Der letzte Testlauf hat funktioniert, an diesem Montag geht die Bayernkaserne ans Netz: Die Münchner Freifunker haben es in wochenlanger Arbeit geschafft, jungen Flüchtlingen dort ein kostenloses Internetangebot zu bieten. Die sogenannte Hütte am Eingang des Geländes bietet nun für zunächst hundert Nutzer Wlan, schrittweise soll die gesamte Bayernkaserne flächendeckend einen freien Internetzugang erhalten.
"Das ist ein Pilotprojekt", sagt der Schwabinger Bezirksausschussvorsitzende Lars Mentrup. Der SPD-Politiker stieß vor zwei Wochen zu den Freifunkern, weil er von der Idee, Flüchtlingen in München kostenloses Internet anzubieten, begeistert war. Seither knüpft er Kontakte in den Behörden und seiner Partei, verhandelte mit dem Kommunal- und dem Sozialreferat. Markus Schön vom Stadtjugendamt und Sozialreferentin Brigitte Meier hätten den Plänen zugestimmt, auch Oberbürgermeister Dieter Reiter sei im Hintergrund in dem Projekt involviert, sagt Ole Dreessen, Vorsitzender der Initiative "Freifunk München". "Unser Ziel ist es, alle Flüchtlingsunterkünfte in städtischer Verwaltung mit kostenlosem Wlan auszustatten", sagt Dreessen.
Wozu Flüchtlinge Internet brauchen
Für viele Flüchtlinge ist das Internet die einzige Möglichkeit, mit ihren Familien zu Hause zu kommunizieren. Die Freifunker wissen deshalb auch genau, was die in München lebenden Flüchtlinge im Internet nutzen: "Sie skypen nach Hause und untereinander", sagt Dreessen. Viele Flüchtlinge hätten sich unterwegs oder sogar erst in München aus den Augen verloren und wollen über das Internet Kontakt aufnehmen. Auch Whatsapp und Youtube nutzen vor allem junge Flüchtlinge gerne. Oder Übersetzungsdienste im Internet - die konsultieren die meisten, wenn sie denn können. Doch reguläre Internetanschlüsse können sie sich überhaupt nicht leisten. Selbst wenn sie eine Sim-Karte für ihr Handy aktivieren wollen, müssen sie dafür online gehen.
Vorurteile:Handys sind für Flüchtlinge kein Luxus
Wer ein Smartphone hat, dem kann es nicht schlecht gehen. Klingt logisch, ist aber falsch. Je schlechter es einem Menschen geht, desto dringender braucht er ein Smartphone.
Lars Mentrup sieht in einer flächendeckenden Versorgung mit kostenlosem Internet auch die große Chance, die Flüchtlinge in verschiedenen Sprachen gezielt mit Informationen zu versorgen, etwa auf einer Startseite. Dort könnten die Behörden auch Aufklärung betreiben, dass im Internet nicht auf verbotenen oder jugendgefährdenden Seiten gesurft wird. "Bei Freifunk gibt es nämlich keine Zensur", sagt Dreessen. Im Sozialreferat setze man deshalb auf Prävention und Aufklärung, statt auf Verbote und Zensur.
Die Kosten für den Internetanschluss in der Bayernkaserne übernimmt laut Mentrup das Sozialreferat. Es handle sich dabei um einen mittleren vierstelligen Betrag. Allerdings suchen die Freifunker noch Spender für die laufenden Kosten. Denn die Internetexperten leisten ihre Arbeit rein auf ehrenamtlicher Basis. Auf eigene Kosten haben sie auch am Münchner Hauptbahnhof eine Art Erste Hilfe geleistet: Am Eingang zur Schalterhalle im Flügelbahnhof haben sie eine kostenlose Wlan-Zone für Flüchtlinge aufgebaut - für einen ersten Gruß an die Heimat.