Süddeutsche Zeitung

Benko-Investitionen:Der Kampf ums Überleben in der Münchner City hat begonnen

Eine Milliarde Euro will der Österreicher René Benko in der Innenstadt investieren. Verlierer sind die kleinen Münchner Geschäftsleute und Wirte.

Kommentar von Nina Bovensiepen

Eines ist René Benko nicht vorzuwerfen: fehlender Mut. Je mehr zu den Münchner Plänen des Immobilieninvestors bekannt wird, desto klarer wird, dass er auch hier in Klotzen- statt in Kleckern-Dimensionen denkt. Alleine die Summe, eine Milliarde Euro, die er und seine Signa-Holding investieren wollen, ist eine Ansage.

Mutig, auch überraschend und durchaus innovativ sind einige Details seiner Pläne. Zum Beispiel jene Idee, zwischen den Tiefgaragen von Alter Akademie und Oberpollinger einen Tunnel zu bauen, um die Kapellenstraße autofrei zu halten.

Die Gründe, warum Benko viel in seine Münchner Geschäfte investiert, sind schnell genannt. Es handelt sich um eine der attraktivsten europäischen Innenstädte. Das Einkaufsgeschehen bündelt sich auf einer zentralen, geografisch überschaubaren Fläche. Die Münchner Kundschaft ist extrem kaufkräftig, die Stadt wächst und prosperiert - sodass dies allmählich zu einem echten Problem wird. Nicht für Benko freilich.

Die Verlierer sind jene, die in dem von Benko und anderen betriebenen Milliardenspiel nicht mehr die benötigten Summen aufrufen können. Zum Beispiel Geschäftsleute, die einfach ihre Waren verkaufen, die aber keine Immobilie besitzen und sich die Innenstadtmiete nicht mehr leisten können.

Ob das der Einzelhändler mit einem Modegeschäft ist, hinter dem nicht Benko oder Zara steht. Oder der Innenstadtwirt, der keinen global tätigen Brauereikonzern als Finanzier hat. Sie bleiben auf der Strecke.

Es wurde und wird viel darum gerungen, dass das historische Gesicht etwa der Alten Akademie in der Innenstadt halbwegs gewahrt wird. Das ist wichtig und richtig. Noch mehr Zeit und Gedanken sollten aber darauf verwendet werden, wie alte Gesichter aus Münchens Geschäftswelt in dieser neuen Milliardenwelt überleben können.

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Quelle:
SZ vom 13.10.2016/vewo
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