Benefizkonzert:Düstere Festlichkeit

Herbert Blomstedt und das BRSO glänzen beim Benefizkonzert des SZ-Adventskalenders

Von Rita Argauer

Benefizkonzert: Keine Spur von Müdigkeit: Der 93-Jährige Blomstedt dirigiert das BRSO im leeren Herkulessaal, es spielt Stücke von Grieg, Schubert und Mozart.

Keine Spur von Müdigkeit: Der 93-Jährige Blomstedt dirigiert das BRSO im leeren Herkulessaal, es spielt Stücke von Grieg, Schubert und Mozart.

(Foto: Stephan Rumpf)

Besonders festlich ist die ganze Situation gerade nicht. Doch umso erstaunlicher ist es, wie es dem Symphonieorchester des BR und dem BR-Chor unter der Leitung von Herbert Blomstedt im Benefizkonzert für den SZ-Adventskalender gelingt, dem tristen, leeren Herkulessaal etwas Glanz und Wärme zu verschaffen. Das liegt am Musizieren auf hohem Niveau. Das liegt vor allem aber auch einer besonderen Programmauswahl.

Das Konzert beginnt mit zwei Psalmvertonungen von Edvard Grieg für A-cappella-Chor. Die Stimmen des vereinzelt stehenden Chors fließen durch den Raum, zeugen von Verlorenheit. Das passt aber zur Komposition, aus der sich immer wieder eine Solo-Stimme hebt. Voller Schwung beginnt anschließend Mozarts "Exultate, jubilate". Die Sopranistin Julia Lezhneva gibt ihr Debüt beim BR-Symphonieorchester. Sie hat eine völlig wahnsinnige Stimme: Kunstfertig und gleichsam sinnlich gelingen ihr spielerisch anspruchsvollste Koloraturen. Die haben etwas Artistisches, bleiben aber künstlerisch in der Musik angebunden. Auch wenn man durch die Tonaufnahme, die ein solch übertragenes Konzert immer ist, Details des Zusammenklangs von Stimme und Orchester vermisst, weil sich einem solch eine Verschmelzung immer nur durch die Raumakustik völlig ergibt, ist der Gesang Lezhnevas ein außergewöhnliches Erlebnis. Selten haben Stimmen eine so durchdringende Leichtigkeit.

Musikalisch aber spiegelt abschließend Schuberts große C-Dur-Symphonie, Nr. 8, beinahe beunruhigend den momentanen Zustand der Welt: hin und her geworfen zwischen Tragik und heimeliger formaler Seligkeit. Zitternd erzählen die Streicher in der Exposition vorsichtig von einem vielleicht auch trügerischen Glück. Bis zur Generalpause spielt das Orchester mit größter Präzision die Gegensätze zwischen Jubel, Ländler-Idyll und Abgrund aus. Blomstedt unterstreicht das immer wieder durch hart geformte Gegensätze in Dynamik und Phrasierung. Platt wirkt das nie. Und selten klang etwas so nach düsterer Festlichkeit. Wie passend!

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