Benefiz:"Liebe ist immer stärker als Hass"

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50 000 Euro kommen bei der Charity-Gala zugunsten von Artists for Kids zusammen, sehr zur Freude von Max von Thun und Nina Eichinger. (Foto: Robert Haas)

Bei der Charity-Gala von "Artists for Kids" kann man in Not geratene Jugendliche unterstützen - und Axel Milberg fürs Wohnzimmer ersteigern

Von Thomas Becker, München

Charity ist was Wunderbares. Prominente, die sich für den Regenwald oder andere Bedürftige einsetzen: super Sache, Win-win-Situation. Und eine Gala mit lecker Essen und Trinken gehört meistens auch noch dazu - was will man mehr? Nun, es gibt Projektleiter, die einen höheren Anspruch an den VIP haben. Präsenz zeigen, was zum Versteigern stiften und ein paar warme Worte: Klar, das gehört dazu. Thomas Beck und Thomas Peter Friedl, zwei der Gründer von "Artists for Kids", haben in 20 Jahren fast zehn Millionen Euro Spenden gesammelt - und es geschafft, Künstler im Wortsinn zum Mitmachen zu bewegen. Und so verfolgt man bei der Steh-Gala im Sendlinger Kare-Kraftwerk irgendwann gefesselt ein Auktions-Duell um einen in der Tat speziellen Preis: eine private Lesung von Axel Milberg. Der kommt heim ins Wohnzimmer, bringt sein Buch "Düsternbrook" mit und sicher auch die eine oder andere Schote aus dem Leben eines Tatort-Kommissars.

Neben Beck und Friedl gehörte 1999 auch Bernd Eichinger zu den Gründern. Einen schönen Satz hat der viel zu früh Verstorbene auf der Projekt-Website hinterlassen: "Das Wichtigste ist doch, wenn man sich mit Kindern und Jugendlichen auseinandersetzt, dass man weiß, dass unsere Zukunft von diesen Menschen geprägt werden wird - so oder so." Damals habe er gesagt: "Nix mehr Regenwald, jetzt machen wir was für die Leute vor unserer Haustür", erzählt Bully Herbigs Agentin. Herbig, der zuletzt als Boandlkramer vor der Kamera stand, scheint derzeit Angst vor selbigem zu haben und grüßt statt mit Handschlag lieber per Ellbogen. Auch Harry G kommt am Thema Virus nicht vorbei, geht dann später beim Selfie-Marathon mit Fans aber nicht wirklich auf Distanz.

Ran an die Probleme - das war in Jahr eins des Projekts die Mitmach-Motivation für die Kare-Chefs Peter Schönhofen und Jürgen Reiter. "Hilfe zur Selbsthilfe ist immer besser als irgendwelche Subventionen", sagt Schönhofen über die pädagogische Arbeit mit benachteiligten, gefährdeten und in Not geratenen Kindern und Jugendlichen. Reiter wiederum mahnt Empathie an, "gerade in Zeiten, wo gesellschaftliche Fliehkräfte in die falsche Richtung gehen. Liebe ist immer stärker als Hass". Und spätestens nach dem Video, in dem ein paar Kids Einblick in ihr von Angst und Verzweiflung geprägtes Leben gewähren, ist der Gang zu einer der zig Spendenboxen praktisch alternativlos.

Ein Tombola-Los kostet 20 Euro, der Erwerb von mehreren wird von der Moderatorin Nina Eichinger aufs Wärmste empfohlen. Und dann ist da noch die Versteigerung: ein Kessel Buntes aus Künstlerhand. Der schwarze Hut von Helmut Dietl findet für 420 Euro einen neuen Träger, der Siebdruck "No Panic, Andrea Doria" eines gewissen Udo Lindenberg kommt für 1100 Euro unter den Hammer, den Auktionator Hubertus Reygers nur imaginär schwingt. Nina Eichinger ersteht ein Werk von Juergen Norbert Fux und jubelt: "Jetzt, wo du vergeben bist, hab' ich wenigstens ein Bild von dir." Fux wiederum zeigt, dass er auch mal da hin geht, wo es weh tut: Er ersteigert - ohne Mitbieter - einen Pulli von Thomas Gottschalk, dessen Design - also das des Pullis - man gewagt nennen muss. Auch die Skistöcke von Maria Höfl-Riesch gehen flott weg, ein Paar von Willy Bogner gespendete Designer-Ski findet als einziger der 20 Posten keinen Bieter. Muss am mauen Winter liegen.

Am schönsten sind aber die Mitmach-Preise. Max von Thun stellte sich mal mit Kids in der Jochen Schweizer Arena aufs Surfbrett, diesmal erklärt sich TV-Koch Hans-Jörg Bachmeier dazu bereit, ein Dinner für sechs auf den Abendbrottisch zu zaubern. "Je mehr geboten wird, desto besser wird das Essen", scherzt er. Bei 1000 Euro will ein Bieter wissen, ob das Essen für die Kinder im Preis inbegriffen ist - Bachmeiers fragt lieber nach: "gut erzogene Kinder?" Die Frage bleibt offen, da der Preis schon wieder steigt: Am Ende wird das Abendessen 1600 Euro kosten, ohne Trinkgeld.

Aufs Geld hat auch Benedikt Freiherr von Perfall am Ende nicht mehr geschaut. Beinahe stoisch schaukelt sich der Ehemann von Marie Waldburg in einem veritablen Wettkampf mit einem Konkurrenten hoch bis zur 2000-Euro-Marke, ehe sein Triumph feststeht: Axel Milberg kommt. "Er ist ein Freund von uns und wollte sowieso mal kommen", erzählt von Perfall, "aber wir haben nie einen Termin oder Anlass gefunden." Tja, da muss man erst auf eine Charity-Gala gehen.

"Das ist doch viel schöner, als sich ein Bild an die Wand zu hängen. Und mit dem wunderbaren Axel Milberg macht man auch seinen Gästen eine Freude", sagt von Perfall nach der Auktion. Wie gesagt: Win-win-Situationen, wohin man nur schaut. 50 000 Euro kommen am Ende der Charity-Gala zusammen. Und von irgendwoher glaubt man Bernd Eichinger lachen zu hören.

© SZ vom 07.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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