Bekannte Rockergröße:Nach mutmaßlicher Messerattacke: Hells Angel stellt sich Polizei

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  • Ein Mitglied der "Hells Angels" soll in der Nacht auf Sonntag in der Münchner Ludwigsvorstadt einen 32-Jährigen niedergestochen haben.
  • Am Montag stellte sich der Mann der Polizei.
  • In Bayern gehören etwa 700 Männer den großen Rockerclubs an. Im Vergleich mit anderen Bundesländern ist die Szene eher ruhig.

Von Susi Wimmer

Eine schillernde Persönlichkeit aus der Rocker-Szene sitzt hinter Gittern: Lothar H., der eine Gesichtshälfte mit dem fetten Schriftzug "Hells Angels" tätowiert hat, soll in der Nacht auf Sonntag in der Ludwigsvorstadt einen 32 Jahre alten Mann mit einem Messer niedergestochen haben. Das Opfer überlebte dank einer Notoperation, der 53-jährige mutmaßliche Täter sitzt wegen versuchten Totschlags in Untersuchungshaft.

Der Tatort an der Ecke Schiller- und Schwanthalerstraße erinnert an eine andere Auseinandersetzung der Hells Angels im April 2013. Damals tauchte in der Tabledance-Bar "Bad Angels" ein Mitglieder der Bandidos auf. Er wurde bis zur Bewusstlosigkeit zusammengeschlagen, drei Hells Angels mussten sich später vor Gericht verantworten. Ob die Auseinandersetzung am Sonntag um 3 Uhr früh auf der Schillerstraße einen Rockerhintergrund hat, muss die Polizei noch klären.

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Bisher geben die Ermittler nur preis, dass Lothar H. aus dem Landkreis München auf offener Straße den 32-jährigen Kölner niedergestochen habe, "der Auslöser für die Auseinandersetzung ist nicht bekannt". Lothar H. befand sich in Begleitung von zwei Personen, das Opfer hatte drei Bekannte dabei. Nach der Tat ging der Rocker einfach davon. Der Hells Angel, der momentan keinem Münchner Club angehört und die Chapter - die Ortsgruppe - des öfteren wechselt, erschien am Montag in Anwesenheit seines Anwalts bei der Polizei und stellte sich.

Anwalt Santosh Gupta erzählte der SZ, Lothar H. habe sich in Begleitung zweier Damen befunden, die bereits in seinen Wagen eingestiegen waren. Laut H.s Aussage hätten sich vier Kölner genähert, einer habe an den Wagen des 53-Jährigen uriniert. "Dass es daraufhin zu einer Auseinandersetzung kam, bestreitet mein Mandant nicht", sagt Gupta. Zu den Messerstichen allerdings äußere er sich nicht.

Werner Neumann, der sich am Landeskriminalamt mit Organisierter Kriminalität beschäftigt, erzählt, dass seit der Auseinandersetzung vor der Tabledance-Bar in München keine Auffälligkeiten in der Rockerszene zu beobachten gewesen seien. Bayernweit, sagt er, gehören etwa 700 Männer den großen Clubs wie Bandidos, Gremium, Hells Angels, Outlaws und Trust an. "Verglichen mit anderen Bundesländern ist die Szene in Bayern Gott sei Dank eher langweilig", sagt Neumann. "Warum, das wissen wir auch nicht."

© SZ vom 04.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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