Berg am Laim:Alles dicht

Berg am Laim: Kurven, Gehsteige, Verbotszonen - rund um das Werksviertel, hier die Einmündung Friedenstraße/ Mühldorfstraße, wird jeder Fleck am Straßenrand zugeparkt.

Kurven, Gehsteige, Verbotszonen - rund um das Werksviertel, hier die Einmündung Friedenstraße/ Mühldorfstraße, wird jeder Fleck am Straßenrand zugeparkt.

(Foto: Robert Haas)

Baustellen verschärfen die Parkplatznot hinter dem Ostbahnhof. Die Anwohner fordern ein Lizenzgebiet

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

"Wie in einer kostenfreien Park- und Ride-Zone" fühlen sich die Anlieger hinterm Ostbahnhof zwischen Berg-am-Laim-Straße und Werksviertel. Wegen der Bauarbeiten im Werksviertel seien zahlreiche Parkplätze entlang der Friedenstraße weggefallen, weil sonst die Linienbusse nicht mehr durchgekommen wären. Auch an der Mühldorfstraße wurden Laternenplätze wegen Bauarbeiten gestrichen. In diesem Altbauviertel gibt es nicht viele Tiefgaragen, der Mangel führt laut den Anliegern zu grotesken Situationen: Parke einer aus, stünden drei bereit, die in die Lücke wollten. Kurven, Gehsteige, Verbotszonen, alles sei zugeparkt. Anlieger stehen in Konkurrenz zu Pendlern, die sich nicht auf die S-Bahn verlassen, und Urlaubern, die mit ihren Rollkoffern zum Ostbahnhof streben und erst nach Tagen oder Wochen ihren Wagen wieder wegfahren. Hinzu kommen die Mitarbeiter des städtischen Baureferats und großer Firmen wie Rohde und Schwarz. Offenbar sei im Baureferat die Tiefgarage zu knapp bemessen, bei Rohde und Schwarz sei sie wohl zu teuer. Eine Gruppe Anlieger forderte im Bezirksausschuss nun vehement die Lizenzierung des raren Gutes Parkplatz.

Die Bürger machten dem Gremium Vorwürfe: Es habe eine bereits von der Stadt angedachte Lizenzierung 2010 abgelehnt. Der Vorsitzende Robert Kulzer (SPD) stellte jedoch klar, dass es der Stadt damals um einen viel zu kleinen Umgriff gegangen sei, der Bezirksausschuss habe schon damals gewollt, dass der gesamte Westen Berg am Laims, alles innerhalb des Mittleren Rings, in die Überlegungen einbezogen werde. 2016 habe das Gremium dann erneut eine Untersuchung des Parkdrucks gefordert, denn diese sei unabdingbare Voraussetzung für ein neues Lizenzgebiet. Der Stadtrat habe eine solche Untersuchung für 2018 beschlossen, nun aber höre man aus der Verwaltung, dass dies sich verzögere. "Wir sind auf Ihrer Seite", sagte Kulzer den Bürgern, er ärgere sich selbst über den Verzug. Also müsse man Druck aufbauen.

Wie dies zu geschehen habe, wurde ausführlich diskutiert. Einstimmig nahm das Gremium den Vorschlag der CSU an, eine Einwohnerversammlung einzuberufen, bei der die Stadt konkrete Lösungsvorschläge unterbreiten soll. Ferner werden die Bürger einen Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) schicken und ihre Misere schildern. Die SPD hatte zunächst einen Ortstermin vorgeschlagen, doch dafür wollen und sollen zu viele mitreden, die Idee wurde als nicht praktikabel verworfen - zumal die Verwaltung zu Einwohnerversammlungen eher Entscheidungsträger entsende, zu Ortsterminen nur Sachbearbeiter, so Anton Spitlbauer (CSU).

Die CSU hatte auch beantragt, auf den Flächen der früheren Autozug-Zufahrt am Ostbahnhof eine Park- und Ride-Tiefgarage zu bauen. Ferner solle die Stadt dem Landkreis die Fläche an der Berg-am-Laim-Straße abkaufen, auf der früher die Landwirtschaftsschule stand, und dort mit Mitteln aus der Stellplatzablöse eine "hinreichend dimensionierte" Anwohnergarage erstellen. Beides jedoch fand die SPD illusorisch und utopisch, so Serhat Sevengül. Johann Kott (CSU) brachte daraufhin die Idee ins Spiel, diese Flächen wenigstens als Zwischennutzung zum Parken zugänglich zu machen. Am Ende zog die CSU den Antrag mangels Aussicht auf Mehrheit auf Anraten der SPD zurück, sie will ihre Vorschläge überdenken und dann bei der Einwohnerversammlung einspeisen.

Serhat Sevengül stellte zur Diskussion, als Sofortprogramm gegen dreiste Fremdparker offensive polizeiliche Kontrollen in dem Gebiet zu fordern. Doch die Anlieger meinten, damit schnitten sie sich ins eigene Fleisch: Weil andere ihnen die Plätze wegnehmen, sähen ja auch sie sich immer wieder gezwungen, illegal oder halblegal zu parken, wenn sie schon ein halbe Stunde erfolglos herumgekurvt seien. Über die Idee wurde nicht abgestimmt.

Die Bezirksausschuss-Mitglieder dachten auch darüber nach, Rohde und Schwarz um Kooperation zu bitten. Eventuell würden mehr Mitarbeiter in der Firmengarage parken, wenn sie kostenlos zugänglich wäre, vermuteten die einen. Möglicherweise aber sind Gebühren nötig, weil kostenfreie Plätze als geldwerter Vorteil versteuert werden müssten, wandten andere ein. Dies will Kulzer bis zur Einwohnerversammlung in Erfahrung bringen und auch eine Antwort auf die Frage bekommen, ob die Firma ihre Garage am Wochenende für die Allgemeinheit öffnen würde. Große Hoffnungen machte sich da aber keiner.

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