Süddeutsche Zeitung

Beginn der Biergartensaison in München:Frühstart im Augustinerkeller

Eigentlich beginnt die Biergartensaison erst Ende März. Doch in den kommenden Tagen soll das Thermometer auf bis zu 20 Grad steigen - und so bereiten sich die Wirte in München schon jetzt auf den Ansturm der Biergartenfreunde vor. Ein Besuch im Augustinerkeller.

Astrid Becker

Es war der Küchenchef. Wolfgang Reithmeier heißt der Mann, der dem Wirt vom Augustinerkeller, Christian Vogler, den entscheidenden Tipp gegeben hatte: "Chef", so sagte er zu Vogler, "mein Gefühl sagt mir, dass wir heuer früher anfangen müssen, den Biergarten für die Saison herzurichten.'"

Vogler, der mit seiner Frau Petra den mit 5000 Plätzen drittgrößten Biergarten der Stadt vor zwei Jahren übernommen hat, reagierte sofort - wenngleich in diesem Jahr unter erschwerten Bedingungen: Denn noch wird auf dem Gelände kräftig umgebaut - und daran werden auch die Frühlingstemperaturen von rund 20 Grad Celsius und die 1500 Gäste pro Tag, die zum Start der Biergartensaison von Freitag an erwartet werden, nichts ändern.

Es verwundert also nicht, dass im Biergarten an der Arnulfstraße unter Hochdruck gearbeitet wird. Da sind die Stände, die völlig neu aufgebaut wurden und die eine komplett neue Küche samt Kühlhäusern, Aufzug, neuer Schänke und sogar neuerdings auch Damentoiletten enthalten. Dies alles wird erst Ende April komplett fertig sein: "Die Saison im Freien beginnt bei uns etwa zwei Wochen früher als sonst", sagt denn auch Christian Vogler.

Seit Tagen schon wird alles auf Hochglanz gebracht, die Kassen werden eingeräumt, der Hendlgrill geschrubbt, die großen 200 Liter-Holzfässer, die sogenannten Hirschen, bestellt. Am heutigen Donnerstag wird der Grill noch von einer Firma aus dem Bayerischen Wald gewartet: "Da kommt dann der Kontrolleur und checkt den Motor, schaut, ob ich etwas falsch gemacht habe", sagt Vogler.

Und natürlich steht auch noch der Gang mit den Behörden durch die gesamte Anlage auf dem Programm. Für Vogler kein Grund zur Aufregung: "Ich bin ja froh, wenn sie kommen, dann weiß ich am Ende wenigstens, dass alles passt." Schankkellner und Servicepersonal - etwa 30 Kräfte auf 400 Euro-Basis, die zusätzlich in der warmen Jahreszeit benötigt werden - stehen ohnehin schon in den Startlöchern: "Die fragen schon laufend, wann es los geht", erzählt auch Voglers Frau Petra. Pro Schicht arbeiten allein im Service des Biergartens mindestens acht bis neun Kräfte.

Ohnehin ist hier in dem Traditionsbiergarten in der Arnulfstraße vieles anders als anderswo. Da sind die vielen Stammgäste - etwa 2500 Menschen kommen in der warmen Jahreszeit regelmäßig, teilweise sogar täglich, in den Biergarten des Augustinerkellers. Viele haben nicht nur eigene Krüge, sondern sogar eigene Tische, die sie sich teilweise sogar vom Schreiner haben anfertigen lassen.

Einer dieser Tische verfügt zum Beispiel über einen kleinen Briefkasten, über den sich die Stammtischbrüder in den Zeiten ohne Mobiltelefon noch gegenseitig Nachrichten übermittelt haben. Auf einen anderen sind Koordinaten graviert, die den Standort des Tisches anzeigen. Stammgäste haben hier eben Sonderrechte.

Und sie sind es auch, die auf "ihre" ganz persönlichen Bedienungen und Schankkellner bestehen - und zwar so sehr, dass sie nur ihnen täglich bis etwa 17 Uhr mitteilen, ob sie vorhaben, ihren Tisch in Anspruch zu nehmen: "Wir selbst sind da gar nicht gefragt, das machen Gäste und Kellner untereinander aus", sagt Petra Vogler. Nur wenn die Stammgäste nicht kommen, dürfen sich an deren Tische fremde Gäste setzen.

So wird es auch am Freitag sein, wenn die Biergartensaison im Augustinerkeller startet: So sagt es die Erfahrung - die der Wirte und die ihres Küchenchefs Wolfgang Reithmeier.

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Quelle:
SZ vom 15.3.2012/bica
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