Süddeutsche Zeitung

Benko Bar:Stilbruch in der Maxvorstadt

Die minimalistische Benko Bar setzt auf Cocktails und Wein. Zumindest unter der Woche geht es hier gemütlich zu.

Von Ana Maria Michel

Im Glockenbachviertel wäre das Schicksal der Benko Bar klar. Dort wäre die Kneipe mit ihrem minimalistischen Industrial-Schick einer dieser vielen hippen und deshalb ständig überlaufenen Läden, in denen die Drinks teuer sind und die Luft dick.

Zum Glück liegt die Benko Bar in der Maxvorstadt. Hier siegt die Gemütlichkeit, zumindest unter der Woche. Am Wochenende ist in der Bar zwar mehr los, aber es gibt Abende, an denen hat man sie fast für sich.

Tief sinkt man in die gemütlichen Sofas ein, der aufmerksame Kellner bringt bald die Karte. Die ist eigentlich ein Frühstücksbrettchen mit Snoopy-Motiv, an das jemand ein paar lose Blätter geklemmt hat. Seit etwa einem Jahr gibt es die Benko Bar, vorher war hier in der Schleißheimer Straße die Flaschenbar.

Seitdem die ausgezogen ist, ist nicht nur mit dem Klopfen der Feiglinge auf dem Tresen und Gassenhauern wie "Tausend mal berührt" Schluss. Die Flaschenbar war für ihre große Bierauswahl bekannt. Dagegen setzt die Benko Bar auf Weine und Cocktails.

Wer keinen Alkohol will, muss sich mit Softdrinks begnügen. Die Mangosaftschorle gibt es zum Beispiel für 3 Euro, hier wurde nicht am Saft gespart. Der Salbei Fizz (9 Euro) hätte dagegen für seinen Preis etwas mehr Gin vertragen. Und der Hugo (5,50 Euro) wäre mit weniger Holunderblütensirup angenehmer gewesen. Zu empfehlen ist der Benko Sprizz (5,50 Euro) mit Weinschorle, Cassis und einem Schuss Pali-Limo. Wenig falsch macht man mit einem Bier. In der Benko Bar gibt es zum Beispiel Chiemseer Hell (0,33 Liter für 2,70 Euro) oder Hacker Radler (0,5 Liter für 3,50 Euro).

Stefan Köddermann ist der Chef der Bar. Mit dem Benko Café in der Luisenstraße und dem Benko Restaurant in der Nordendstraße, an denen er auch beteiligt ist, beweist er, dass Essen wichtig ist. Bei der Benko Bar geht es zwar ums Trinken, trotzdem würden kleine Snacks oder zumindest ein paar Erdnüsse gut passen. Die Einrichtung besteht aus drei Komponenten: Holz, Eisen, Backstein.

An den nackten Backstein-Wänden hängen Baustellen-Lampen. Im Barraum sitzt man entlang der Fensterfront auf Barhockern. Bequemere Sitzgelegenheiten gibt es im Nebenraum. Dort stehen die Sofas und ein großer Holztisch. Für den Stilbruch hängt ein Kronleuchter von der Decke.

Das Design wirkt ein wenig zu aufgesetzt. Den Fernseher mit dem breiten Holzrahmen hätte es zum Beispiel nicht gebraucht. Zum Fußball-Schauen geht man in der Maxvorstadt traditionsgemäß eher woanders hin: ins Stadion direkt gegenüber. Allerdings ist es dort nicht so entspannt wie in der Benko Bar. Auch wenn also hier nicht alles optimal ist: Diese Kneipe ist ein Grund mehr, sich nicht ständig in die überfüllten Bars im Glockenbachviertel zu quetschen. Dort ist auch nicht alles perfekt.

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SZ vom 15.07.2016/imei
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