Beleuchtung in München:Das große Geglitzer

  • Winter in den Städten sind inzwischen kaum noch dunkel: Überall funkelt und glitzert es.
  • Einige Organisationen warnen vor dem Verlust der Nacht.
  • Trotzdem gibt es Städte, die eigens Lichtkonzepte entwerfen. In München gibt es kein Konzept. Die Stadt überlässt das Bestrahlen von über 100 Bauwerken meist Privatinitiativen.

Von Viktoria Großmann

Ursprünglich hatte der Adventskranz 24 Kerzen, heute gibt es 24 Schokoladenfiguren. Das große Gelichter findet draußen statt, in den Straßen. In der Maximilianstraße blinken Kronleuchter, in der Thalkirchner Straße werden Bäume rosa angeleuchtet und in der Brienner Straße funkeln Fassaden. Die Sterne am Himmel sind bei so vielen Lichtern kaum noch zu sehen. Winter sind heutzutage weder weiß noch dunkel. Schon gar nicht an Weihnachten.

Umweltschützer sagen, das eine hängt mit dem anderen zusammen: Viel Beleuchtung verbraucht viel Energie und das wiederum belastet die Natur. Vor allem ist es das viele Licht selbst, sind es die Lichtschleier über den großen Städten, die Lebewesen - Insekten, Vögeln, Menschen - schaden können. Das viele Licht macht uns weder richtig munter, noch richtig müde. Denn dazu braucht es ausreichend Tageslicht: etwa 3500 Lux treffen uns im Freien an einem grauen Wintertag, das Licht macht wach und später schläfrig. Die fehlende Finsternis aber macht unruhig und stört den Schlaf.

Im Umweltrecht gibt es keine verbindlichen Grenzwerte

Organisationen wie die Initiative gegen Lichtverschmutzung oder Verlust der Nacht unterstützen die wissenschaftliche Forschung über die Auswirkungen von zu viel Licht und sammeln Alternativen zur breit gestreuten Beleuchtung. Denn es gibt zwar im Umweltrecht eine Richtlinie zur Bemessung von Lichtimmission, aber keine verbindlichen Grenzwerte.

Ästheten hingegen mögen mit dem Wort Lichtverschmutzung eher allzu aufdringliche Beleuchtung verbinden. Einige Städte nehmen Licht als Gestaltungsmittel sehr ernst und haben ein eigenes Lichtkonzept. So die Stadt Hamburg. Darin ist beispielsweise festgehalten, dass Rathausumgebung und Kirchenplätze von Werbelichtern freigehalten werden müssen. Oder dass in der gesamten Innenstadt keine Wechsellichter blinken dürfen. Auch die Farbtemperatur des Lichts - 3000 bis 4000 Grad Kelvin - ist vorgeschrieben. Seit den Achtzigerjahren wird Licht architektonisch eingesetzt. Flächen, Gebäude, Orte werden gezielt beleuchtet oder auch verdunkelt. Aus Kunstlicht wird Lichtkunst.

Weihnachtsbeleuchtung überlässt man Privatinitiativen

München findet sich auch ohne Konzept schön. Mehr als 100 Bauwerke werden angestrahlt, weil sie es wert sind, nicht weil es in einem Plan steht. Die Weihnachtsbeleuchtung überlässt man, wie es im Rathaus heißt, traditionell Privatinitiativen: So habe sich eine "eigenständige Kultur der Gestaltung der Schaufenster und Ausschmückungen der Häuser der Geschäftsanlieger zur Adventszeit herausbilden" können: Kronleuchter in der einen, überkränzte Lampen in der anderen Straße.

Die Stadt beleuchtet nur die Fußgängerzone und den Tannenbaum vor dem Rathaus und jene in einigen Stadtteilzentren. Zum Teil mit stromsparenden LED-Lämpchen. Blinkend, glitzernd, funkelnd ist Weihnachten als das Lichterfest jedenfalls die ideale Einstimmung auf das kommende Jahr: 2015 wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr des Lichts ausgerufen. Einige deutsche Städte beteiligen sich mit Veranstaltungen, München nicht. München leuchtet auch so.

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