vorsitz im Bezirksausschuss, Vize ist Fabian Ewald von der CSU. Hubert Kragler von den Grünen, der auch für den Spitzen- und Vizeposten kandidiert hatte, wird am Ende zweiter Stellvertreter

Von Julian Raff, Berg am Laim

Auch wenn dafür Schwarz-Grün zu Schwarz-Rot werden musste, so bleibt das einstige Arbeiter und Eisenbahnerviertel dennoch eine sozialdemokratische Bastion: Mit 14 von 21 Stimmen hat der Bezirksausschuss (BA 14) den SPD-Mann Alexander Friedrich zum neuen Vorsitzenden gewählt, nachdem seine Partei im März mit einem Verlust von 12,2 Prozentpunkten vom zweiten auf den dritten Rang abgestiegen war. Gegenkandidat Hubert Kragler von den Grünen unterlag mit sieben Stimmen und musste auch als Bewerber um den Vizeposten zurückstecken. Diesen übernimmt, gemäß CSU-SPD-Absprache, Fabian Ewald (CSU), der seit Anfang Mai auch im Stadtrat sitzt. Als Kandidat für den zweiten Vize brachte Kragler schließlich den gesamten BA hinter sich, mit Ausnahme einer ungültigen Stimme.

Der 34-jährige Friedrich, ein gebürtiger Franke, lebt seit 2006 in Berg am Laim, ist als Referent der SPD-Ratsfraktion tätig und steht außerdem kurz vor dem juristischen Staatsexamen. Im BA 14, dem er seit 2012 angehört, setzt er eine ununterbrochene Linie von SPD-Vorsitzenden fort, die bis zur BA-Gründung im Jahr 1947 zurückreicht und durch ausdauernde Gremiumschefs wie Hermann Weinhauser (1960-1990) oder Josef Koch (1990-2012) geprägt wurde. Dass es dabei im kollegialen Gremium nicht immer eine SPD-Mehrheit braucht, hatte Friedrichs Vorgänger Robert Kulzer bewiesen. Allerdings landete die SPD 2014 nur 2,2 Prozentpunkte hinter der CSU, was zwei jeweils achtköpfige Fraktionen ergab.

Im neuen BA kommt die SPD auf fünf, Grüne und CSU (letztere mit hauchdünnem Vorsprung) haben je sechs Sitze. Mit Julian Ziegelmaier zieht hier auch ein Vertreter der Linken ein. Bei zwei Vertretern von Freien Wählern/ ÖDP und einem FDP-Mandat, finden sich damit drei etwa gleich starke politische Lager. Die Streben nach Konsens jenseits vom "Parteikleinklein" ist für Friedrich also erklärtes Programm. Die Vorsitzposten der fünf Unterausschüsse (UA) wählte der BA nach Fraktionsstärken: An die CSU gehen die jene für Planung, Bauvorhaben, Bau- und Umweltschutz (Ewald) beziehungsweise für Budget und Organisation (Egon Wullinger). Die Grünen übernehmen die Unterausschüsse für städtebauliche Entwicklung, Mobilität, Gewerbe, Wohnen und Digitalisierung (Kragler) beziehungsweise für Soziales, Integration, Senioren und Familie (Barbara Reichart). Daniela Schäfer von der SPD leitet künftig den UA für Bildung, Kinderbetreuung, Sport und Kultur.

Als hätten sie nie etwas anderes getan, brachten die dreizehn neuen und acht erfahrenen BA-Mitglieder das erschwerte Startprozedere routiniert hinter sich - wofür die auf Maximaldistanz möblierte Schulmensa an der Fehwiesenstraße gerade ausreichend Platz bot. Dennoch lieferte der Corona-Modus gleich den Stoff für eine erste politische Grundsatzdebatte: Auf dringendes Anraten der Verwaltung installierte der BA einen zwölfköpfigen Sonderausschuss, der unter Friedrichs Leitung auch gleich zum nächsten Termin am 26. Mai tagen wird. In dieser Sitzung soll dann entschieden werden, ob der BA zum nächsten Termin erneut in kleiner oder aber in voller Besetzung zusammenkommt. Barbara Reichart (Grüne) mahnte, der BA würde sich so ohne Not "seiner Rechte berauben", schließlich biete die Mensa ja den nötigen Platz. Andererseits müssen bei Vollbesetzung ständig Fenster und Türen auf Durchzug geöffnet werden, was, je nach Witterung, zum Problem werden könnte. Der BA verordnete sich schließlich mit 18 zu 3 Stimmen die Schlankheitskur, vorerst bis zum Sommer.

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