Beerdigung von Harry Valérien:Ein Reporter in der Himmelsliga

Franz Beckenbauer fehlen die Worte, Markus Wasmeier kann gar nicht genug Gutes sagen: Zur Beerdigung von Harry Valérien sind viele Weggefährten gekommen. Sie erinnern an einen großen Sportmoderator und einen großartigen Menschen.

Philipp Crone

Trauerfeier Harry Valerien

Der Sarg mit dem verstorbenen Sportjournalisten Harry Valérien ist in der Basilika des Klosters in Benediktbeuern aufgebahrt.

(Foto: dapd)

Franz Beckenbauer schüttelt den Kopf, er steht am Donnerstagmittag vor der Basilika des Klosters Benediktbeuern und möchte nichts zu Harry Valérien sagen. Auch ein paar Tage zuvor war es schon so, das erzählt Randi Valérien, die Witwe des am Freitag vor zwei Wochen verstorbenen Sportmoderators, "da habe ich ihn angerufen und gefragt, ob er heute bei der Trauerfeier ein paar Worte sprechen möchte. Der Franz hat nur gesagt: Die Trauerrede müsste eigentlich der Harry halten." Harry Valérien konnte das wunderbar, sagt seine Frau, "er hat das aber auch schon früh lernen müssen, als er im Krieg oft Eltern die Nachricht überbringen musste, dass ihre Söhne gefallen sind."

An diesem nebligen Mittag in Benediktbeuern halten andere nun die Reden auf den 88-jährigen Münchner, der am 12. Oktober auf der Rückfahrt von einem Ausflug im Auto auf dem Beifahrersitz eingeschlafen und an Herzversagen gestorben ist. Einige der 150 Geladenen der Trauerfeier versuchen zu erklären, warum Valérien so ein besonderer Mensch war.

Trauerfeier von Harry Valerien

Fußballprominenz bei der Beerdigung: Franz Beckenbauer (l) und Karl-Heinz Rummenigge.

(Foto: dpa)

Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München, ist zusammen mit den ehemaligen Spielern Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge gekommen, er sagt: "Valérien war einer der alten Schule und hat alle Themen immer aus dem Blickwinkel des Menschlichen gesehen, da bin ich immer gerne hingegangen. Und er hat die Gesprächspartner leben lassen, sein Ziel war es nicht, sich in Szene zu setzen." Und Moderatorenkollege Gerd Rubenbauer sagt: "Ich kann mich genau an unsere erste Begegnung erinnern, da hat er mit seinem klassischen 'Bursch!' angefangen und mir geraten: 'Du darfst dich nie verstellen!' So wie er sich selbst nie verstellt hat."

"Alles ungerade war ihm fremd"

Und wie seine Familie, Freunde und Weggefährten diesen Menschen wahrgenommen und geschätzt haben, unverstellt, das wird in den Reden deutlich. Arthur Cohn spricht nach der Predigt von Pfarrer Stefan Donderer zuerst. Cohn hat nichts mit Sport zu tun, er hat Valérien bei der Sendung "Sonntagsgespräch" kennengelernt, und sagt, dass wohl nie jemand so ein gutes Gespräch mit ihm geführt hat. Mit Cohn, dem Schweizer Filmproduzenten und dreifachen Oscarpreisträger aus Basel. Dieser "liebenswerte, kluge, sensible und bescheidene" Mensch, dem "alles ungerade fremd war".

Ein feierlicher Abschied

Es gibt bei dieser Trauerfeier immer wieder kurze Pausen, Momente der Stille in der wunderschön glitzernden Basilika. Pausen, der Feind jedes Moderators. Aber diese kurzen Momente der Stille wirken hier passend, friedlich, so wie die Atmosphäre auch nicht so sehr von Trauer geprägt ist als viel mehr von einer familiären Festlichkeit. Es ist eine feierliche Verabschiedung. Und so klingt auch die Musik, die von der Familie ausgewählt wurde. Ruhig zwar, aber doch mit Tempo, ein Stück mit Saxofon und Orgel oder der Gitarrensong "Höhenflug" von Willy Astor.

Trauerfeier Harry Valerien

Markus Wasmeier, der ehemalige Skifahrer, verabschiedet den ehemaligen Skireporter mit bayerischen Worten. Neben im auf dem Bild steht Willy Bogner.

(Foto: dapd)

Das plakatgroße Foto von Valérien, das neben seinem Sarg aufgestellt ist, zeigt einen verschmitzt freundlich lächelnden Mann, die rechte Hand nachdenklich ans Kinn gelegt. Markus Wasmeier, der ehemalige Skifahrer, beschreibt den ehemaligen Skireporter mit Worten, wie sie auch Valérien verwendete: mit bayerischen Worten. Er erzählt, wie Valérien noch bis zuletzt die Neuigkeiten aus dem Skisport wissen wollte, während Fritz von Thurn und Taxis, einst Moderatorenkollege beim Bezahlsender Premiere, beschreibt, wie hart Valérien gearbeitet habe. Der Mann, der immer so entspannt wirkte, "plauderte". Er nimmt einen Satz von Dieter Kürten auf, der auch da ist an diesem Tag und 1963 mit Valérien zusammen die ZDF-Sendung "Das Aktuelle Sportstudio" mit ins Leben rief: dass sie dereinst zusammen die Spiele der Himmelsliga moderieren werden.

Zuletzt spricht Tanja Valérien, die Tochter, und sie tut es mit einer Sicherheit und Überzeugung, wie sie offenbar in der Familie liegt. Von Harry Valériens harter Jugend, als im Teenageralter Vater und Mutter starben. Von den Samstagen, an denen er das Sportstudio moderierte, sich in sein Zimmer verzog, aber unbedingt wollte, dass die ganze Familie zu Hause ist, um beim Abendbrot zu fragen, was denn die Kinder und seine Frau von den Studiogästen wissen wollen würden.

Die Tochter erzählt von der schweren Zeit 2007, als ihre Schwester Laila starb, und davon, dass Valérien, als er im Auto einschlief und starb, sich an der Stelle befand, an der seine Mutter einst bei einem Unfall ums Leben kam. "Sie hat dich jetzt zu sich geholt."

Zum Schluss kommt dann noch ein erfahrener Moderator und Trauerredner zu Wort, Valérien selbst. Tochter Tanja fragt, was ihr Vater jetzt sagen würde, sie glaubt: "Für dieses Leben und dieses Sterben würde ich niederknien und dankbar sein."

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