Wohnungsbau:Gemeinsam zum neuen Stadtviertel

Ehemalige Bayernkaserne an der Heidemannstraße - Bauarbeiten

Die Bauarbeiten für ein großes Wohngebiet auf dem Areal der Bayernkaserne haben bereits begonnen.

(Foto: Robert Haas)

Auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne in Freimann sollen einmal 15000 Menschen leben. Ein neues Stadtteilmanagement will beim Bau zwischen Anwohnern, Verwaltung und Bauherren vermitteln.

Von Benjamin Stolz

In der Simulation sind die neuen Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne nur geometrische Formen mit glatten Fassaden, doch das wird sich bald ändern. In zwei Jahren werden die ersten Wohnhäuser bereits geplant sein und der "Schulstandort Süd" schon in Betrieb. Die Bürger von Freimann sind in den Prozess seit fast zehn Jahren eingebunden, kurz nachdem die Stadt das Areal im Jahr 2011 übernommen hatte. An diesem Mittwoch stellte nun das neue Stadtteilmanagement den aktuellen Stand der Planungen und seine Arbeit vor. "Die Freimannerinnen und Freimanner werden 15000 neue Einwohner und eine Kaserne weniger bekommen", sagte Kyrill Hirner von "Stattbau München". Er und seine Kollegen vermitteln zwischen den verschiedenen Interessen und Akteuren des Großprojekts. "Das Quartiermanagement bildet das Scharnier zwischen der Stadtverwaltung und den Bauherren, den Anwohnern und Bewohnern", so Hirner. Zwei weitere "Managements" kümmern sich um die Bereiche Gewerbe und Mobilität. Der Bund fördert das Stadtteilmanagement mit knapp 1,5 Millionen Euro.

Zum Bürgerbeteiligungsprozesses gehört aktuell auch die Kampagne zur Benennung des neuen Viertels: Weil das Quartier seit 2019 einen abgesegneten Bebauungsplan, aber immer noch keinen Namen hat, darf sich der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann dieser Aufgabe widmen. Eine Jury wählte unlängst aus knapp 300 Vorschlägen 14 aus, über die die Anwohner mittels Wahlkarten abstimmen. Die Grünen hatten das Vorgehens in der vergangenen Bezirksausschusssitzung scharf kritisiert. "Warum werden nur Freimanner beteiligt?", kommentierte Ekkehard Pascoe (Grüne), der außerdem die Anzahl der Vorschläge und die Auswahlkriterien hinterfragte. Noch bis 10. November dürfen Freimanner Bürger aus Vorschlägen wie "Nordend", "Alte Kaserne" oder "Neufreimann" wählen. Bei der nächsten Tagung des Bezirksausschusses Mitte November könnte das Ergebnis bereits bekanntgegeben werden.

Einig sind sich die Beteiligten, dass der neue Stadtteil möglichst umweltfreundlich gebaut und gestaltet werden soll. Der Weg dorthin aber ist noch strittig. In der letzten Bezirksausschusssitzung wurden Anträge der Grünen auf eine Starkregensimulation und die Berücksichtigung besonderer Energiestandards in einer Treibhausgas-Bilanz mehrheitlich abgelehnt. "Wir haben die Bayernkaserne als Pilotprojekt ausgewählt", erklärt Christian Uhl vom städtischen Kommunalreferat in seiner Präsentation. Von den 1,2 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfällen der Kaserne können gut die Hälfte etwa als Nährboden oder recycelter Beton wiederverwendet werden.

"Das ist erst der Auftakt zu viel Information, die sie erhalten"

Trotz der Bemühungen um Bürgerbeteiligung ist die Stimmung im Chat bei der Online-Veranstaltung, in dem sich die Zuschauer schriftlich und meist anonym äußern, durchwachsen. Die Sorgen gelten vor allem der Verkehrssituation: Beklagt werden zu wenige geplante Parkplätze, zu viel Autoverkehr und Lücken im öffentlichen Verkehrskonzept. Das Mobilitätsmanagement geht kaum auf die Fragen ein und verweist auf die Zukunft, die laut Präsentation mehr Angebote für Car-Sharing, Leihfahrräder und Lastenräder bringt. "Das ist erst der Auftakt zu viel Information, die sie erhalten", sagt Natalie Schaller von Stattplan München.

Fest steht, dass auf dem Gelände bald knapp 5500 Mietwohnungen entstehen - 1100 davon durch private Investoren. Die städtischen Wohnbaugesellschaften GWG und Gewofag werden die Hälfte der Wohnungen errichten. Genossenschaften bauen 40 Prozent der Gebäude. Nachdem das "München Modell Eigentum" im letzten Jahr eingestellt wurde, wird der Großteil der Bayernkaserne aus geförderten Mietwohnungen bestehen.

"Ich möchte Sie bitten, mit am Ball zu bleiben", appelliert Kyrill Hirner an die Zuhörer. Das neue Viertel soll sich nicht nur als reines Wohnviertel in die städtische Umgebung einfügen, sondern auch mehrere Schulen, Nachbarschaftstreffs, Geschäftslokale und eine Stadtteilbibliothek beherbergen. Verläuft alles nach Plan, ziehen die ersten Bewohner im Jahr 2024 ein. Die Arbeiten im ersten Bauabschnitt haben bereits begonnen.

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